Full text: L-Z (2. Band)

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Sonnenflecken 
scheibe viel dunkler ausgesehen habe, aus 
großen und häufigen Sonnenflccken er 
klären. 
Kepler glaubte, den Mercur am 28. 
Mai 1607 ebenfalls in der Sonne gese 
hen zu haben* („Phaenomenon singu 
lare 8. Mercurius in Sole. Lips. 1609. 
4. ) ; als Er aber später Nachricht von 
der Entdeckung der Sonnenflecke erhielt, 
bekannte Er selbst, im Irrthume gewesen 
zu seyn. Kepler hat also unter den 
Neueren zuerst einen „Sonnenflcck" 
gesehen, ohne ihn jedoch dafür zu er 
kennen; Er war aber selbst daraus 
stolz, und nennt sich in der Vorrede zu 
seinen Planetcntafeln (Kepler's 
Problem^ S. 888) „Felix hoc ipso, 
quoti primus hoc saeculo maculorum 
observator!“ vergleicht sich auch mit dem 
Marius, welcher (Nebenplaneten, 
5. 212) die Jupitersmonde auch 
zuerst gesehen, aber ebenfalls nicht für 
das, was sie sind, erkannt habe. 
Bald nach Erfindung der Fernrohre 
erblickten mehrere Beobachter die Sonnen 
flecken fast zu gleicher Zeit. Johann 
Fabricius, dessen Vater, David, 
Prediger zu Ostcll in Ostfriesland, und 
selbst Beobachter war, brachte von einer 
Reise durch Holland ein Fernrohr mit, 
durch welches er, sammt seinem Vater, 
ohne weitere Vorbereitung auf Gefahr 
ihrer Augen Flecken beobachteten, und aus 
deren Bewegung sogleich auf eine Aren- 
drehung der Sonne schloßen. Es ist 
Schade, daß sie den Tag der ersten Wahr 
nehmung nicht genau angemerkt haben; 
indeß ist die Schrift) welche der Sobn 
darüber zu Wittenberg drucken ließ, „Jo. 
Fubricii Phrysii de maculis in Sole 
observatis et apparente earum cum Sole 
conversione.“ 4. vom Juni 1611, und 
unzweifelhaft die allererste über die 
sen Gegenstand erschienene. Auch 
gesteht Kepler (l.c.) dem Fabricius 
die Ehre der Entdeckung (vergl. jedoch 
hinten) zu. Letzterer erzählt in seiner 
* Ich finde, daß diese Keplcr'sche Beob 
achtung an einem im verfinsterten 
Z i m m e r (vergl. d. Art. Z i in in e r, 
verfinstertes) aufgefangenen Son 
nenbilde (einer Projection) gemacht wor 
den ist, worauf ich unten ebeufasts zu 
rückkomme. 
Schrift, daß er sich seit dem Anfange des 
Jahres 1611 die Bewegung der Flecken 
notirt habe, daher man die Wahrnehmung 
spätestens in das Ende des vorangehen 
den Jahres 1610 setzen kann- 
Dagegen wurden diese Flecken erst im 
März des folgenden Jahres 1611* 
zu Ingolstadt vom dortigen Professor der 
Mathematik, dem Jesuiten Christoph 
Sch ein er, gesehen, welcher die Sonne, 
wenn sie hinter einem dünnen Wolkcn- 
flore stand, durch ein Fernrohr beobach 
tete. Er zeigte diese Erscheinung am 21. 
desselben Monats seinem Collegen, dem 
P. Cysatus, und bediente sich bei fort 
gesetzten Beobachtungen erst (vergl. oben) 
blauer Gläser, bis er später die im Art. 
Helioskop, S. 249, beschriebene Vor 
richtung erfand, wobei das Sonnenbild 
mittelst eines ausgezogenen Fernrohres 
(also auf eine vollkommnere als die oben 
mit Verweisung hieher erwähnte Kepler- 
sche Weise) im verfinsterten Zimmer pro- 
jicirt wird.** Dieß setzte ihn in den 
Stand, das Phänomen noch mehreren 
seiner Ordensbrüder zu zeigen, so daß 
sich der Ruf davon bald verbreitete. Weil 
man aber nach der damaligen Aristoteli 
schen Philosophie die Sonne für den voll 
kommensten Körper, für (s. den vorausge 
henden Art. Sonne sub line) das „reinste 
Feuer" hielt, so mochte der Provincial 
des Ordens, Theodor Busäus, die 
Entdeckung von „Flecken" in diesem Ge 
stirn nicht ohne Behutsamkeit veröffent 
lichen lassen, und Sch ein er sendete da 
her die Nachricht an den gelehrten Pa 
tricier Marcus Welser zu Augsburg, 
welcher sie: „Tres cpistolae de maculis 
solaribus scriptae ad Marcum Felserum, 
cum observationum iconismis.“ Aug. 
Vindelic. 1612 . 4. unter seinem Namen 
* Also doch immer noch vor der oben für 
den Juni desselben Jahres nachgewiese 
nen Bekanntmachung der Entdeckungen 
des FabrieinS, von welchen S ch e i- 
ner demnach keinerlei Kenntniß gehabt 
zu haben scheint. 
** Diese historischen Details find nach La 
la n d e „Astronomie.“ Buch XX. vor 
getragen, welcher sich dabei auf das un 
ten näher zu bezeichnende große Werk der 
„Rosa Ursina“ von Scheinet selbst 
bezieht.
	        
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