Full text: L-Z (2. Band)

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Uranus. 
batió ii en (vergl. v. A.), einen 70 Mal 
größeren Einfluß als die Erde ausüben; 
allein dieser Einfluß findet sich dagegen 
nur etwann '4 . 70 = 18 Mal'^ grö 
ßer , alS der perturbirende Erdeinfluß; 
— und es folgt daraus unabweislich, 
daß die Dichte (das durchschnittliche 
specifische Gewicht) des Uranus (vgl. 
hinten) nur '4 der mittleren Dichte der 
Erde beträgt, welches Resultat sehr gut 
mit der, in diesem Artikel S. 370 bei 
gebrachten En cke'sche n Bestimmung der 
planetarischen Dichten übereinstimmt. 
Da Uranus, um nunmehr auf seine 
phpsische Beschaffenheit zu kom 
men, so unermeßlich weit von uns ent 
fernt ist, so wissen wir von seiner Ober 
fläche wenig; er erscheint uns als eine, 
wie gesagt, sehr kleine, runde, matt, aber 
durchaus gleichförmig beleuchtete Scheibe, 
auf welcher wir Flecken oder Streifen zu 
erkennen nicht mehr vermögend find. Nun 
ist aber die Rotationszeit eines Ge 
stirns, wie ich in diesem Artikel gezeigt 
habe, nur aus der Rückkehr eines solchen 
„Fleckens" zu einer nämlichen Stellung 
gegen das Auge des Beobachters abzu 
leiten; und der Mangel wahrnehmbarer 
Flecken auf diesem Planeten macht also 
* Es läßt sich hieran noch eine lehrreiche, 
den Fall schwerer Körper (vergl. d. A, 
S. 418) auf der Uranus - Oberfläche be 
treffende Betrachtung knüpfen. Nach blo 
ßer Maßgabe der also 18 Mal größeren 
Schwerkraft des Uranus nämlich 
mußte dieser Fall dort auch 18 Mal gro 
ßer , als auf der Erde (wo er in der 
Isten Seeuude bekanntlich 15 Fuß be 
trägt) ausfallen; er mußte — 18 . 15 
Fuß seyn. Allein wir haben dagegen 
den H a l b m e sse r der Uranuskugel auch 
über 4 Mal größer, als de» der Erde 
gefunden; und da (vgl. G r a o i t a t i 0 n) 
die Fallgröße hinwiederum im Verhält 
nisse des Quadrats des Halbmessers 
abnimmt, so hebt dieser Einfluß (4'/ 4 ^ 
= 18) den obigen etwann auf; und 
der Fall schwerer Körper auf der Ura 
nusoberfläche kann somit, wie bei uns, 
ebenfalls nur 15 Fuß betragen, wie ihn 
den» der uns bekannte Wiener Astronom 
Littrow, schärfer rechnend, = 14,6 
Fuß findet. 
|eine Bestimmung seiner Rotation durch 
unmittelbare Beobachtung unthunlich. 
Gleichwohl darf eine solche aus an 
dern Gründen als ausgemacht betrachtet 
werden. Zuerst nämlich ist eine schnelle 
(die zehnstündige) Rotation der 
allgemeine Charakter der zweiten Grup 
pe des Systems der Planeten (S. 
319): wir gewahren sie am Jupiter, am 
Saturn, und dem Uranus also muß 
sie analogisch beigelegt werden. Mit 
dieser Analogie verbindet sich aber die 
sehr starke Abplattung (s. d. A.) die 
ses Planeten; Mädler, unser sorgfäl 
tiger Dorpat'er Beobachter, findet („Astr. 
Nachr." Nro. 460 und 493) das Ver 
hältniß des ä qua torea len zum po 
laren Durchmesser desselben — 10,85: 
9, 85 = 11 : 10; also die A b pla tt un g 
= V11 * (d. h. wann man den — grö 
ßeren — äquatorealen Durchmes 
ser des Uranus in 11 gleiche Theile theilt, 
so enthält der — kleinere — polare 
Durchmesser nur 10 dieser Theile; er ist 
um '/>, des äquatorealen kürzer), wel 
ches selbst die Abplattung des I u p i t e r s, 
die (vergl. d. A. S. 826) nur etwann 
'/13 beträgt, übertrifft, und also eine 
schnelle Notation, wovon die „Abplat 
tung" nur als Folge erscheint, beweist. 
Neben dieser großen Abplattung, der 
demnach stärksten in unserm ganzen Son 
nensysteme, ist Uranus aber durch eine 
andere, und so weit unsere Beobachtun 
gen reichen, beispiellose Eigenthümlichkeit 
ausgezeichnet: ich meine die Lage sei 
ner Rotationsare gegen dieEbe- 
ne seiner Bahn um die Sonne. 
Während die Rotationsare der Erde 
nämlich mit der Ebene der Ekliptik 
einen Winkel von über 66° macht, und 
das Complement davon: unsere „Schic fe 
der Ekliptik" (s. d. Art.), d. h. der 
Winkel des Erdäquators mit jener 
Ebene, also noch nicht 24° beträgt, fällt 
die Notationsare des Uranus da 
gegen in die Ebene seiner Bahn um die 
Sonne; die dortige „Schiefe der 
- Wie delieat diese Bestimmung sey, geht 
aus dem darüver herrschenden Widerspru 
che in den älteren und neuesten Anga 
ben hervor; Gruithn tsen, der Mün 
chener Astronom, findet die Abplat 
tung 'S. 26) nur erst »och — '/so-
	        
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