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Venus.
lich etwann 1 Meile betragende Höhe un-
serer Erdberge 4 Mal übertreffen würde.
Viele ähnliche Beobachtungen überzeug
ten den Lilienthalcr Astronomen außer
dem , daß sich die meisten und höchsten
dieser Berge, gleichwie auf der Erde, in
der südlichen Hemisphäre der Venus
finden, wo fie, gleich unseren Cordilleren,
oft Ketten von 200 Meilen Länge bil
den, eine Auszeichnung des Südens vor
dem Norden, darüber ich mich im beson
dern Art- Norden und S-üden, als
physischer Gegensatz, welchen merk
würdigen Artikel ich ja zu vergleichen
bitte, weitläuftiger erklärt habe.
Wenn aber Venus solchergestalt mit
Bergen reichlicher als die Erde ausge
stattet ist, so scheint es ihr hinwiederum
an Wasser, wenigstens in der irdi
schen Bedeutung des Wortes zu fehlen,
indem dessen Verdünstung sonst mehr
Wolken (wolkenartige Verdichtungen) er
zeugen müßte, wogegen wir diesen Pla
neten immer in gleicher glänzender Hei
terkeit gefunden haben.
Dagegen setzen die Beobachtungen, na
mentlich wieder Schröter's, das Vor-
handensepn einer Atmosphäre aus der
Venus außer allen Zweifel, wie dieß ans
der wahrgenommenen starken Dämme
rung und dem stufenweisen Uebergange
des Lichtes der erleuchteten zur dunkeln
Halbkugel folgt. Die Höhe dieser A t-
mosphäre, wenigstens bis dahin, wo
die Venusluft noch Dichtigkeit genug be-
fitzt, um das Licht merklich zurückzu
werfen und also Dämmerungen hervor
zubringen, findet Schröter nach dem
dazu in jenem Art. Atmotsphäre, S.
75, gelehrten Verfahren, etwann der
Höhe der irdischen Atmosphäre (im
voranstehenden Sinne) gleich, welches
also noch eine Aehnlichkeit mehr zwischen der
Venus und der Erde, oder vielmehr zwi
schen den sämmtlichen Planeten der gan
zen „ersten Gruppe," abgibt.
Um so mehr muß daher auffallen, daß
die beobachtende Astronomie, aller Ana-
indeß die obige Beziehung auf bloße Ele-
mentargeometrie ungenehmer seyn. Je
denfalls muß man die Anweisung zur
leichtesten Beantwortung einer sonst im
mer für sehr schwierig erachteten Frage
gut heißen.
logie zuwider, für Venus eine von der
irdischen ganz verschiedene Schiefe der
Ekliptik behauptet: statt daß bei Uns
nämlich dieser Winkel des Aequators mit
der Ekliptik 23'/2°, und die Neigung der
Erd - Rotationsare gegen die Ebene der
leßtern also (das Complement 66'/?.°
beträgt, soll der Venusäquator mit
der Peripherie der Venus bahn um die
Sonne vielmehr einen solchen Winkel
(„Schiefe der Ekliptik" für die Venus,
wie wir uns öfter so ausgedrückt haben)
von vollen 72° machen, und die Rota
tionsare der Venus demnach gegen die
Ebene der Vcnusbahn nur um 18° ge
neigt seyn. Allein da letztere Bestimmung
(vergl. Rotation, S. 359) lediglich
von Fleckenbeobachtung abhängig ist, wel
che, wie gesagt, für diesen Planeten
ihre fast unbesiegbaren Schwierigkeiten
hat, so darf man die obige Behauptung
in Zweifel ziehen, und der Venus, auf
den Grund so vieler anderen Aehnlich-
kciten, analogisch auch eine der unsrigen
ähnliche „Schiefe der Ekliptik" beilegen.
Noch muß ich einer besonders räthsel-
haftcn Erscheinung gedenken, die einige
Beobachter, namentlich Harding, der
mehrjährige Gehülfe unseres Lilienthalcr
Astronomen Schröter, an der Venus
wahrgenommen haben, nämlich ein asch
farbenes Licht in der Nachtseite'-' dieses
Planeten, ähnlich demjenigen, welches der
vom Lichte der Erde (als Mond des Mon
des) beschienene dunkle Theil des Mon
des (vergl. d. A. S. 160 und Mond
phasen, S. 177) zeigt. Da Venus
keinen Mond ** hat, durch dessen Be-
* Mädler, im eitirte» Werke S. 139,
bemerkt, daß Cr diese eigenthümliche Be
leuchtung der Nachtseite der Benuö nicht
zu Gesicht bekommen habe.
" Mehrere Astronomen, besonders Cassini
derAeltere (f. oben) ,, wollen zwar
einen Mond bei der Venus gesehen
haben; ja, Lambert (wir kennen die
sen ausgezeichneten Gelehrten ans d. A.
Kometen, S. 923) hat sogar Tafeln
für ihn berechnet; — die sorgfältigsten
späteren Beobachtungen aber baden die
Unrichtigkeit der Bebauptung gezeigt. AnS
Gründen der Teleologie darf Venns so
gar keine» Mond haben, welcher ihr ent
behrlich ist.