Synodische Revolution — System. 501
L-
einer gleichen g e o c e n t r i sch e n L a n-
ge mit der Sonne oder einer gleichen
h e l i o c e n t ri sch e n Länge mit der Erde
(d. h. der Rückkehr in die oben bedingte
geocentrische, abgesehen von der
Breite, „geradlinige" Stellung). Für
die beiden Planeten Mer cur und Ve
nus bat diese Bedingung in den (vergl.
d. A.) beiden Conjunctionen (von
denen man jedoch die untere wählt),
für die oberen dagegen in der O p p o-
sition (s. auch diesen Artikel) oder auch
in der oberen Conjunction Statt.
Die Dauer einer solchen „synodi-
schen Revolution" aber hängt natürlich
von der zusammengesetzten („tro
pischen" oder „siderischen) * Bewegung
der Erde und des in Rede stehenden
Planeten in ihren respectiven concentri-
schen Bahnen ab; wenn die Erde z. B.
heute dem „oberen" Planeten Mars auf
die vorbeschriebcne Art in Opposition
gegenüber, also bei gleicher (heliocentri
scher) Länge zwischen ihm und der
Sonne gestanden hat, so entfernt sie sich
nun mit ihrer größeren Geschwindigkeit
in ihrer Bahn von diesem ihr, in der
seinigen, nur langsamer nachrückenden
Planeten; — und die Frage ist also:
wennehr sie, gemäß dieser Differenz
der gegenseitigen Geschwindigkeiten, wie
der mit ihm zusammentreffen, d. h. wenn-
rhr der also wachsende Abstand der
Erve vom Mars in den „concentrischcn"
Kreisbahnen — den vollen 360° wer
den wird? — denn alsdann steht dieser
Planet der Erde offenbar in ähnlicher Art
wieder gegenüber.
Nennt man, zur Beantwortung dieser
Frage, die Tagezahl der Umlaufszeit des
Mars — T, der Erde — t, so er
hält man (vergl. Opposition, S.
s.. ™ 360° 360°
237) die Proportion -y- —
Tage
360°
synodischcr Revolution,
T t
welche daraus — -—-** kommt. Nach
* „Tropische »" oder „siderischen denn
-die Differenz beider Bewegniigen,
worauf eö, wie wir gleich „aber sehen
werden, hierbei ankommt, ist dieselbe.
** Die Betrachtung dieses FvrmelauSdrnckeS
dieser allgemeinen Formel lassen sich nun
die „syn o d i s ch en Revolutionen"
aller Planeten leicht, berechnen, und man
findet danach zum andern Beispiele, daß,
da die periov i sche * Umlaufszeit der
Venus — 224,69 , der Erde —
365,25 Tagen, die spnodischc Revolution
. . 365,25 . 224,69
mM V im>m = 365,25-224,69 =
1 (Julianischen) Jahre 218 Tagen 16
Stunden kommt. — Dieß wird über „sy-
nodische Revolution," als Collectiv - Ar
tikel, um so mehr hinreichen, als die ci-
tirten, so nahe verwandten, speciellen
Artikel Conjunction und Opposi
tion jedes weitere Detail gewähren.
System (wissenschaftliches, nament
lich astronomisches); Systema; Sy
steme. Eine geordnete Sammlung in
einander gegründeter Wahrheiten von Ei
nerlei Art und Beschaffenheit. So be
greift ein „System" der Astronomie
alle bekannten Hauptsätze über die Be
wegung der Himmelskörper in ihrem na
türlichen Zusammenhange, d. i. von den
einfachsten und allgemeinsten Erscheinun
gen der täglichen Bewegung an bis zu
den zusammengesetzteren des durch gegen
seitige Anziehung mannigfach gestörten
und modificirten Planctenlaufes. — Eine
specielle Anwendung hiervon auf das
Copernikanische „Sysiem" bereits
im Art. Hypothese, S. 794, welcher
alles Weitere, hierher Gehörige gewährt,
und welchen ich zu vergleichen bitte.
zeigt, daß (rergl. wieder Opposition,
I. o.) die syno bische Nevvl u tion
um so länger dauert, je k l e i n e r
1 — t; kürzer dagegen wird sie in
dem Verhältnisse, i» weichem 9? größer
ale 1 ausfallt. Ware T so groß (un
endlich) gegen 1, daß der betreffende Pla
net wahrend der Zeit t als st i ll st e he n d
betrachtet werden dürfte, so erhielte man
1t GC t
— — t — der Umlaufs-
T-t OD
zeit selbst des schnelleren Planeten. —
Diese kleine analytische Digrejsivn wird
manchen Lesern angenehm seyn.
* „Periodisch" steht hier aus den angeführ
ten Gründen mit gleichem Rechte für
siderisch und trvvisch.
ll.
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