Full text: L-Z (2. Band)

Venus. 
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lcuchtimg diese Erscheinung veranlaßt wer 
den könnte, so bleibt Nichts übrig, als 
dieselbe einem eigenen Lichtentwicklungs 
vermögen (einem Wieder-Ausstrahlen des 
mächtigen, bei Tage eingesogenen Son 
nenlichtes) beizumesscn. Ich habe am 
Jupiter (S. 832) ein, dort sreilich 
aus andern Ursachen herrührendes, sonst 
aber ähnliches, „eigenes Lichtentwicklungö- 
vermögen" nachgewiesen. 
Es gibt Zeiten, zu denen Venns, 
worauf ich hier ebenfalls besonders 
kommen wollte, so außerordentlich glan 
zend ist, daß man sie am Hellen Tage 
mit bloßen Augen (mit Fernröh 
ren ist dieß, angeführtermaßen, immer 
möglich), wenn auch nicht ganz so bril 
lant als bei Nacht, doch hinlänglich wahr 
nimmt. Lala »de („Astronomie." §. 
1197) erzählt einen solchen Fall aus dem 
Jahre 1750, wo ganz Paris darüber 
in Erstaunen war; ich finde einen ähn 
lichen Fall vom 21. Juli (neuen Styls) 
1716, wo das Volk zu London sogar 
Wunder schrie; und ich selbst erinnere 
mich aus meiner Jugend eines solchen. 
Dieser Umstand hat nicht, wie man auf 
den ersten Blick glauben sollte, eben dann 
Statt, wenn sich Venus in der größten 
Entfernung von der Sonne (in den Qua 
draturen) befindet, obwohl sie dann zur 
vollen Hälfte beleuchtet und als Abend- 
stern am spätesten nach, oder als 
Morgenstern am frühesten vor der 
Sonne zu sehen ist, demgemäß ihr ei 
gener Glanz also zu dieser Zeit auch 
am wenigsten von den Strahlen der letz 
teren beeinträchtiget wird: sie befindet 
sich bei diesem Stande noch zu weit 
von der Erde, und die Glanzperiode 
tritt vielmehr nur erst et wann (vergl. 
die Anmerk.) auf dem halben Wege 
<45°) der Venus von der größten öst 
lichen Elongation zur unteren 
Conjunction („Abendstern"), und 
von dieser zur größten westlichen 
Elongation („Morgenstern") ein, wo 
die uns zugekehrte Venusscheibe zwar 
nur zum 4ten Theile (wie der Mond 4 
bis 5 Tage nach dem Neumonde) Licht 
hat, die Entfernung des Planeten 
von der Erde aber auch so viel gerin 
ger geworden ist.* 
* Der Eintritt dieser größte» Glauz- 
Mit dieser interessanten Erörterung 
beende ich meinen Vortrag über die Ve 
nus, indem ich schließlich nur nochmals 
wiederhole, daß von den Durchgän 
gen dieses Planeten durch die (Vorüber- 
igängen vor der) Sonnenscheibe in jenem 
! besondern Artikel ausführlich gehandelt 
wird, und daß Leser, welche ein mehreres 
Beobachtungs-Detail verlangen, die citir- 
periode der Be „ns hängt oiso, wie 
man sieht, von der doppelten Bedin 
gung der mindesten Entfern u n g 
bei der dafür nach möglichen größten 
Beleuchtung ab; — „in welchem Ver 
hältnissesv fragt man sich, „darf die 
letztere abnehme», daß dieser Lichtver- 
l n st durch das gleichzeitige Nähert» in- 
men für den Glanz Überwegen werde?" 
In dieser Gestalt gehört die Aufgabe au 
genscheinlich in die Theorie „de maximis 
et min im Í 8 und unter diesem Gc- 
sichtspuncte hat sie auch der uns vielfach 
bekannt gewordene große Englische Astro 
nom Halle«), der Zeitgenoß Newtons, 
auf die oben angeführte Veranlassung, in 
de» „Phil. Transact.“ Nr. 349 , be 
handelt, und solchergestalt, statt der von 
mir nur beiläufig angegebenen 45° Ent 
fernung resp. von der größte» östlichen 
Elongation oder der untern Conjunction, 
genauer 39",5 gefunden. 
L a l a n d e 1. c. «nacht hierzu »och die 
Bemerkung, daß, um ganz genau zu sei)«, 
dabei eige««tlich auch die Wiederkehr von 
BenuS und Erde zu den nämlichen 
Bah »Puncten in Betracht gezogen 
werden müsse, «velche Wiederkehr alle 8 
Jahre eintrete (indem Venus binnen 8 
Jahren — 2920 Tagen, d. h. binnen 
8 vollen E r d umlaufen, ihrerseits 
13 v v lle llmläi«fe von de» obigen 224% 
[13.224% = nahe 2920] Tagen aus 
führt). Allein diese letztere Bedingung 
scheint nicht in aller Strenge norhivendig, 
da z«vischen den beide», voranstellend von 
diesem Astronomen selbst angeführten Fäl 
len : 1716 und 1750, doch 34 , d. h. 
8 . 4 Z- 2 Jahre liege» (wiewohl ich 
den Tag der ersten Beobachtung nicht 
genau angeben kann). Man darf daher 
annehmen, daß andere Umstände, z. B. 
namentlich Lnftheitrrkeit u. s. w. , mit- 
«virke» , welches auch sehr wahrfchein- 
lich ist.
	        
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