552 Strahlenbrechungen.
flern* im Meridian (oder — vergl.
vorn — überhaupt in einem Vertical) 7°
52' hoch erscheint, so beträgt seine
wirkliche Höhe nur 7° 46'; der Un
terschied der 6' ist die Wirkung
der Refraction für diese Höhe.
Allein in Höhen über 45°, um
nunmehr wieder weiter zu gehen, werden
die „Strahlenbrechungen" zu klein, als
daß man sich auf die bloße Empirie der
Beobachtung verlassen könnte, daher man
nach einem theoretischen, und ganz
hin bis zum Zenith gültigen Re-
sractionsgesetze suchen mußte.
Ich übergehe die mannichsachcn früheren
dießfallsigen Bemühungen, deren Gegen
stand sich immer mehr complicirte, indem
man wahrnahm, daß auch der Barome
ter-"* und Thcrmometerstand nicht ohne
Einfluß auf die astronomische Strahlen
brechungen sey; gegen die Mitte des vo
rigen Jahrhunderts aber unterwarf der
Englische Mathematiker Simpson (No
bert, als Professor der Mathematik zu
Glasgow 1768 verstorben) diesen Ge
genstand einer neuen Prüfung, und wies
* Ich sage'„Fixstern," nicht „Gestirn," weil
bei den übrigen Gestirnen für die wirk
liche Höhe zugleich die Parallaxe
(vergl. de» Art. S. 256) in Betracht
kommt.
** Die genaue Erörterung dieser Einflüsse
gehört in die allgemeine Naturlei,re. Ich
führe in diesem Bezüge hier nur noch
an, daß schon damals der (»ns aus A b-
plattung, S. 23, bekannte) Franzö
sische Astronom B ou g uer auf der Höhe
dcê Chimborayo, also bei so oiel niedri
gerem Barometerstände, die Ho ri
zo ntalrefraction, welche an der
Meereêflâche zu 32' angeschlagen werden
kan», nur noch etwann — 20 ' fand. —
Den Einfluß der Temperatur (desTher-
ni o m e t e r standeS) auf den Luftkreis und
also auf die darin vorgehenden „Strah
lenbrechungen" gibt man aber von selbst
zu, indem wir dieselben von der Dichte
des Mittels abhängig wissen, diese Dichte
aber durch die Kalte vermehrt, durch die
Warme verringert wird. — Daher fallt
auch namentlich die H o r i z o n t a l r e-
fractivn, wie wir unten näher sehen
werden, in de» kalten Zonen so stark
aus.
aus Betrachtung der, dem gebrochenen
Lichtstrahle im irdischen Luftkreise beizu
legenden , vorn angedeuteten Curve, den
Resractionen das Gesetz an: „daß
sich dieselben in den verschiede
nen scheinbaren Abständen vom
Zenith wie die Tangenten die
ser um ”/4 der Brechung vermin
derten Abstände verhalten;" —
eine Regel, welche bald nachher vom be
rühmten Entdecker der Abirrung (s.d.
A.), Br adle y, durch unzählige Beob
achtungen, bloß mit der Einschränkung,
daß Er statt der obigen "/4 eine 3
setzte, bestätiget worden ist. * Nach die
ser Regel hat Lalande (,, Astronomie.“
I. S. 237 der Tafeln) eine Brechungs
tafel berechnet, welche sich mit einiger
F0 rmVeränderung (indem nämlich statt
der scheinbaren Zenithabftände, de
ren Complemente, die scheinbaren
Höhen im nämlichen Vertical, und also,
statt der Tangenten, vielmehr die
Cotangenten** angewendet werden),
unter der Bezeichnung:
* Sie scheint eine petitio principii zu
enthalten, indem sie die Brechung vor
aussetzt, welche sie doch erst gewäh
ren soll. Allein sic nimmt auch vor
züglich auf Z e n i t h a b st ä n d e (Z) uon
geringerer Größe Rücksicht, für welche
die Brechung (r) ebenfalls verhältniß-
mäßig geringer ist. Denn wenn sich,
nach ihr, r verhält wie tang (Z — 3 r),
so kann man, sobald r sehr klein wird,
im letzteren Ausdrucke diesen Werth 3r
unterdrücken, demgemäß die Refractiouen
dann einfach wie die Tangenten der Ab
stände vom Zenith abnehmen. — Für
größere Abstände vom Zenith ikleinere
Höhen im Vertical) haben wir aber die
Refraction zunächst mittelst unmittelba
rer Beobachtung finden gelernt, wodurch
sich also das obige r Behufs weiterer
Anwendung der Formel ergibt.
** Nach Gimp so »'s obiger Regel vermin
dern sich (s. d. Anmerk.) die Nefractio-
nen ivie die Tangenten der A b st ä n-
de Z v 0 m Zenith, wofür ich also, die
Cotangenten der Höhen 6 setze,
weil nämlich h — 90° — Z, cot (90°
— Z) aber — tang Z. Wir hätten
bei diesem Bezüge auf die Höhen statt
auf dieZenithdistanzen, auch das nmge-