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(sonne.
lebhaften Einbildungskraft eines jeden Le
sers. — Das dankenswerthe Hauptresul
tat von Schwabe's Beobachtungen ist
also die durchgängige Bestätigung der
Herschel'schen Ansicht von der phy
sischen Beschaffenheit des Sonnenkörpers.
Diese Ansicht erhält aber noch eine an
derweitige Bekräftigung durch sehr deli
kate Bestimmungen über eine gewisse Pe-
riodicität der S onnenflecke (Wie
derkehr gewisser bestimmter Formationen
dieser Flecke nach bestimmten Zeiten und
an bestimmten Puncten der Sonnenschci-
be), worüber ich schon Mittheilungen be
sitze und nur noch mehrere erwarte, um
dann in dem folgenden Artikel auf die
sen so interessanten Gegenstand nochmals
zurückzukommen.
Soweit Herschel-Schwabe. — Ich
habe mich aber jetzt erst noch über eine,
mit ihren Erklärungen von der Natur-
beschaffenheit des Sonnenkör
pers in der engsten Verbindung stehende
andere Erscheinung, nämlich über das
sogenannte „T hi er kre is-" (Zodiakal-)
Licht (Lodiacus - Thierkre i s; vergl.
den besondern Art.) auszusprechen. Wenn
die Sonne nämlich eben untergegangen
ist oder eben aufgehen will, sieht man,
besonders im Frühjahr und Herbste, und
in den Tropenländern, * „ein," wie sich
Hansen I. c. darüber ausdrückt, „blas
ses , zartes, dieses Gestirn begleitendes
und in länglich schmaler linsenförmi-
g e r Gestalt erscheinendes Licht. Wäh
rend der Monate März, April und Mai
zeigt es sich nach dem Untergange,
und 6 Monate nachher vor dem Auf
gange der Sonne. Dasselbe erstreckt
sich alsdann vom Horizonte in schräger
Richtung aufwärts; die Entfernung sei
nes Scheitels von der Sonne verändert
sich zwischen 40" und 90°, und seine
Breite geht von 8° bis auf 30°. In der
Wirklichkeit liegt die Are dieses Licht
scheins in der Ebene des Sonne n-
ä q u a t o r s , und er erstreckt sich über
die Bahn des Merkurs hinaus." Worin
besteht er nun aber? Darauf habe ich
schon im Art. Atmosphäre der Sonne
* Die Erklärung, weßhalb namentlich zu
dieser Zeit und i» diesen Ländern,
im schon bezeichneten besondern Artikel
T h i erkreislicht.
geantwortet: „er besteht in der, durch
die schnelle Arendrehung der Sonne * zu
jener Linsen- (sphäroidischen) Gestalt ab
geplatteten und so weit ausgedehnten,
leuchtenden Sonnen - Atmosphäre." Die
Existenz einer solchen „Sonnen - Atmo
sphäre" wird also durch den Augenschein
des Zodiakal-Lichtes dargethan, und sol
chergestalt die obige Darstellung von Her-
schel und Schwabe über Sonnenbeschaffen-
hcit noch mittelsteines Beweisgrundes mehr
unterstützt. Dieß habe ich auch mit der
Erwähnung in Beziehung auf jene Dar
stellung besonders beabsichtiget. Man hat
die oben beigebrachten früheren An
sichten von der Feuer-Natur des Son«
ncnkörpers stets als ein so entscheidendes
Argument gegen seine Bewohnbarkeit und
Bewohntheit, worüber ich doch auch ein
Wort sagen muß, geltend gemacht,'^ daß
dadurch Alles, was für eine geeignetere
physische Beschaffenheit dieses Gestirns
zeugt, eine Bedeutung mehr erhält. Denn,
wenn es gewiß ist, und der Naturphilo-
soph also mit seiner Behauptung Recht
hat, daß die Weltkörper bewohnt sind,
aus dem einfachen Grunde der Ueber
zeugung des denkenden Geistes
von der höchst möglichen Zweck
mäßigkeit alles Erschaffenen;
so hieße es den Schöpfer einer eigen
thümlichen teleologischen Jnconscquenz
beschuldigen, gerade den größten aller
Körper unseres Systems von dieser all-
* Die Sonne drehet sich, wie schon oben
erwähnt ist, zwar erst in 25 Erden-Ta
gen um ihre Axe; ihr Aequator übertrifft
ober (vergl. ebenfalls oben) den Erd«
Aequatvr dabei an Umfang über 100
Mal, wonach die Notationsgeschwindig
keit eines Punctes desselben also ( i00 /25 —)
über 4 Mal größer als bei uns ist.
** Selbst HuygenS, der doch die Be-
wvhntbeit aller übrigen Systemskvrper
einräumt (in dem oben erwähnten Werke
Oosraotbcor. S. 126): .,In hoc ipso
Sole non improbabile quibusciam vi
sura est, animalia vivere posse. Sed
cum multo magis etiam , quam in
Lunis. conjectura omnis hic difiaut,
nescio, qua ratione id ita esse opi-
nati sunt.“ — Hersche l's im Texte
aufgeführten „rationes“ würden feine
Ansicht wahrscheinlich verändert haben.