Full text: L-Z (2. Band)

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Spiegel-Teleskop — 
Stabilitäts-Problem. 
blechen zusammengesetzt, welche durch Rei 
fen zusammengehalten werden; der Spie 
gel allein wiegt über 20 Centner, und 
dennoch ist * dieser optische Riese von 
Teleskop leicht zu bewegen, so geschickt 
ist der Mechanismus eingerichtet. 
Dieses Werkzeug hält nun zwar, je 
nachdem man es mit Ocularen von kür 
zerer Brennweite verbindet, erstaunliche 
Vergrößerungen ans: man hat dieselben 
bei der Anwendung auf Fixsterne bis 
auf das 3000fache getrieben; allein für 
die näheren Himmelskörper: den Mond, 
die Planeten, überschreitet man aus den, 
schon in Fernrohr, S.427, entwickel 
ten Gründen doch nicht gern eine 300ma- 
lige Vergrößerung; und das „Rieseu-Te- 
leskop" hat daher den, von demselben ge 
hegten übertriebenen Erwartungen auch 
eben so wenig, als die unmäßig langen 
älteren Nefraetoren entsprochen, de 
ren Geschichte ich im Art. Fern röhre, 
S. 446 flgd., vorgetragen habe. Dazu 
gesellte sich der auch schon oben angedeu 
tete, bei allen Spiegel-Teleskopen hin 
derliche Umstand des baldigen Anlaufens 
des polirten Metalls und des Bcschlagens 
durch die kühlen Nachtdünstc, welches ein, 
bei großen Spiegeln doppelt beschwerli- 
lichcs beständiges Reinigen nothwendig 
macht. Herschcl selbst hat daher auch 
mehr mit dem oben erwähnten bloß 20fü- 
ßigen Instrumente operirt. und sein Sohn, 
John Herschel, wendet dasselbe neben 
den, wie gesagt, jetzt gebräuchlicheren Re- 
fractoren ebenfalls vorzugsweise an. 
Aller solcher Erfahrungen uncrachtet, 
ist in der neuesten Zeit doch der Versuch 
gemacht worden, Herschel's Leistungen 
in dieser Art durch eine noch riescnmä- 
ßigere zu übertreffen: der Irländische 
Graf von Rosse, ein eifriger Liebhaber 
der Astronomie, hat auf seiner Besitzung 
P a r s o n s t o w n in Irland ein Newton- 
sches Spiegel-Teleskop von 54 Fuß Länge 
* Ich sollte sogen »war;" denn so viel ich 
weiß, wird dieses bewundernswürdige In 
strument gegenwärtig nicht weiter be 
nützt ; man bedient sich nur noch des 
kleineren. — Die Nefraetoren sind 
überdieß, besonders feit F r a u e » h o f e r, 
zu sehr vervvllkonnnnet, um nicht die 
Reflecto re n wenigstens meistens zu 
verdrängen. 
und 6 Fuß Spiegelöffnung (statt der an 
gegebenen Herschcl'schen resp. 40 und 5) 
zu Stande gebracht, von welchem man 
Anfangs Wunderdinge erzählte (wie auch 
ich im Art. Mond, S. 165, schwach 
genug gewesen bin, darauf einzugehen), 
und dessen Leistungen selbst der Englische 
Hof-Astronom South sehr lobte. Seit 
dem habe ich aber Weiteres darüber nicht 
gefunden, und muß mich daher auf diese 
bloße Andeutung beschränken, mit wel 
cher ich, da mir ein eigenes (wenigstens 
neueres)" Werk über „Spiegel- 
Teleskope" nicht bekannt ist, und ich 
also der gegebenen Beschreibung und 
Erklärung und der alsbald eingeleg 
ten historisch en Notizen besondere li 
terarische nicht weiter hinzufügen 
kaun, zugleich den Artikel beschließe. 
StabilitätS - Problem in der 
Astronomie; kroblema stabilitatis 
rmindi : Probleme de la stabilité du monde. 
Die Untersuchung über die Dauer der 
Welt oder, bestimmter, unseres Planeten 
systems. 
Ich habe diese wichtigste Frage der 
ganzen Astronomie: ob der Schöpfer 
H i m m e l s u n d d e r E r d e n diese 
s e i n e S ch ö p fu n g z u e i n e r e w i g e n 
Dauer b e ft i in in t, oder Sich a b e r 
deren einstige Wiederzerstörung 
durch, ursprünglich hinein ge 
legte Keime des l e tz t l i ch e n Un 
terganges ( „s ä c u l a r e Perturba- 
tronc n") ** vorbehalten habe? — 
* Eines älteren solchen Werkes: „Be- 
schreibung eines Teleskops.« Bon Sehr a- 
de r (einem Gehülfen des uns bekannten 
Lilienthaler Astrvnvnien Schröter). 
Hamburg. 1794., finde ich zwar in mei 
nen Notizen erwähnt; ich habe dasselbe 
aber nicht mehr auftreiben können, und 
muß mich also hier mit der bloße» Er 
wähnung begnügen. 
** Ich hebe diesen Bezug der „säc ula re n 
P e r t u r b a t i v N e n« zu der uns be 
schäftigenden Frage sogleich hervor, da 
derselbe den n-vthwendigen AuSgaugSpunct 
auch der nachfolgenden Betrachtungen des 
hehren Gegenstandes abgibt; und ich em 
pfehle den Lesern daher, außer den schon 
im Texte namhaft gemachten Artikeln, 
auch noch die Vergleichung des besondern
	        
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