047
Vergrößerung.
tet. Will man also die Sehewinkel für
das bloße Auge als unveränderliche Grö
ßen ansehen und solchergestalt mit
den Sehewinkeln für das bewaffnete Auge
vergleichen, so muß man einen bestimm
ten Ort, wo das Auge stehen soll, fest
setzen. Jede Angabe der Vergrößerung
eines optischen Instrumentes supponirt
eine solche bestimmte Stelle des bloßen
Auges, als aus welcher dieses letztere
den Gegenstand, wie er unter dem na
türlichen (unvergrößertcn) Sehewinkel
erscheinen würde, betrachtend angenom
men wird.
Bei den Fernrohren, welche zur Be
trachtung von weit entlegenen Dingen
(von Gestirnen) dienen (ich beschränke mich
hier auf das astronomische Fernrohr
und Spiegel-Teleskop), nimmt man den
unvergr ößerten Sehewinkel so an,
wie er sich darstellen würde, wenn das
Auge an dem Orte des Objectivs stände,
und hieraus haben wir unsere Verglei
chung dieses unvergrößerten (des
natürlichen) Sehewinkels mit dem ver
größerten (nämlich demjenigen, unter
welchem uns das, vom Objectiv im
Inneren der Röhre entworfene Bild durch
das Ocular erscheint) in dem citirten
Art. Fernrohr, S. 439, begründet;
der Ort des eingebildeten „bloße n,"
das Gestirn selbst unmittelbar be
trachtenden Auges ist dem zu Folge in
der dort angewendeten Figur 3 der Ta
fel lX in C, dem Centrum des Objec
tivs, angenommen; der Ort des wirk
lichen Auges, wie es das Bild durch
das Ocular wahrnimmt,''' ist dagegen
haltende Monddurchmesser dort, statt,
wie hier, nur zu 400, zu 500 Meile»
angenommen ist, welche Verschiedenheit
indeß auf das von mir beabsichtigte Re
sultat gar keinen Einfluß hat.
* Die Frage nach diesem Bilde und der
Art seiner Wahrnehmung durch das
Ocular ist für eine richtige Einsicht vom
Wesen der Wirkung eines astronomischen
Fernrohres entscheidend, daher ich bei der
gegenwärtigen Veranlassung nochmals dar
auf zurückkomme. Vorhanden zuvor
derst im Innern der Röhre (im Brenn-
raume des Objektivs) ist das Bild wirk
lich ; man kan» sich von feiner Formation
dnrch jede Objectivlinse sinnlich überzeu-
hinter lctztercm; — und die „Vergrö
ßerungszahl" ergab sich nach der an
geführten, dieser Annahme gemäßen Fi-
gen, wenn man (Linsengläser, S.
59) vor eine solche, zur bequemeren
Beobachtung frei aufgestellte Linse etwa»»
eine Lichtflamme bringt, deren (umgekehr
tes) hinter der Linse (wie in der Röhre)
entstehendes „Bild" daselbst z. B. mit
einem (weißen) Papiere aufgefangen und
also sichtbar gemacht werde» kann. Ist
die zu diesem Versuche angewendete Linse
(das ObjectivglaS) hinreichend groß (von
hinreichend großer Brennweite), so läßt
sich hierbei Vergrößerung mit Deutlich
keit verbinden; und ich finde in meinen
Cvllectaneen, daß der Sächsische Natur
forscher T sch i rn ha u se n (Walter von,
Chursächsischer Rath, ch 1708) mit einem
solchen sehr großen Objectivglase auf eine
volle Meile weit die Blätter an den, mit
telst desselben betrachteten Bäumen zäh
len konnte, d. h. dlirch dieses, den Bäu
men zugekehrte Glas hinter demselben in
seinem Brennraume ein dazu hinreichend
deurliches Bild der Baume erhielt (wo
bei ich zur genauen Einsicht, wie dieß
eigentlich zu verstehen sey, wieder die Ver
gleichung des Art. Linsengläser, S.
61, oder auch deS gleich unten darüber
noch Beigebrachten empfehlen muß)
Dabei wird sich nun aber den Lesern
ein Bedenken wegen deS zweiten Theiles
die Frage, die ich hier eben ganz beant
worten wollte, aufdrängen, nämlich, wozu
denn, wenn das ObjectivglaS (die Linse)
nach diesen Auseinandersetzungen zurEnt-
werfung eines Bildes in dem 1. c. an
gegebenen Sinne hinreicht, und welches
Bild alsv demnächst auch mit bloßem
Auge betrachtet werden könnte, erst noch
ein Ocular nothwendig sey? Allein ein
solches Ocular im astronomischen Fern
rohre dient wenigstens zur Verdeutlichung
und Verstärkung des von dem Bilde auf
das Auge zu machenden Eindruckes, in
dem es (Fernrohr, S, 438) die di
vergent davon auffallenden Strahlen
parallel bricht und dem Auge also zu
führt , wodurch (I. o.) eine solche Ver
deutlichung und Verstärkung (eine erbö-
hete Wirkung deS ganzen Instrumentes)
aber in der That erzielt wird.
Endlich könlite man, weßwegen ich