Full text: L-Z (2. Band)

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Sternkarten 
optisch augenfälligen Gruppen zugleich 
physische gegeben, so werden zweckmäßig 
gewählte Sternbilder (und die der Alten 
sind dieß meistens) auch für die Zukunft 
nicht allein gerechtfertigt erscheinen, son 
dern auch eine noch höhere Wichtigkeit 
und Bedeutung als gegenwärtig erhal 
ten , während eine Gradnctzeinthcilung, 
man möge sie einrichten, wie man wolle, 
stets nur eine untergeordnete Bedeutung 
haben kann." 
So weit unser M ä d l e r. — Ich habe, 
unter dem populären Gesichtspuncte mei 
nes Werkes, Freunden der Astronomie 
jetzt nur auch noch besonders neueste 
„Sternkarten" solcher Art zu bezeich 
nen, daß dadurch mäßigen Ansprüchen 
genügt wird. Dahin rechne ich nament 
lich Littrow's „Atlas des gestirnten 
Himmels." Stuttgart. 1839. 36 Tafeln 
kl. 4. (saubere Arbeit); Germar's 
(schon im Art. Sternbilder hervor 
gehobene) „Sechs Tafeln zur Erleichte 
rung der Himmclskunde." Lpz. 1846. (vor 
trefflicher Stich), und endlich Schwink's 
Himmelskarten, welche der verewigte 
große Königsberger Astronom Bcssel 
sehr lobt,* und mit deren Empfehlung 
* Hier ist Bessel' ö Anzeige dieser Kar 
ten. wie ich dieselbe in öffentlichen Blät 
tern finde; man wird fie in einer Note 
gern lese». 
„Der Hauptmann Sch w in ck hat eben 
fünf Blätter erscheinen lassen, welche 
den in unseren Gegenden der Erde sicht 
baren Theil des Himmels auf eine Art 
darstellen, die ihnen Anspruch auf allge- 
meiue Theilnahme gibt. Diese Darstel 
lungsart vereinigt höchst glücklich Alles, 
was die Karten den Astronomen brauch 
bar machen kann, mit dem für d t e- 
j e n i g e n E rf o r d e r l i ch e n, die K e n n t- 
niß der Sternbilder undSterne 
erst erwerben wollen. Beranlaf- 
sung hierzu wird, glaube ich, Jeder ha 
ben , der der (schwierigen) Erklärung 
ausweichen will, warum er sich bemüht 
hat, die sieben, in den Büchern beschrie 
benen, Wunderwerke der Welt kennen zu 
lernen, während er nicht nach de» Eigen 
thümlichkeiten und Benennuiige» des gro 
ßen Weltwunderwerks gefragt hat, wel 
ches jeder heitere Abend prachtvoll seinem 
Auge vorführt. — Doch diese Frage sollte 
auf Grund einer solchen Auctontät ich 
den gegenwärtigen Vortrag über „Stern 
karten" beschließe. 
allgemeiner ausgesprochen werden; 
sie ist viel zu wichtig, um bei zufälliger 
Veranlassung, wie die gegenwärtige, mehr 
alS bloße Erwähnung zu gestatten, — 
Vier der Schwinck'schen Karten stellen 
den Gürtel der Himmelskugel dar, der 
sich von 300 südlich vom Aeguator bis 
50° nördlich erstreckt; die fünfte zeigt 
die Gegend des Nordpols bis zu 46° 
Entfernung von ihm. Diese Karten ent 
halten nicht nur alle, mit bloßen Augen 
sichtbaren Sterne, sondern auch noch die 
— erst durch ein schwaches Fernrohr sicht 
bar werdenden — der siebenten Größe. 
Die größeren Sterne sind durch größere 
und kleinere, mehr oder weniger schwarz 
ausgefüllte, oder auch ganz leer gelassene 
Kreischen, die kleinsten durch Kreuze be 
zeichnet, und zwar sind diese Bezeichnun 
gen so gewählt, daß ihre Augenfälligkeit 
in demselben Verhältnisse ist, in welchem 
die Helligkeiten der Sterne am Himmel 
sind. Den herkömmlichen Ornat der Sterne 
— den Strahlenring — hat Schwinck mit 
Recht verworfen. — Diese passende Be- 
zeichnungSart der einzelnen Sterne hat 
zur Folge, daß der Ueberblick über eine 
Sterngruppe auf der Karte ihr Aussehen 
am Himmel möglichst gut versinnlicht; 
es wird dadurch Jedem sehr leicht wer 
den , sich bei Vergleichungen der Karten 
mit dem Himmel, zurechtzufinden. Sorg 
fältig ist Alles vermieden, was jenen 
Ueberblick stören könnte. Die Figuren der 
Sternbilder durften zwar nicht auf den 
Karten fehlen; allein sie sind mit hell 
brauner Farbe gezeichnet und so wenig 
auffallend, daß sie die Gruppirungcn der 
Sterne nicht im Mindesten undeutlich 
machen. Man sieht sie nur, wenn man 
sie sehen will; die dem Himmel, nicht 
wie die Bilder angedichteten, son 
dern angehörenden Sterne treten 
dagegen schwarz auf dem blassen Grunde 
hervor. — Wer eine, ihm bekannte Stern 
gruppe am Himmel betrachtet, dem ver 
gegenwärtigt sie die Umrisse des Bildes, 
mit welchem zugleich er sie kennen ge 
lernt hat; er sieht z. B. i» Gedanken 
den Schild, de» Gürtel, das Schwert des 
Orion, indem er wirklich die zu ihnen
	        
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