050 Vernier -
- Versuch.
Wäre dagegen von ekler Kreisthei-
lung in Graden und Minuten die
Rede, und wollte man darüber auch noch
Secunden haben, so theilt man, ahn-
lichermaßen, auf dem „Vernier" 59 Mi
nuten des Limbus in 60 gleiche Theile,*
daß also jeder Theil (60 : 59 = 1 :
59 Ao) 59 /6 o einer Minute, d. i. 59 Se
cunden enthält, und verfährt übrigens
mit der Verschiebung ganz wie vorher.
In dieser Art findet sich der „Vernier"
besonders sinnreich beim Meridian
kreise angewendet, worüber man die
sen Artikel vergleichen kann.
Dagegen ist der „Nonius," ans wel
chen ich hier zurückkommen wollte, wie
oft man denselben, bemerktermaßen, mit
dem „Vernier" verwechselt, eine, zwar
allerdings auch auf das Princip der Sub
division bezügliche, jedoch in der Ausfüh
rung von dem letzteren Instrumente ganz
verschiedene Einrichtung, indem N u n n e z
der so schönen, einfachen Verniertheilung
vielmehr eine Menge concentrischer Kreise
substituirt, woraus eine solche Complica
tion entsteht, daß schon der uns bekannte
Dänische Astronom Tpcho de Brahe
den Gebrauch dieses „Nonius" verwarf,
weßhalb ich ebenfalls nicht weiter darauf
eingehe. Ausführlicher, endlich und schließ
lich , aber, als es mir hier nothwendig
geschienen hat, findet sich der ganze Ge
genstand behandelt in Maper's (Sohn
des uns nicht weniger vielfach bekannt
gewordenen großen deutschen Astronomen
Tobias Ma per) „Practische Geome
trie." 3te Aufl. Göttingen. 1802. 4 B-
kl. 8., namentlich I. 276 flgd.
Versuch ; blxperirnenturn; Expé
rience. Erfahrungen, welche wir vermit-
* Die V e r n i e r theile könnten umgekehrt
auch größer olé Die Theile des L i m-
bus genommen werden; es inußdieAn-
znhl der B e r n i e r theile allgemein
so groß als das Verhältniß der verlang
ten ttntcrabthciliing, und die entsprechende
Anzahl von L i m b u s theilen um 1 klei
ner oder größer seyn. Ist z. 35., wie
oben, von Zollen und Linien (Dno-
decimalmaß) die Rede, so müssen II
oder 13 Zoll auf dem Vernier in
12 Theile getheilt sey», indem man im
erster» Falle O'/is) so gut, wie im letz
teren ('Vi 2 > Linien erhält.
tclst unserer (bewaffneten oder unbewaff
neten) Sinne an den Körpern anstellen,
heißen, im Gegensatze bloßer Beobach
tungen, bei denen wir (vergl. d. A.)
die Körper in ihrem Zustande lassen.
„Versuche," wenn wir diese Körper viel
mehr absichtlich in einen andern Zustand
versetzen, um zu sehen, wie sie sich darin
verhalten werden. Nun kann der Astro
nom zwar, wie im citirten Artikel rich
tig bemerkt wird, in diesem Sinne
„Versuche" mit den durch ihn nicht ver
änderbaren Himmelskörpern, als
dem Hauptgegenstande seiner Bemühun
gen , nicht anstellen, und muß sich hin
sichtlich ihrer vielmehr auf die bloße Beob
achtung beschränken; — wenn jedoch z. B.
Newton das nicht weniger vor das
Forum der Astronomie gehörige weiße
Sonnenlicht durch sein Prisma (vergl.
Achromatisch, S. 3l) in Farben spal
tet, und somit einer „Veränderung" un
terwirft, oder wenn (der bekannte Fran
zösische Astronom) Arago das Licht der
Kometen (s. d. A. S. 952) analpsirt,
um seine Polarisation (auch eigener
Art.) nachzuweisen u. s. w. u. s. w.:
so sind dieß allerdings „Versuche
und der Begriff darf also von der Astro
nomie nicht ganz abgewiesen werden. In
weitläuftigere Erörterungen darüber brau
che ich hier jedoch nicht einzugehen, da
die in jenem Artikel Beobachtung
vorgeschriebenen Regeln sich nicht weni
ger auch auf die Anstellung der „Ver
suche" und die daraus zu ziehenden Fol
gerungen anwenden lassen; und ich be
gnüge mich daher jetzt mit Beibringung
einiger Literar-Notizen. Treffliche Winke
über die Kunst des Versuchs hat aber
unter den Neueren besonders Ba co (auch
Bacon, Franz, Baron von Verulamio,
Viscount von St. Albans, Canzler von
England, -si. 1626) gegeben, in seinem
,(Novum Organum scientiarum“ (viele
Ausgaben; vor mir liegt eine: Würz
burg. 1779. 8. Deutsch durch Brück:
„Baco's neues Organ der Wissenschaf
ten." Lpzg. 1830. gr. 8.); ferner in „De
augmentis scientiarum.“ Leiden. 1652.
12. (eine neuere lateinisch c Aus
gabe kenne ich nicht, wohl aber eine
deutsche Bearbeitung von Pfingsten.
Pesth. 1783. 8.) und in „De interpreta
tione naturae" (davon ich in meinen