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Schiefe der Ekliptik
Werth (na) der Schiefe kann durch die
sen periodischen Einfluß erst um 9"
kleiner und dann um 9" größer werden
(aus diesem Grunde die Grenzwerthe
m — 9" und m -f- 9" erhalten), dem
gemäß der ganze Unterschied (m -j- 9"
— [m — 9"] —) 18" beträgt. — In
ein weiteres Detail über diesen Einfluß
der Anziehungen von Mond und Sonne
auf daö Erdsphäroid kann ich jedoch
erst in dem schon citirten Art. Vorrü
cken der N a ch t g l e i ch e n und in dem
damit verwandten Wanken der Erd-
are (Nutation) eingehen, wohin ich dem
nach ausdrücklich verweise.
Um die nachgewiesene Größe der
„Schiefe der Ekliptik" stehen also,
dem Begriffe gemäß, die Wendekreise
vom Aequator und die Pole der
Ekliptik (gleichwie die durch dieselben
gehenden Polarkreise) von den Po
len des Aequators ab, indem sich
die Aren größter Kreise unter ebenden
Winkeln wie diese Kreise selbst gegen
einander neigen ; und je mehr die Schiefe
abnimmt, um so mehr nähern fich
demzufolge die Wendekreise dem Aequa
tor, und die Polarkreise den Polen, d. h.
um so mehr verengen sich die heiße
und die beiden kalten Zonen, wogegen
sich die gemäßigten in demselben Ver
hältnisse ausdehnen. Könnte eine solche
Abnahme der Schiefe bis auf 0 Statt
finden, so daß ein Zusammenfallen
der Ebenen des Aequators und der Eklip
tik einträte und die Rotationsare des
Planeten damit auf der Bahnebcne senk
recht stände, so würde sich die gemäßigte
Zone (wie wir diesen Fall für den Pla
neten Jupiter, S. 831, nachgewiesen
haben) alsdann über die ganze Erd
oberfläche verbreiten, und es würde auf
ihr eine durchgängige stete Gleichheit von
Tag und Nacht, und ein steter Frühling
(oderHerbst) herrschen. Herodot (meine
gelehrteren Leser werden fich die bestimm
tere Stelle schon selbst aufsuchen)* ge-
ri scheu Einfluß auf den Mit Plane
ten Erde, lind ganz abgesehen von dessen
specieller sphärvidischer Gestalt nachgewie
sen habe.
^ Ich finde sie nachträglich in B a i l l y'S
..Histoire de Gastronomie ancienne"
citirt. «Enterp e« (II), 142.
— Schifffahrtskunde.
denkt dagegen einer Tradition der Egyp-
ter, der zu Folge die Ekliptik einstmals
vielmehr sogar senkrecht auf der Ebene
des Aequators gestanden habe; allein un
ser vorn (und deßwegen mit der Bevor
wortung „vergl. unten") ausgeführter
astronomischer Beweis des bloßen
Hin- und Herschwankens der Schiefe zwi
schen unübersteiglichen Grenzen scheint da
wider zu sprechen. — Mit dieser inte-
reffantenGegeneinanderftellung astronomi
scher Gründe und historisch er Behaup
tungen beschließe ich übrigens, da die
literarischen Notizen schon im Lause
des Vortrages selbst beigebracht find,
diesen wichtigen Artikel.
Schisffahrtskunde;* Tractatus de
navigatione, Rerum nauticarum scien
tia; Traite de natn"ation. Die Kunst
der Schiffsleitung. Dazu gehört, außer
der nächsten technischen Kenntniß der
Schiffsregierung durch Ruder, Segel rc.,
besonders auch die Kenntniß der Gestirne
und der Anwendung davon zur Orts
und Wegbestimmung ans dem sonst spur
losen Ocean, und unter diesem Gefichts-
puncte muß die Schifffahrtskunde aller
dings als eine Dependen; der Astrono
mie, und zwar als ihre wichtigste ** Aus«
Übung betrachtet werden.
Freilich würde sie aber bei consequen
ter Verfolgung unter diesem Gefichts-
puncte neben manchen andern bezügli
chen , zum Theile sogar zunächst beizu
bringenden Auseinandersetzungen, eigent-
* Ich könnte selbst sagen : S t e u e r m a » » s-
fund; denn wenn inan der »Schiff-
fahrtSkunde« auch einen weitere» Kreis
von Kenntnissen anweisen wollte, so sollte
der vollkommene Steuermann
doch nicht weniger mit allen diesen
Kenntnissen vertraut seyn. — Daher werde
ich im spateren Artikel „Steuermannö-
knnst , <l ohne weitere Distinctio» , auch
schlechterdings nnr hierher zurück ver
weisen.
** Also habe ich auch die „Sch if sfa h rt S-
k u n d e," neben der N e g u l i r u » g d e S
Kalenders, an mehreren Orten unse
res „a st r v n v m i sch e n" Werkes bezeich
net; die höchste praktische Wichtigkeit
bewährt die Astronomie in der That
gerade nur in diesen beiden Anwendungen.