Veränderung. 041
der gedachten endlichen Folgen dieser ste
ten „Veränderung," dieses steten Ab
nehmens der Entfernung des Mondes
von unserer Erde, und der hier davon
schon ein weiter vorwärts belegener
Ort teine größere Länge deSMon-
deS in seiner Bahn) gefunden wor
den seyn, wonach eS aussieht, als wenn
die Differenz negativ wäre; — und
so muß ich mich alsbald ausdrücken, um
mich meinen Lesern recht verständlich zu
machen, indem dagegen die Form des
rechnenden Verfahrens der Astronomie die
Sache etwas anders — nicht seyn —
sondern nur erscheinen läßt.
Dieser „NechnungS fv r m" gemäß ver
fährt Lalande hierbei nämlich folgender
maßen : „Ich kenne, sagt er, z. B. den
mittleren Mondort (die „Epoche") für
den Pariser Mittag deS Isten Januar
1750 (als des oben genannten JahreS);
von da an ist bis zu dem Tage, der
Stunde u. s. w. des in Rede stehenden
Jahres 300 vor Christus so und so viel
Zeit rückwärts verstrichen ; und ich muß
also, um den Mondort für letzteren Ter
min zu finden, den Betrag der Mond-
bewegung für jene Zeit von der Epoche
abziehen."— Setzte nun Lalande die
sen Betrag nach Maßgabe der in sei
nem Jahre 1750 Start findenden, seit
300 vor Christus g e w a ch s e n e n Mond-
geschwindigkeit an, so machte er diesen
Betrag offenbar zu groß, und zog also
von der Epoche zu viel ab, welches im
gegenwärtigen Falle den 1 ° austrägt,
um den die Rechnung von der Beobach
tung differirle, und der nun, da jetzt zu
viel abgezogen ist, gegentheils ad
ditiv wird: der so berechnete Mond-
ort findet sich, weil man bei diesem Ver
fahren einen, gegen früher zu großen
Betrag abrechnet, zurück gegen de»
beobachteten. Dieß zeigt auch die,
mit Bezug auf die hier in Rede stehende
Beschleunigung deS MvndlaufeS im Art.
Mond Ungleichheiten, S. 193
(vergl. auch oben) gegebene Vorschrift,
dem berechneten Mondorte aus dem
Trunde dieser Beschleunigung der mitt
leren Bewegung stets eine Größe —
10" . t 2 (wo t die Anzahl der vorkom
menden Jahrhunderte bedeutet) hinzu
zufügen; wenn ich mit der, zur Zeit
II.
abhängigen Beschleunigung seines Lau
fes wär also, da man lange durchaus
Nichts entdecken konnte, wodurch gegen
theils wieder eine Entfernungszunah
me und die somit bedingte Verlang
samung der Bewegung, kurz, eine Au s-
g l e i ch u n g, wie bei a l l e n andern Stö
rungen , hatte erwartet werden dürfen,
wohl begründet. Denn die Beobachtung
ließ schließen, daß jene Beschleunigung,
jenes Wachsen der Geschwindigkeit,
in jedwedem Jahrhunderte un aus
namentlich 20", und daß die daher
rührende Geschwindigkeit selbst dem
nach in t Jahrhunderten oder überhaupt
in der Zeit t, 20" .t betrage, woraus
der dieser Zeit und Geschwindigkeit
zugehörige Raum (Bogen in der
Mondbahn), wie er gerade unmittel
bar in solchen Beobachtungen vorlag,
— 10 " . t 2 folgte, auf welchen, schon
in der Anmerkung beigebrachten Ausdruck
ich hier eben nochmals zurückkommen
der Epoche Statt findenden Ge
schwindigkeit eine spätere Mond
länge berechne, finde ich fie, da diese Ge
schwindigkeit wächst, zu klein; rück
wärts aber, wo die Geschwindigkeit ab
nimmt, mache ich das, was ich »ach
dem beschriebenen Verfahren abziehe,
dabei zu groß; — und jener Werth der
10 " . t 2 ist also, wie gesagt, in bei-
den Fällen additiv.
Der Ausdruck 10" . t 2 wird meine
Leser übrigens an den ganz eben so lau
tenden Ausdruck für den freien Fall
(S. 416) erinnern; der Mond „fallt"
aber (Gravitation, S. 688 ) hierbei
auch wirklich mit eben so beschleunigter
Geschwindigkeit gegen die Erde, — und
die Uebereinstimmung der Ausdrücke ist
also ganz natürlich. Auch hierauf komme
ich indeß oben zurück.
Roch könnte Anstoß geben, daß ich im
Vortrage immer von „m i tt lc re n Mond
orten" spreche, da doch der in Rede ste
hende beobachtete gewiß ein wahrer
Ort ist; allein man darf diesen letzteren
alö auf den ersteren reducirt betrachten.
Endlich bemerke ich, daß diese Ansein»
andersetzung wiederum eine derjenigen
ist, welche ich besonders für den gegen-
wärtigen Artikel aufsparen zu muffen ge-
glaubt habe.
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