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Veränderung.
beizubringenden theoretischenGriinden aus
dehnen.
Wenn aber, um nun, der Tendenz des
gegenwärtigen Vortrages gemäß, die
Veränderung sogleich neben der „Unver
änderlichkeit" hervorzuheben, die Erdare
solchergestalt nie durch andere Puncte des
ErdkorperS gegangen ist, und die Lage
der Pole und des Aequators auf der
Erdoberfläche (die geographische
Breite, die Polhöhe) also den Charakter
der Beständigkeit behauptet; so zeigt sich
dagegen, wie wir ans den Art. Vor
rücken der Nachtgleichen* und
Wanken derErdare näher abnehmen
werden, die Stellung jener Erdare (ob
wohl bei steter fester Verbindung mit
dem Erdkörper) gegen den Firstern-
himmel doch keinesweges gleich unver
änderlich , indem die Erd -Himmels-
pole, welche man durch Verlängerung
der Are bis an den Himmel erhält, mit
ihr vielmehr in einem vom stabil anzu
nehmenden Pole der Ekliptik überall
23'/2 0 abstehenden Kreise umlaufen,
und in demselben von Osten nach Westen
alljährlich einen Bogen von 50 Secun
den beschreiben, und daher zu andern
Fixsternen übergehen. Man wird von
dieser Beweglichkeit der Erdare, dieser
„Veränderung" ihrer Stellung gegen
den Himmel, verbunden mit der be
schriebenen Unveränderlichkeit in
Bezug auf die Erde, wie der ver
ewigte Wiener Astronom Littrow ir
gendwo vorschlägt, die beste Vorstellung
erlangen, wenn man sich die frei im Wel
tenraume schwebende Erdkugel versinnli
chet, und durch den Mittelpunct derselben
eine, in demselben unverrückbare „Stange"
eben als die Notationsare annimmt, wel
che zwar also unveränderlich stets
durch die nämlichen zwei Erdoberflä-
chenpuncte, nämlich die festen Pole der
* Es wird nämlich in diesem Artikel, aus
welchem ich den Umstand hier anticipire,
gezeigt, daß die Anziehungen von Sonne
und Mond auf den sphäroidisch
gestalteten (den a b g e p l a t t e t e n) Erd-
kvrper als Ursache nothwendig einen
solchen Umlauf der N v t a t i 0 n S axe der
Erde um die Bahn axe veranlassen muß,
wie ich denselben nach Art deS Vor
ganges im Texte näher bezeichne.
Erde geht, auf beidcu Seiten verlängert
bis zum Himmel, aber dort jene Kreis
bewegung mit Ucbergange zu andern
Firsternen ausführt. Gegenwärtig trifft
diese Are („Stange") solchergestalt an
der Nord feite verlängert einen Punct
des Himmels, der etwann 1° 30' von
dem schönen Sterne « am Schwanzende
des kleinen Bären entfernt ist, daher wir
diesen Stern den Polarstern (vergl.
d. Art.) nennen. Während der nächsten
drei Jahrhunderte wird sich die Are dem
gedachten Sterne noch mehr nähern, ohne
ihn jedoch je ganz zu erreichen, nachher
aber wird sie wieder weiter von ihm ab
rücken und zu denjenigen andern Ster
nen übergehen, * welche ich im schon ci-
tirten Art. Polarstern, S.335, nam
haft gemacht habe. Durch diese Verän
derung der Lage derErdare gegen die
Fixsterne muß, der Natur der ange
führten, sie besonders veranlassenden Ur
sache des Vorrückens der Nacht
gleichen gemäß, der „Himmelsanblick,"
wie man gleich einsieht, schon solche ent
sprechende Veränderungen erleiden, auf
welche ich gleich Eingangs dieses Artikels
hingewiesen habe** und unten in weite-
* Auf diese Bewegung der Erdaxe in
Bezug des Himmels habe ich die, in der
vorangehenden Anmerkung angedeutete
Idee der Möglichkeit einer bedeutenderen
solchen StellnngSveränderung zur Erklä
rung g e 0 l 0 gisch e r Zweifel, worauf ich
hier zurückkommen wollte, begründet. Ich
verwahre mich aber dabei noch ganz be
sonders, diese Idee nur als eine sehr ge
wagte Hypothese, alS eine» bloßen Ver
such betrachtet wisse» zu wollen, derglei
chen geologische Zweifel ohne die Forde
rung einer Ortöveränderung der
Polstellen auf der Erdoberflä
che selbst, wozu gewöhnlicher Zuflucht
genommen wird, zu beseitigen.
** Bei dein Vorrücken der Nachtglei
che» ändern sich, wie in diesem Artikel
ausführlich gezeigt wird, die gerade
Aufsteigung, die Abweichung und
Länge der Gestirne;, nur die Breite
und also auch ihr Comp leine nt, d. h.
der Abstand der Gestirne vom
Pole der Ekliptik, bleibt derselbe;
— die gerade Aufsteigung und
Länge wachsen dabei stetS; für die