Full text: L-Z (2. Band)

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Sternzeit. 
durch die (wirkliche) tägliche Arendrehung 
der Erdkugel abgemessene Zeitdauer mit 
ihren Eintheilungen. 
Wenn man vermittelst eines Uhrwerks 
von vollkommen gleichförmigerBewegung* 
die Zeit zwischen zwei successiven Culmi- 
nationen eines Fixsterns mißt, so findet 
man dieselbe stets eben so groß, als die 
Zeit zwischen jedem andern Paare von 
Culminationen desselben oder auch jeden 
andern Fixsterns. Diese Zeit ist nämlich 
(mit Rücksicht auf die Unendlichkeit der 
Entfernung der Fixsterne) ** zugleich der 
Zeitraum der Arendrehung des Erd- 
körpers , von welcher die Theorie lehrt, 
daß fie mit vollkommener Gleichförmig- 
* Man könnte mir die ttninöglichkeit ab 
soluter Erfüllung dieser Forderung ein 
wenden; die Wiederholung des Versuches 
mit den verschiedensten Instrumenten und 
unter den verschiedensten Umstände» lei 
stet (vergl. die Folge) ganz das Näm 
liche. 
*# Die »Unendlichkeit der Entfernung der 
Fixsterne" bedingt nämlich den vollkom 
mene» P ar a l l e l i s m u s der aus den 
verschiedensten Puncten der Erdbahn nach 
einem solche» Sterne gedachten Visions- 
radien, ohne welche» ParasteliSmuS, wie 
man mit einigem Nachdenken einsieht, 
der Stern tag unmöglich der Axendrehnng 
der während der Notation zugleich 
progressiv in der Bah» fortrückende» 
Erde gleich seyn konnte. In jenem Pa, 
ralleliSmuL aber bringt, wie man sich 
ebenfalls bald vorstellig macht, sodann 
nur die Abirrung des Lichtes 
(vergl. d. Art.) eine Abweichung hervor, 
welche indeß viel zu unbedeutend ist, um 
auf die hier in Rede stehende »ttnverän- 
derkichkeit des Skerntages" irgend einen 
bemerkbaren Einfluß auszuüben. — 
Wollte man jedoch gegen diese Unverän 
derlichkeit des Sternrageö auch noch die 
Drehung der RotationSaxe um die Axe 
der Ekliptik <s. Bo r r ü cke » d c r N a ch r- 
g l eichen) einwenden, so ermesse man, 
daß eine eintretende Veränderung in der 
Richtung der RotationSaxe keine Verän 
derung in der Bewegung der um sie ro- 
kirendcn Erdkugel zur Folge zu habe» 
braucht. 
Diese ganze Anmerkung ist übrigens 
nur auf gelehrtere Leser berechnet. 
keit erfolgen, und daß ihre Dauer daher, 
der Natur des Vorganges gemäß, durch 
aus unveränderlich seyn muß. * Die 
Beobachtung, man mag sie, um den in 
der Note angedeuteten Zweifel zu besei 
tigen , so oft und unter welchen verän 
derten Bedingungen man immer will, 
anstellen, bestätiget diesen Umstand; uno 
man kann die Unveränderlichkeit 
des Sterntages (die gänzliche Gleich 
förmigkeit der Arendrehung der Erde> 
also auf den bloßen Grund der Induc 
tion, auch ohne analytischen Beweis ganz 
in dem nämlichen Maße für sicher gestellt 
ansehen, als die meisten unserer andern 
sogenannten Wahrheiten, an denen zu 
zweifeln, keinem vernünftigen Menschen 
einfällt, obschon man in große Verlegen 
heit kommen könnte, wenn man einen 
dirccten und unumstößlichen, streng wis- 
senschaftlicheuBeweis dafür geben sollte/'^ 
— Diesen also stets unveränderlichen 
Stern tag hiernächst theilt man in 24 
St er n stunden, jede solche Stern stunde 
in 60 Minuten Sternzeit u. s. w. 
Da ferner die Arendrehung der Erde, 
angegebenermaßcn, auch mit vollkomme 
ner Gleichförmigkeit geschieht (d. h. 
da sich nicht bloß die ganzen Tage, 
sondern auch die allaugeublicklichen 
Geschwindigkeiten einander gleich finden), 
« Pontécoukant „Théorie analytique 
du système du monde“ (Paris. 1829) 
II. 224. „La vitesse de rotation de 
la terre (comme de tonte autre pla 
nète) n’est sujette à aucune inéga 
lité que la suite des siècles puisse 
rendre sensible, en sorte que son 
mouvement diurne (la ■ durée de son 
jour sidéral) sera toujours uniforme 
comme il l’est aujour-d'hui. “ — Der 
Artikel (Stern >) Tag und Un Verän 
derlichkeit seiner Dauer führt 
mich übrigens »och ausführlicher auf diese 
schon im Vortrage über »gerade Auf 
steigung," S. 85, augebahnte Unter 
suchung zurück. 
** Ich drücke mich so, und zwar nicht ohne 
Absicht, mit des verewigten gititi)» 
Worten aus; denn anch Er hat der blo 
ßen Wahrscheinlichkeit des Inductions- 
schlnsses in der Astronomie hälifig de» 
Vorrang vor der ganzen Strenge dcS 
Syllogismus eingeräumt.
	        
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