Full text: L-Z (2. Band)

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Stabilitäts 
r-Problem. 
wahren Nachtgleichtage bis in den Fe 
bruar oder ihres Vorwärtsrückens bis in 
den April grundlos war, — daß Früh 
lingsanfang hiernach nie vor dem löten 
und nie nach dem 24. März, Sommers 
anfang nie vor dem 15. und nie nach 
dem 23. Juni , Herbstanfang nie vor 
dem 15. und nie nach dem 25. Septem 
ber, Wintersanfang nie vor dem 15. und 
nie nach dem 25. December fällt, — end 
lich daß der mittlere Termin des er 
sten Frühlingstages der 21. März ist, 
gerade wie es das nicäische Concilium 
festsetzte (welches noch jetzt zur Bestim 
mung der Feier des Osterfestes maßge 
bend ist). — Da die Veränderungen der 
Schiefe der Ekliptik aufs Engste 
mit den Veränderungen des tropischen 
Jahrs verbunden find, so haben wir auch 
jene für den Zeitraum der Stabilität der 
Erdbahn im engeren Sinne, mit Rück 
sicht auf die von den vernachläßigten hö 
heren Potenzen der Ercentricitäten und 
Neigungen herrührende Ungewißheit, mög 
lichst in extenso berechnet und gefunden, 
daß die Schiefe der Ekliptik sich von der 
mittleren Schiefe (23° 17' 16",Ö8, 
welche etwa um 10' geringer ist als die 
gegenwärtige) kaum um Einen Grad ent 
fernt, daß also auch für einen gegebenen 
Ort auf der Erde und für eine gegebene 
Tagesstunde eines gegebenen Tages im 
Jahre die Höhe der Sonne über dem 
Horizont sich von der mittleren Höhe 
kaum jemals um einen ganzen Grad, 
d. i. um den doppelten scheinbaren Durch 
messer der Sonne unterscheidet. — Die 
Ercentricität ver Erdbahn wird von jetzt 
bis zum Jahre 26000 beständig abneh 
men, wo sie ihren kleinsten Werth 0,00275 
erhält, und dann bis zum Jahre 30000 
wieder etwas zunehmen. Die Apsiden 
linie der Erdbahn bewegt sich zwischen 
den Fixsternen anfangs sehr langsam und 
in 1000 Jahren kaum 3° rechtläufig, 
dann aber immer schneller, und um die 
Zeit des Minimums der Ercentricität am 
schnellsten, nämlich in 1000 Jahren 18°, 
und es wird auf diese Weise überhaupt 
in den 30000 Jahren von Christi Geburt 
bis zum Jahre 30000 ein Bogen des 
Thierkreises von 213° zurückgelegt, in 
Beziehung auf die zurückweichenden A e- 
quinocti alpuncte aber mehr als 1% 
ganze Umläufe. Fassen wir nun dieß Al- 
les zusammen, bedenken wir, daß die 
Monate März, Juni, September, Decem 
ber stets, wie bisher, die Jahreszeiten 
wechsel bezeichnen werden, ja daß die An 
fänge der vier Jahreszeiten sich von ih 
rem mittleren Datum nie auf mehr 
als 4, höchstens 5 Tage entfernen, die 
Sonnenhöhe für einen gegebenen Tag 
des Jahres und eine gegebene Stunde 
aber kaum um 2°* von ihrem mittleren 
Stande abweicht (welches beides man 
ohne Hülfe künstlicher astronomischer Vor 
richtungen kaum, und noch weniger an 
den W i t t e r u n g s - Umständen bemer 
ken kann), endlich daß die Entfernung 
der Erde von der Sonne sich von ihrer 
mittleren Entfernung nie mehr als 
um ihren öOstcn Theil unterscheiden wird 
(was sicherlich auf Wärme und Kälte kei 
nen merklichen Einfluß hat): so sicht 
man, daß die auf die Witterung sich 
gründenden praktischen Geschäfte bei einer 
durch 30000 Jahre hindurch unverän 
derlichen Einschaltungsregel auf keine 
Weise in Unordnung gerathen können, 
und so erst faßt man tiefer die Bedeu 
tung des göttlichen Worts: „So lange 
die Erde stehet, soll nicht aufhö 
re n S a a m e u n d E r n t e, F r o st u n d 
Hitze, S o nun e r u n d W i n t e r, Tag 
und Nacht." 
Aber wie lange wird die Erde ste 
hen? Diese von den früheren Astronomen 
wenig beachtete Frage gewinnt jetzt mehr 
Interesse durch die große Entdeckung un 
seres Encke, wonach die Planeten sich 
um die Sonne nicht, wie man sonst an 
nahm , in einem völlig leeren Raum, 
sondern in einem, wenn gleich äußerst 
subtilen, widerstehenden Mittel (dem so 
genannten A et her) bewegen. Der En- 
cke'sche und Biela'sche Komet waren 
bisher die einzigen Weltkörper, welche 
diesen Widerstand durch Verkürzung ih 
rer Umlaufszeit und durch die davon ab 
hängige Verminderung der mittleren Ent 
fernung von der Sonne direct bewiesen; 
der Halle y'sche Komet, hinsichtlich des 
sen ich die Meinung hiermit zurücknehme, 
* Die Entfernung von der mittleren 
Sonnenhöhe beträgt allerdings 2°, wenn 
der Zeitpunct der Herbstnachtgleiche sich 
von seinem mittleren Datum um 5 
Tage entfernt.
	        
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