Full text: L-Z (2. Band)

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Thierkreislicht 
len weit, in welchem, oben angedeuteten 
Falle, wir uns also in der Sonnen-At- 
mosphare selbst befanden und folglich die 
Umrisse des durch sie formirten „Zodia- 
kalscheins" nur sehr undeutlich sehen müß 
ten, welches von der Beobachtung eben 
falls bestätiget wird. 
Alle diese Umstände scheinen demnach 
entscheidend für die Mairanische Hy 
pothese zu sprechen, der ich, für meine 
Person, auch stets ergeben gewesen bin, 
und die ich daher schon in den citirten 
A. A. Sonne und Atmosphäre der 
Sonne, für welche letztere der Zodia- 
kalschein einen Beweis mehr abgibt, her 
vorgehoben habe. Indeß haben neuere 
Betrachtungen aller Umstände doch auch 
wieder diejenigen Zweifel dagegen erregt, 
deren Beibringung zu Schlüsse meines 
Vortrages vorn von mir verheißen ist; 
und namentlich macht der Wiener Astro 
nom Littrow, in einer vor mir lie 
genden Mittheilung über den Zodiakal- 
schcin, als Sonne n-Photosphäre, 
die ungemein große, eben auf über 20 
Millionen Meilen nachgewiesene Ausdeh 
nung desselben geltend. „Die eigentliche 
letzte Gränze der Atmosphäre eines ro- 
tirenken Gestirns, wie die Sonne", be 
merkt er, „könne doch nur da angenom 
men werden, wo die C e n t r a l kraft des 
rotirenden Körpers selbst, nur eben noch 
der Ce n trifu galkraft der mit ro- 
t i r e n d c n Atmosphäre gleich werde", 
welche nothwendige Annahme gegen die 
Möglichkeit jener Ausdehnung spreche. 
Auch führt er die Seltenheit neuerer 
Beobachtungen des „Thierkreiölich- 
tes", im Vergleiche zu den vielen 
früheren von Cassini und Mai- 
r a n behaupteten an. Allein in letzterer 
Rücksicht tritt ihm als einer der gewich 
tigsten Zeugen unser Humboldt ent 
gegen , welcher während seines Aufent 
haltes in der tropischen Region die Er 
scheinung wiederholt beobachtete, dieselbe 
in seinen Reisen (deutsche Uebersetzung. 
III. 83.), übereinstimmend mit der obi 
gen Mairan'schen Charakterisirung, be 
schreibt, und auch im .^Kosmos" (ich 
kann die bestimmte Stelle nicht gleich 
wieder auffinden) darauf zurückkommt. 
Was aber dir ersteren Zweifel betrifft, 
so bringt Littrow einen rechnenden Be 
weis, daß die Centralkraft der unge- 
li. 
— Trägheit. 
Heuren Masse des Sonnenkörpers die 
Centrifugalkraft der mit ihm roti- 
rcndcn Atmosphäre auf die angegebene 
Entfernung zu überwältigen unvermögend 
sey, wenigstens in den vor mir liegen 
den Blättern nicht bei, welches doch ge 
schehen müßte, wenn diese Einwendung 
gegen die Mairan'sche Hypothese schlagend 
seyn sollte. Ich will diese Mairan'sche 
Ansicht von dem „T h i e r k r e i s- 
lichte", als auch die erklärte meinige, 
daher den Lesern zwar nicht aufdringen, 
muß aber, auf Grund des Angeführten, 
schließlich doch dafür stimmen, daß sie noch 
als das Scharfsinnigste und Genügendste 
erscheint, was über den Vorgang in al 
len seinen Einzelheiten hat ausgestellt wer 
den können, wie sich denn namentlich 
auch Lalande „Astronomie“. §. 845. 
und der verewigte Berliner Hofastronom 
Bode: „Anleitung zur Kenntniß des 
gestirnten Himmels". Ote Aufl. Berlin. 
1823. gr. 8. S. 538 flgd. ganz in dem 
nämlichen Sinne darüber aussprechen. 
Trabanten, s. Neben Planeten. 
Trägheit; Inertia; Inertle. Man 
bemerkt allemal, daß, wenn ein ruhen 
der Körper in Be w eg u n g gesetzt, oder 
aber, wenn die Richtung und Ge 
schwindigkeit eines bewegten Kör 
pers geändert werden soll, dazu eine 
Kraft (vergl. d. A.), d. h. ein Agens, 
welches Bewegung hervorzubringen, oder 
zu ändern und zu hemmen vermögend 
ist, thätig werden muß, und daß, wenn 
eine solche „Kraft" nicht auftritt, der 
ruhende Körper in seiner Ruhe, der 
bewegte aber in seiner Bewegung, 
und zwar mit Beibehaltung der Rich 
tung derselben, verharrt: diese allen 
Körpern zustehende Neigung heißt ihre 
„Trägheit"; — und wir haben, unter un 
serm astronomischen Gesichtspuncte, 
ein Beispiel davon in Centralbewe- 
gnng, S. 141 gesehen. Dort * wird 
nämlich gezeigt, daß ein, in Gemäßheit 
der Centralkraft, seine krummli 
nige Bahn um die Sonne beschreiben 
der Planet, wenn er in irgend einem 
* Ich bitte auf diese Veranlassung, eine» 
daselbst stehen gebliebenen Druckfehler zu 
verbessern, und statt „A b Z A“ zu lesen 
Ab — ZA. 
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