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Schwerpunkt.
Physiker M u n ck r zu empfehlen, welcher
diese Lehre in ihrer gegenwärtigen Aus
bildung im allgemeinen Art. Schwere
für die oft citirte neue Ausgabe von
Gehler's „Physikal. Wörtrb." (auf die
ich daher auch schon im vorangehenden
Vortrage als betreffende Literar-No
tiz verwiesen habe), wie es mir scheint,
vortrefflich, nur für meine Absicht viel
zu gelehrt und ausführlich behandelt hat.
— In historisch er Rücksicht schließlich
bemerke ich aber, daß der Gegenstand
dieses, gleichwie des vorangehenden Ar
tikels ausführlicher zuerst von Newton
in der ..Principia" behandelt worden ist.
Schwerpunkt , „Mittelpunct der
Schwere;" Centrum gravitatis; Centre
de gravité. In jedem schweren festen
Körper, von welcher Form er auch sey,
gibt cs einen Punct, welcher so liegt,
daß alle Theile des Körpers um densel
ben nach jeder Seite zu eben so viel
statisches Moment haben, als nach der
entgegengesetzten Seite, oder daß alle
Theile den Körper nach jeder Seite eben
so stark um denselben Punct umzudrehen
streben, als dieß diese Theile auf der an
dern Seite nach der entgegengesetzten
Richtung thun, daher sich die Bestrebun
gen zur Umdrehung um diesen Punct
ringsum aufheben, gleichsam als wenn
in demselben die ganze Schwere (Masse)
des Körpers vereinigt wäre; dieser Punct
beißt des Körpers „Sch w erpu nct." —
Also die schulgerechte Erklärung, mit wel
cher ich freilich anheben mußte. Sonst
würde ich mich kürzer haben fassen kön
nen , da es unsere Wissenschaft der G e
stirnkünde hinsichtlich des „Schwer-
punctes" der Körper („Mittelpunctes ih
rer Schwere," wie ich schon im Artikel
Mittelpunct mit Verweisung hierher
gesagt habe) besonders nur mit der Ku
gel, als (vergl. d. A.) vorherrschender
allgemeiner Gestirnform, zu thun hat,
die Bedingung aber, daß bei der Kugel
der „Schwerpunct" (der Mittelpunct der
Schwere) mit dem (Kugel-) Mittel-
puncte (dem Mittelpuncte der Größe,
vergl. M i t t e l p u n c t) zusammenfalle,
nach der obigen Definition von selbst
einleuchtet. * In diesem Mittelpuncte,
* Dabei wird freilich, wie nicht weniger
von selbst erhellt, zunächst vorausgesetzt,
diesem „Schwerpuncte" der demnach als
reine Kugeln angenommenen Weltkör-
per kann man sich, wie wir auch so oft
(namentlich noch in Mittelpnnct, S.
135) gethan haben, die ganze Masse
(das ganze Gewicht) des Körpers con-
centrirt denken; nach diesem (Kugel-)
daß die Materie der Kugel entwe,
der durchaus homogen sey. oder
doch in gleichen Abständen vom Mittel-
puncte (in jeder Kugelschicht, jeder
K u g e l k a p p e, Kngelschale oder Hülse)
gleiche Dichtigkeit habe.
Ferner werden mir die Leser die sphci-
roidische (statt der reinen Kugel-) Ge.
stalt namentlich gleich unseres Planeten
Erde einwenden, worauf ich dieferwegcn
schon im Art. Schwere der Erdkör-
per hier und noch ausführlicher im
Vortrag über Schwungkraft zurück-
zukommen bevvrwortet hatte. Bei einem
regelmäßigen E l l i p l v i d (Sphärvid).
als welches sich der Erdkörper (Abplat
tung. S. 22) solchergestalt (wenigsten«
sehr nahe) darstellt, liegt der „S ch w e r-
Punct," wie man ebenfalls ohne weite
res zugibt, unter Voraussetzung einer
nämlichen Homvgeneität der Ma
terie, im DurchfchniktSpuncte der gro
ßen und kleinen Axe, und würde also
mit dem Mittelpuncte einer um das Erd-
elljpsoid beschriebenen Kugel, d. h.
einer Kugel vom Radius der halben gro
ßen Axe cvincidiren. Letztere haben
wir 1. o. — . . . . 1719 Meilen
und die kleine Axe da
gegen 1713 »
gefunden, demnach der
ganze Unterschied ... 6 Meilen
und die Hälfte ... 3 »
etwann ( 6/1719 —) '/300 beträgt, um
welche sich der (also der halben g r 0 ß e n
Axe gleiche) Kugelradius von der
halben kleinen Axe unterschiede, wo
nach man, auch unter diesem GesichtS-
puncte, die Znläßigkeit unserer früheren
Annahme der reinen Kugelgestalt für
den Erdkvrper, und dcS Zusammenfalle»«
deS M i t t e l p » n c t e S seiner
Schivere mit dem (Kugel-) Mittel-
puncte seiner Große, gleichwie der
durchgängigen Richtiing der Schwere
nur »ach diesem letzteren Puncte be»r>
theilen kann.