Full text: L-Z (2. Band)

Sternwarte 
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peratur - Einflüssen fast ganz isolirt, die 
Hauptuhr der Sternwarte, mit welcher 
alle übrigen täglich verglichen werden. 
Ferner befinden sich hier ein Normalba 
rometer und einige kleinere portative In 
strumente, und im Umgänge der Rotunde 
die Bildnisse mehrerer Astronomen und 
Mechaniker, unter denen namentlich Co- 
pernikus ein Bild von hohem Kunstwerthe 
ist. Rechts und links stoßen hieran zwei 
Säle, in denen die Meridian-Instru 
mente stehen. Alles ist höchst geräumig; 
und auf möglichste Ausgleichung der Tem 
peratur ist aufs Aeußerste Bedacht ge 
nommen. In einem dieser Säle befindet 
sich der Meridiankreis; in dem an 
dern ein Verticalkreis und ein Pas 
sage n - Instrument;" an ersterem 
beobachtet Dr. Gabler, an den beiden 
andern Dr. Peters. Instrumente von 
so hoher künstlerischer Vollendung und 
solcher Zweckmäßigkeit aller einzelnen 
Theile erinnert sich der Vers. nirgends 
gesehen zu habe» ; natürlich, daß ihre 
Aufstellung und Prüfung einer ungewöhn 
lichen Sorgfalt bedurfte. Von ganz ei 
genthümlicher Construction aber ist das 
Passagen - Instrument im ersten Verti 
cal , * ** für welches ein besonderer Aus 
bau nach Süden bestimmt ist. Die Are 
ruht auf einem starken, in der Mitte von 
oben herab dreieckig ausgehöhltem Pfei 
ler ; das Fernrohr befindet sich seitwärts 
an einem Ende der Are; am andern ein 
gleich schweres Gegengewicht. Das Ni 
veau bleibt in allen Lagen des Instru 
ments und selbst während der Umwen 
dung fest aus der Are, was sich als un- 
gemein Vortheilhaft bewährt hat. Dieses 
Instrument hat sich Struve selbst vorbe 
halten , um vermittelst desselben, durch 
Beobachtung von Sternen, die nahe dem 
Zenith von Pulkowa culminiren, die Ab 
errations- und Nutationsconstante, nebst 
* Ueber alle diese aslrvnoinischen Instru 
mente bandeln eigene gleichnamige Arti 
kel unseres Werkes, welche ich z» ver 
gleichen bitte. 
** Dm, diesem Passage-Instrumente 
im ersten (durch den wahre» Mvrgen- 
und Abendpunct gehende») Scheitel 
kreise, vergl. d. A., ist schon in Pa s- 
sage-Justrume n t, S. 27 1 , die Rede 
gewesen. 
andern in der Astronomie wichtigen Be 
stimmungen , mit einer bei weitem grö 
ßer» Genauigkeit, als bisher möglich war, 
zu erhalten. Unter günstigen atmosphä- 
rischen Umständen beträgt der wahrscheui- ' 
lichc Fehler einer vollständigen Beobach 
tung nur 0,"05; und schon die wenigen 
Proben, welche bis jetzt mitgetheilt wor 
den sind, haben uns eine Vergrößerung 
der bisher angenommenen Aberrations- 
constante (20",25)* um etwa '//, Se 
cunde als nothwendig kennen gelehrt. 
Wenn durch fortgesetzte Beobachtungen 
an diesem Instrument die Aberration, bis 
auf das Hunderttheil einer Secunde sicher, 
ermittelt seyn wird, so wird sich aneb 
die Frage, ob allen Fixsternen die glei 
che Geschwindigkeit des Lichts zukomme, 
genauer als bisher beantworten lassen. 
Für die parallactisch aufgestellten Instru 
mente , die zur Erforschung aller Him 
melsgegenden bestimmt sind, erheben sich 
drei Kuppelthürme von Holz auf massi 
vem Unterbau. Oeffnung und Verschluß, 
so wie die Bewegung derselben, gesche 
hen fast ganz durch dieselben Vorrichtun 
gen, wie in Berlin. Der mittlere Thurm 
von 32 F. Durchmesser trägt den größ 
ten aller bis jetzt verfertigten Resracto- 
ren. Im Innern läuft oben eine Gal- 
lerie herum, so daß man zum Objectiv 
gelangen kann, ohne es herabzubiegen. 
Dieses 14 Pariser Zoll im Durchmesser 
haltende Objectiv gestattet selbst bei Ge 
genständen , die sonst starken Vergröße 
rungen nicht günstig sind, wie der Mond, 
noch die Anwendung einer 1000maligen. 
Das Instrument ruht nicht, wie in Ber 
lin und Dorpat, aus einem Balkenwerk, 
sondern auf einem 300 Pud wiegenden 
Monolithen, den das Gewölbe der Ro 
tunde zu tragen hat. Dadurch ist der 
Vortheil erreicht, daß man in jeder noch 
so kleinen Zenithbistanz bequem beobach 
ten kann, während z. B. in Dorpat 35° 
Zenithdistanz schon eine sehr unbequeme 
Beobachtung geben, und bei weniger als 
30" die Beobachtung so gut wie unmög 
lich ist. Eine höchst einfache Vorrich 
tung , die aber für die Praxis von gro- 
ßcr Wichtigkeit ist, gewährt dem Beob 
achter, ohne seinen Platz am Ocular zu 
verlassen, die Möglichkeit, das Uhrwerk 
* Vgl. Abirrung des Lichtes, S. 19.
	        
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