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Stillzeit — Strahlenbrechungen.
Westen, statt daß der Fixstern seinen
Platz behauptet, und also etwas mehr
Zeit als sic gebraucht, um zum Meridian
zurückzukehren, demgemäß ein Tag (die
Zeit) der ersten Bewegung etwas
kürzer als ein S t e r n t a g (als „Stern-
3«t") ausfällt. Da aber der ganze jähr
liche Betrag dieser Verrückung der Nacht'
gleichen, wie gesagt, nur 3000 (Bo
gen-) Tertien beträgt, welche, um sich
durch den Meridian zu schieben, nicht
mehr als
200 Zeit tertien
(3",3)* gebrauchen, so kommen auf den
^ 200 , ,
Tag — — etwann 5 / 9 emer Tertre,
3o5
um die der „Tag der ersten Bewegung"
kürzer als der „Sterntag" ausfällt,
welcher Unterschied zu klein ist, um von
uns wahrgenommen zu werden. **
Dieß ist die wichtige Lehre von der
„Sternzeit." Ich hoffe, in meinem
Vortrage dieser Lehre nichts Wesentliches
übergangen zu haben, und muß daher
Leser, welche gleichwohl mehr Detail ver
langen sollten, schließlich auf Lalande
„Astronomie.“ §. 950 flgd. verweisen,
wo sich der Gegenstand mit großer Aus
führlichkeit und gewohnter schöner Klar
heit behandelt findet.
* Dieser Unterschied von 3",3, welchen das
„Verrücken der Nachtgleichen" jährlich zwi
schen der Stern zeit und Zeit der
ersten Bewegung hervorbringt, ist
nicht mir den 20 ' 20 " zu verwechseln,
um welche dos „tropische" Jahr (vergl.
d. Art. S. 800), der nämlichen Ursache
wegen, kürzer als das si d er i sch e ansfällt
Dabei ist außerdem noch zn bemerken,
daß sich der „Tag der ersten Bewe
gung," außer i„ der Dauer, auch in
der Gleichförmigkeit vom „Ster n-
tage" unterscheidet, indem oy selbst
nicht einmal gleichförmig zurücktritt,
daher man also <s. Nachtgleiche) den
mittleren und wahren FrühlingS-
punct nicht mit einander verwechseln darf.
— Dieß sind zwar nur theoretische Snb-
tilitäten, welche in der Praxis ganz un
beachtet bleiben, welche ich aber für ge
wissenhafte und mit dem Gegenstände
schon vertrautere Leser doch nicht uner
wähnt lassen konnte.
StenermannSkunst, s. Schiff
sfahrtskunde.
Stillstände der Planeten; 8 ta-
Hönes planetarum ; Stations des plans
tes. Wenn ein Planet aus dem recht-
läufigen Gange in den rückläufi
gen (vgl. beide Art.), oder, umgekehrt,
aus diesem in jenen übergeht, so gibt es
allemal eine Zwischenzeit, binnen welcher
er (im Thierkreise) nicht merklich fortzu
rücken, d. h. seine geocentrische
„Länge" (die Breite kann sich dabei
allwohl ändern) nicht zu ändern scheint;
man nennt ihn alsdann stillstehend, st a-
tionnär, unter welcher letzteren Be
nennung in einem eigenen Art. weiter
hierüber gehandelt wird.
Storungen, s. P e r t u r b a t i o n c n.
Strahl, Lichtstrahl, s. Licht, S. 42.
Strahlenbrechung, s. B r e ch u n g.
Strahlenbrechungen, astrono
mische; Refractiones astronomicae ;
Refractions astronomiques. Die von den
Gestirnen zu uns gelangenden Lichtstrah
len gehen aus dem leeren, oder we
nigstens mit einem feineren Stoffe
(dem „Aether," s. d. Art.), als unsere
Luft erfüllten Himmelsraume, in die ir
dische Atmosphäre, also in ein dichteres
Mittel über, und müssen daher (vergl.
Brechung) gebrochen werden, und nach
andern Richtungen , als sonst * geschehen
wäre, in das Auge kommen. Wenn Ta
fel XXI, Fig. 2, ABD die Oberfläche
der Erdkugel selbst, ERO aber die Ober
fläche der sie conccntrisch umhüllenden
Atmosphäre vorstellt, so wird der Licht
strahl MR, welcher schief in die letztere
eindringt, dem Einsallslothe RC zu ge
lenkt, und kommt nun vielmehr nach der
Richtung RA in das, aus der Ober
fläche'^ der Erde angenommene Auge
* D. h., als geschehen würbe, wenn es über
haupt keine Atmosphäre» (denn die
Strahlenbrechung kann nicht auf die ir
dische Atmosphäre eingeschränkt werden,
sondern muß für alle, mit Atmosphä
ren umhüllte Weltkörper in Betracht kom
men) gäbe.
** Ein dagegen im Mittelpunkte der
Erde, und also (ve-rgl. Erde, S 349)