Full text: L-Z (2. Band)

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Stabilitäts-Problem. 
Gtörungsrechnmrgen noch immer, ohne 
den Beobachtungen zu widersprechen, — 
0 gesetzt werden konnte. 
3) Wenn die Knotenlinien der 
Planetenbahnen in Beziehung auf eine 
feste Ebene, deßgleichen die Knotenlinien 
der Planetenbahnen unter einander, 
sich jetzt nur mit großer Langsamkeit zwi 
schen den Fixsternen bewegen, wird diese 
Bewegung immer so langsam seyn? 
Wird namentlich die Durchschnittslinie 
der Ebene der Ekliptik mit der des Erd 
äquators (die Linie der Nachtgleichen) 
immer so langsam zwischen den Fixster 
nen zurückweichen als jetzt? (Wir müssen 
eine d oppelte Präccssion unterscheiden, 
die durch Veränderung der Lage der Ebene 
des Erdäquators, und die durch Verän 
derung der Lage der Ebene der Ekliptik; 
beide Aenderungen zusammen bilden erst 
die vollständige'oder all gemein e Prä- 
cession, wonach das tropische Jahr, d. h. 
die Dauer von einem Frühlingsanfang 
bis zum andern, 20 Minuten kürzer ist 
als das si derische Jahr oder die Rück 
kehr der Sonne zu demselben Fixstern). 
Und da die von La place angestellte 
Rechnung (nicht auf die ehemaligen, sehr 
unvollkommenen Beobachtungen, 
sondern auf die Theorie der Gravi 
tation gegründet) unwidersprechlich be 
weist, daß das jetzige tropische Jahr 10 
Secunden kürzer ist, als das zu H ip- 
par ch's Zeiten (im zweiten Jahrhundert 
vor Christus), wird diese Verkürzung im 
mer so progressiv fortgehen? ^Und wer 
den wir daher einst genöthigt seyn, statt 
der Gemeinjahre von 365 Tagen und 
Schaltjahre von 366 Tagen Gemeinjahre 
von 364 und Schaltjahre von 365 Ta 
gen zu zählen, u. s. w. ? (Es ist klar, 
daß damit der gewohnten Ordnung des 
Säens und Erntens und aller physischen 
und politischen Einrichtungen ein endli 
ches Ziel gesetzt wäre). 
4) Wenn die Neigungen der Pla 
netenbahnen gegen eine feste Ebene und 
gegen einander langsamen Aenderun 
gen unterworfen sind, wohin werden 
diese zuletzt führen? Werden diese ^Nei 
gungen endlich alle Grenzen übersteigen, 
und bei dem einen oder anderen Plane 
ten bis auf 90° gehen', oder gar (nach 
Art der überhangenden Felsen) auf mehr 
als 90°, d. h. so, daß die Bewegung 
um die Sonne, statt von Abend gegen 
Morgen, nun von Morgen gegen Abend 
geht? Werden also auch in dieser Be 
ziehung die Planeten die Natur der Ko 
meten annehmen, deren Bahnen bekannt 
lich unter allen möglichen Winkeln gegen 
die jetzigen Planetenbahnen und gegen 
einander geneigt, bald rechtläusig, bald 
rückgängig sind? Wird insbesondere die 
Neigung der Erdbahn gegen den Erd 
äquator, welche jetzt 23'/2° beträgt, und 
den Beobachtungen zufolge in 100 Jah 
ren um 45 bis 46" abnimmt, unauf 
hörlich abnehmen, und wird endlich 
die Ekliptik mit dem Acqnator zusam 
menfallen und dadurch einen bestän 
dig e n F r ü h l i n g * herbeiführen? Und 
wenn es dahin gekommen ist, wird es 
dabei verbleiben, oder wird nicht aufs 
Neue eine, beständig zunehmende Schiefe 
der Ekliptik eintreten, die endlich auf 90° 
geht? Ist etwa in früheren Jahrtausen 
den eine viel größere Schiefe der Eklip 
tik gewesen als jetzt (nach einer alten, 
aber sehr ungewissen indischen Sage wird 
sie auf mehr als 25° gesetzt), und erklä 
ren sich daraus die Elephantenknochen 
und Palmbäume, die man in der kalten 
Zone vergraben findet? (Man merke 
wohl, daß eine größere Schiefe der Eklip 
tik für die vom Aequator entfernteren 
Erdgegenden eben sowohl einen heißeren 
Sommer als einen strengeren Win 
ter hervorbringt, welcher letztere denn 
doch weder Elephanten, noch Palmen be 
herbergen kann; daher das Kindische die 
ser Erklärungsweise). Oder sind viel 
mehr den Neigungen der Planetenbahnen 
gegen eine feste Ebene und gegen ein 
ander, desgleichen der Neigung des Erd 
äquators gegen die Ekliptik, enge Gren 
zen vorgeschrieben, welche sie nie über 
schreiten können? Und welches sind diese 
Grenzen? 
5) Wenn die bisherigen Beobachtun 
gen nicht hinreichen, zu entscheiden, ob 
die mittleren Entfernungen der 
Planeten von der Lwnne und die davon 
* Sv pflegt nistn zu sstgen; wstriim aber 
nicht: beständigen Herbst? DstS Ausblei 
ben des Sommers würde unter unse 
rer geographischen Breite die Früchte st» 
ihrer Zeitigung hindern, und dadurch 
eine klägliche Oekonomie veranlassen.
	        
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