Full text: L-Z (2. Band)

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Vergrößerung. 
tet. Will man also die Sehewinkel für 
das bloße Auge als unveränderliche Grö 
ßen ansehen und solchergestalt mit 
den Sehewinkeln für das bewaffnete Auge 
vergleichen, so muß man einen bestimm 
ten Ort, wo das Auge stehen soll, fest 
setzen. Jede Angabe der Vergrößerung 
eines optischen Instrumentes supponirt 
eine solche bestimmte Stelle des bloßen 
Auges, als aus welcher dieses letztere 
den Gegenstand, wie er unter dem na 
türlichen (unvergrößertcn) Sehewinkel 
erscheinen würde, betrachtend angenom 
men wird. 
Bei den Fernrohren, welche zur Be 
trachtung von weit entlegenen Dingen 
(von Gestirnen) dienen (ich beschränke mich 
hier auf das astronomische Fernrohr 
und Spiegel-Teleskop), nimmt man den 
unvergr ößerten Sehewinkel so an, 
wie er sich darstellen würde, wenn das 
Auge an dem Orte des Objectivs stände, 
und hieraus haben wir unsere Verglei 
chung dieses unvergrößerten (des 
natürlichen) Sehewinkels mit dem ver 
größerten (nämlich demjenigen, unter 
welchem uns das, vom Objectiv im 
Inneren der Röhre entworfene Bild durch 
das Ocular erscheint) in dem citirten 
Art. Fernrohr, S. 439, begründet; 
der Ort des eingebildeten „bloße n," 
das Gestirn selbst unmittelbar be 
trachtenden Auges ist dem zu Folge in 
der dort angewendeten Figur 3 der Ta 
fel lX in C, dem Centrum des Objec 
tivs, angenommen; der Ort des wirk 
lichen Auges, wie es das Bild durch 
das Ocular wahrnimmt,''' ist dagegen 
haltende Monddurchmesser dort, statt, 
wie hier, nur zu 400, zu 500 Meile» 
angenommen ist, welche Verschiedenheit 
indeß auf das von mir beabsichtigte Re 
sultat gar keinen Einfluß hat. 
* Die Frage nach diesem Bilde und der 
Art seiner Wahrnehmung durch das 
Ocular ist für eine richtige Einsicht vom 
Wesen der Wirkung eines astronomischen 
Fernrohres entscheidend, daher ich bei der 
gegenwärtigen Veranlassung nochmals dar 
auf zurückkomme. Vorhanden zuvor 
derst im Innern der Röhre (im Brenn- 
raume des Objektivs) ist das Bild wirk 
lich ; man kan» sich von feiner Formation 
dnrch jede Objectivlinse sinnlich überzeu- 
hinter lctztercm; — und die „Vergrö 
ßerungszahl" ergab sich nach der an 
geführten, dieser Annahme gemäßen Fi- 
gen, wenn man (Linsengläser, S. 
59) vor eine solche, zur bequemeren 
Beobachtung frei aufgestellte Linse etwa»» 
eine Lichtflamme bringt, deren (umgekehr 
tes) hinter der Linse (wie in der Röhre) 
entstehendes „Bild" daselbst z. B. mit 
einem (weißen) Papiere aufgefangen und 
also sichtbar gemacht werde» kann. Ist 
die zu diesem Versuche angewendete Linse 
(das ObjectivglaS) hinreichend groß (von 
hinreichend großer Brennweite), so läßt 
sich hierbei Vergrößerung mit Deutlich 
keit verbinden; und ich finde in meinen 
Cvllectaneen, daß der Sächsische Natur 
forscher T sch i rn ha u se n (Walter von, 
Chursächsischer Rath, ch 1708) mit einem 
solchen sehr großen Objectivglase auf eine 
volle Meile weit die Blätter an den, mit 
telst desselben betrachteten Bäumen zäh 
len konnte, d. h. dlirch dieses, den Bäu 
men zugekehrte Glas hinter demselben in 
seinem Brennraume ein dazu hinreichend 
deurliches Bild der Baume erhielt (wo 
bei ich zur genauen Einsicht, wie dieß 
eigentlich zu verstehen sey, wieder die Ver 
gleichung des Art. Linsengläser, S. 
61, oder auch deS gleich unten darüber 
noch Beigebrachten empfehlen muß) 
Dabei wird sich nun aber den Lesern 
ein Bedenken wegen deS zweiten Theiles 
die Frage, die ich hier eben ganz beant 
worten wollte, aufdrängen, nämlich, wozu 
denn, wenn das ObjectivglaS (die Linse) 
nach diesen Auseinandersetzungen zurEnt- 
werfung eines Bildes in dem 1. c. an 
gegebenen Sinne hinreicht, und welches 
Bild alsv demnächst auch mit bloßem 
Auge betrachtet werden könnte, erst noch 
ein Ocular nothwendig sey? Allein ein 
solches Ocular im astronomischen Fern 
rohre dient wenigstens zur Verdeutlichung 
und Verstärkung des von dem Bilde auf 
das Auge zu machenden Eindruckes, in 
dem es (Fernrohr, S, 438) die di 
vergent davon auffallenden Strahlen 
parallel bricht und dem Auge also zu 
führt , wodurch (I. o.) eine solche Ver 
deutlichung und Verstärkung (eine erbö- 
hete Wirkung deS ganzen Instrumentes) 
aber in der That erzielt wird. 
Endlich könlite man, weßwegen ich
	        
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