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Spiegel-Teleskop.
die nachfolgende Beschreibung näher zei
gen wird, dabei der Spiegel doch mit
einem Augen gl äse verbunden ist;
„Reflektor" aber heißt dasselbe, im
Gegensatze der Refractoren (s. Fern
rohr, S. 420), weil die Wirkung nicht
wie bei diesen durch gebrochene, son
dern (hauptsächlich) durch (vom Spie
gel) „reflectirte" Lichtstrahlen erfolgt;
und der Ausdruck „Teleskop" endlich ist,
seiner Etymologie (>. c.) gemäß, zwar
eigentlich allen Arten von Fernrohren
gemein, wurde aber gemeiniglich doch
nur den besseren gegeben, und ist, da
man sonst die Spiegel-Fernröhre da-
für erkannte, denselben verblieben.
Auf die Anwendung von Spiegeln bei
Fernrohren verfiel, um meinen Vortrag,
wie es mir in diesem Falle am besten
erscheint, historisch anzuordnen, zuerst
der P. Mersenne (französischerMathe
matiker, Mitglied der Sorbonne, st-, zu
Paris 1646) gekommen zu seyn. Er sagt
Spiegel empfiehlt, ohne daß jedoch auch
dieser Vorschlag in das Leben getreten
wäre.
Inzwischen entdeckte Newton im
Jahre 1666, daß die Abweichung bei den
dioptrischen Fernröhren („Refrac
toren") großentheils von der durch die
Brechung der Lichtstrahlen in den
Glaslinsen hervorgebrachten Farben-
zerstreuung abhange; und da ihn
(vcrgl. Achromatisch, S. 32, gleich
wie Fernrohr, S. 448) seine Versuche
verleiteten, diese Abweichung bei bloßen
Gläsern (Objectiv-L i ns en) für un
vermeidlich zu halten, so wendete Er,
den Andeutungen der erwähnten Optiker
gemäß, von dieser Zeit an alle seine Auf
merksamkeit nur auf Darstellung von
Fern-Jnstrumenten mit S p i e g e l n („Re
st e c t o r e n"), indem das von den S p i e-
g e l f l ä ch e n zurückstrahlende (das r e-
flectir te weiße) Licht, namentlich wie
es von den Gestirnen auf die Spiegel
(Universae Geometriae mixtaeque Ma- faCst, n ich t, gleich den in den gewohtl-
thematicae Synopsis. Paris 1644. 4. lichen * Objectio g l a se rn der„Refrac-
in Gatoptrica. prop. VII.): „man könne
einen großen parabolischen Hohl
spiegel (s. d. A) mit einem kleineren,
ebenfalls parabolischen Hohlspiegel oder
auch mit einem Planspiegel dergestalt
verbinden, daß das Ganze, wie ein Fern-
rohr, entlegene Dinge vergrößert zeige."
Von einer praktischen Ausführung dieser
Idee finde ich jedoch nirgend Etwas.
Einen ähnlichen Vorschlag machte Ja
kob Gregory (Professor der Mathe
matik zu St. Andrews in Schottland,
bekannt durch seine vortreffliche, gleich
toren" dagegen gebrochene Licht
strahlen, in Farben zerstreut wird. Auch
glückte es Ihm wirklich, ein Teleskop mit
einem Metall spiegelt zu Stande zu
bringen, welches 30 bis 40 Mal vergrö
ßerte, und welches Er („The history
of the royal Society.“ London. 1756.
4. B. III, S. 4.) der Königlichen Socie
tät zu London am 18ten Januar 1672
überreichte, von der das Instrument mit
Beifall aufgenommen wurde.
Dieses Newton'sche Spiegel-
Teleskop (Tubus Newtonianus ; Te-
näher zu erwähnende Optik, gest. \d>l§)\lescope Newtonien) besteht aus einem
in seiner eben genannten „Optica pro
mota." London. 1663. 4., wo er gleich
falls die Anwendung „parabolischer"*
* Ma» könnte nach dem Grunde des ge
rade dieser Farm gegebene» Vorzuges
fragen; sie findet sich im eitirten Art
Parabolischer Spiegel angegeben:
ein „parabolischer Hohlspiegel" ver
einiget die von einem Gegenstände, na
mentlich einem Gestirne, auf ihn fallen
den Strahlen zu einem bestimmteren
Bilde, als ein gewöhnlicher sphä
rischer Hohlspiegel. Allein der
gleichen „parabolische" Hohlspiegel find
(vergl. unten) schwer zu machen.
* „Gewöhnlichen ," nämlich den zu N e w-
t v n'ö Zeiten, also vor der Dvllond'scheii
Erfindung der (vgl. wieder Fernrohr,
I. c.) „Achromasie" (Farben-Vernichtnng),
nur noch gebräuchlichen einfachen Linsen
aus Einer und derselben Glasart, wo
gegen unsere jetzige» „achromatische n"
Linsen bekanntlich aus m e h r e r e n Glas
arten zusammengesetzt sind.
** Gläserne Hohlspiegel kann man we
gen der doppelten Bilder, welche sie
machen, indem sowohl das Glas als die
Belegung, und zwar um so mehr spie
geln , als jenes stärker ist, nicht wohl'
brauchen.