Vorrücken der
Nachtgleicheri. 650
stkignng" sodann die Länge des Sterns
für die nämliche Zeit folgt. Wiederholt
man aber dieselbe Beobachtung nach Ei
nem oder einigen Jahren, und wo also
der nämliche Umstand, daß die Sonne
beim Frühlingseintritte eben im Mittage
gar keine Abweichung zeigt und damit
den F r ü h l i n g s p u n c t bezeichnet, wie
der Statt hat, so findet man eine Zu
nahme jener früher ermittelten Länge
desselben Fixsterns, und zwar von den Ein
gangs angegebenen (durchschnittlichen) *
50'/ 3 Secunden auf jedes Jahr. Die
Beobachtung läßt den Vorgang so er
scheinen, als wenn sämmtliche Fix
sterne-(in, oder) parallel mit der
Ekliptik nach Osten (nach der Folge
der Zeichen, s. d. A.) fortrückten, wo
bei sich demnach, angeführtermaßen, ihre
Länge, gerade Aufsteigung und
Abweichung sämmtlich verändern,
und nur ihre Breite ganz unverän
dert bleibt: sie scheinen, nach der
bezeichneten Richtung, -in Kreisen fortzu
gehen , welche der Ekliptik parallel sind,
so daß es das Ansehen gewinnt, als dre-
heten sich die Sterne um die Pole der
Ekliptik. Dieß kann nun entweder von
einem wirklichen Vor rücken der Fixsterne
ostwärts, „rechtläufig" (nach der Lin
ken), oder einem Rückrücken des Früh
lings - Nachtgleichenpunctes, von welchem
an, wie gesagt, die Längen der Ge
stirne (vergl. d. A.) gezählt werden,
auf dem Aequator in 75" (westlichen)
Abstandes von diesem Sterne liege. —
Noch andere Methoden im Art. Funda-
m e ii t a l st e r n e; für eine bloße deut
liche Einsicht von der Sache reicht jedoch
die hier gewählte Darstellung vollkom
men hin, und das Weitere ergibt sich
nun oben.
* Die Nachtgleichen verrücken sich nämlich
(f. Gleichung der Nachtgleichen-
puncte und auch gleich hinten), aus
den nachher noch näher zu entwickelnden
Gründen, nicht alljährlich um ein
gleich großes Maß, und die obigen
50'/g" sind daher in der That nur das
„Durchschuikts"-Ergebniß einer Reihe von
mehreren Jahren, für welche eine Com-
pensation der Wirkungen vergrö
ßernder und verkleinernder Ein
flüsse angenommen werden muß.
westwärts (nach der Rechten hin)
herrühren.
Man stelle sich Fig. 4. der Tafel XXII.
unter EL die Ekliptik, unter AQ den
Aequator vor, deren beider Durchfchnitts-
(der „Frühlings" - „Widder"-) Punct V
ven Anfangszählpunct der Ekliptik abgibt.
Wenn nun z. B. der Stern gamma im
Bilde des Widders, dessen Länge vor
etwann 2000 Jahren, da er senkrecht
über V stand, — 0 war, jetzt eine
Länge von mehr als 30° oder 1 Zeichen
zeigt, so kann dieß also entweder daher
kommen, daß dieser Stern parallel mit
der Ekliptik vorwärts (östlich, nach
ver Folge der Zeichen, links) um 30°
von gamma bis g gerückt ist, indeß V
fest auf 0 blieb; oder aber der Stern
kann auch unverrückt die durch gamma
bezeichnete Stelle behauptet haben, lind
nur der Frühling sp un ct V dage
gen in der Ekliptik eben so weit von 0
bis V zurück (westlich, wider die
Folge der Zeichen, rechts) gegangen seyn.
Es wird beim heutigen Zustande der
Astronomie keinem Menschen mehr einfal
len, jenes Erstere anzunehmen, da man
hierbei unzählbaren und unermeßlich weit
entfernten Sternen (Sonnen) eine ge
meinschaftliche Bewegung, mit Beziehung
auf die gegen sie, ganz unbedeutende Erd
kugel beilegen müßte. Hingegen wird
Alles äußerst einfach, wenn man die ganze
Erscheinung aus der angegebenen bloßen
Verrückung des Punctes V (des so be
zeichneten „Widderpunctes") von 0 gegen
r erklärt. So muß man auch den Vor
gang nach dem Systeme des Coperni-
kus (vergl. d. zweite folgende Anmer
kung und hinten, wo ich hierauf zurück
komme) : „Oe revolutionib. orbium coe
lestium libri VL" (mehrere Ausgaben;
die erste. Nürnberg. 1543. Fol.) III.
1. nothwendig ansehen. Nun geht zwar
die Richtung von 0 nach r, wie gesagt,
rechts, also wider die Folge der
Zeichen, und man sollte also, weßhalb
ich eben gleich Eingangs hierher verwie
sen habe, diese Bewegung des Widder
punctes (der Frühlings nachtgleiche,
oder, da die gegenüberliegende Herbst
nachtgleiche die Bewegung natürlich theilt,
beider Nachtgleichen) vielmehr ein „Rück
wärtsgehen" (Üctrogressio; Iletrogres-
8iou) nennen; indeß ist der dafür ge-