Full text: L-Z (2. Band)

600 Umdrehung. 
Noch etti anderer, mit der „Arendre- 
hung" verbundener und von ihr abhän 
giger Umstand hiernächst ist die Abplat 
tung (s. d. Art.) der rotirenden und 
darum oben von mir nur als „kugelför 
mig" bezeichneten Weltkörper. Daß die 
Rotation diese „Abplattung" bewirken 
muß, und wie sie sie bewirkt, ist im ci- 
tirten Artikel mit aller Ausführlichkeit 
nachgewiesen ; die Größ e d e r Ab plat- 
tung, als die Wirkung, steht im 
richtigsten Verhältnisse zum Volumen 
des rotirenden Körpers und zur 
Schnelligkeit seiner rotatori 
sch e n B e w e g u n g , als den veranlas 
senden Ursachen; und der schnell roti- 
rende Jupiter z. B., der größte aller 
Planeten unseres Systems, zeigt dieß 
(vergl. I. c. S. 26) durch seine beson 
ders starke Abplattung ganz augen 
scheinlich, gleichwie umgekehrt der M a n- 
gel aller wahrnehmbaren Ab 
plattung an den (nochmals I. c. S. 
27) Monden in seiner Abhängigkeit 
Halbkugel anziehenden Hauptplaneten 
(Centralkvrper). — Durch diese nähere 
Bezeichnung eines solchen Unterschie 
des des progressiv-rotatorische» 
Impulses für die beiden Kategorien 
von Weltkörpern wird der eursprechcnde 
Unterschied in der Art ihrer Be 
wegung bis zur Beruhigung des dar 
über sinnenden Verstandes abgeklärt; 
und ich halte besonders das dazu erdachte 
Gleichniß einer „rollenden" Plane 
ten- im Gegensatze einer bloß „glei 
tenden" Mondkugel für glücklich 
gewählt, und habe demselben für meine 
Person vor andern Erklärungsversuchen 
den Vorzug gegeben. Indeß ließe sich 
vielleicht auch für die N e b e » p l a n e t e n 
ein „excentrischer Anstoß," aber ge 
nau von solcher Abmessung der Gewalt 
postuliren, daß Notation und Revo 
lution dabei eben immer gerade gleich 
erhalten würden. Die rechte Vorstellung 
davon scheint mir jedoch schwieriger, ob 
wohl ich den Lesern die Andeutung um 
so weniger vorenthalten zu dürfen ge 
glaubt habe, alS ich mich erinnere, Aehn- 
liches einmal aus der Feder des uns als 
Kometen- (vergl. den Art. S. 958) 
Entdecker bekannten Böhmischen Astrono 
men v. Biel a gelesen zu haben. 
von der eigenthümlichen, so lang 
samen Rotation und (verhältnißmä- 
ßig) geringen Größe dieser Welt 
körper einen nicht weniger augenschein 
lichen Beweis dafür liefert. — Ich komme 
auch hierauf unten nochmals zurück. 
Ich hatte oben versprochen, hier außer 
dem noch unter einem andern Gesichts 
puncte auf die für uns so unendlich wich 
tige Frage nach der vollkommensten 
Gleichförmigkeit der Rotation 
unseres Planeten Erde (gänzliche 
Unveränderlichkeit der Dauer 
unseres "Sterntages) zurückzukom 
men, wozu mir eine Bemerkung des gro 
ßen Französischen Geometers La place, 
welche ich nach dem „ckournal de Phy- 
sique,“ April. 1820. in meinen Notizen 
finde, die Veranlassung gibt. Die No 
tationsdauer (der Sterntag) könnte näm 
lich, wie La place hervorhebt, nur da 
durch alterirt werden, daß die ganze 
Masse der Erde eine Aenderung ihres 
Volumens erlitte. Nun ist bei allen 
uns bekannten Körpern mit einer Aen 
derung ihrer Temperatur auch eine solche 
Aenderung des Volumens verknüpft; und 
da sich, erwiesenermaßen, unser Stern 
tag seit den ältesten Zeiten streng gleich 
geblieben ist, so muß also auch die Jn- 
nerwärme des Erdkörpers noch jetzt die 
selbe wie zu jenen Zeiten seyn. Die nicht 
veränderte „Umdrehungszeit" des 
Erdkörpers spricht also dafür, daß auch 
eine Veränderung seiner Jnnerwärme 
nicht vorgegangen sey, gleichwie umge 
kehrt der Beweis der Permanenz der letz 
teren einen Grund der Unveränderlich- 
keit des Sterntages mehr abgeben würde. 
Gleichergestalt ist vorn des höchst merk 
würdigen Umstandes, daß die progres- 
* Ich sage zwar nur „unseres," Hobe aber 
dieß Gesetz der Unveränderlich- 
keit des Sterntages schon im 
Lause deö ganzen Vortrages auf alle 
rotirenden Weltkorper ausgedehnt. Zum 
Theile geht dieß, wie ich den Umstand 
hier nochmals hervorheben wollte (vergl. 
Rotation, S. 358), aus der uniint- 
telbaren Beobachtung selbst hervor; zum 
andern Theile folgt eS aber ganz unab- 
weislich aus der bloßen Analogie; und 
ich brauche mich also auch nicht noch wei 
ter darüber auszulassen.
	        
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