06 1 Vorrücken der
Nachtgleichc'N.
weichung schon im voraus mit ange
geben. Für die Länge selbst bedarf es
aber einer weiteren speciellen dießfall-
figen Bemerkung nicht erst, da dieselbe,
bevorwortetermaßen, für alle Sterne
in gleicher Zeit um gleich viel, nämlich
jährlich um die angegebenen 50‘/3 Se
cunden wächst, welches freilich eigentlich
nur durchschnittlich wahr ist, indem
die „Präcession", wie ich auch schon vorn,
mit Verweisung wegen des Näheren hier
her, angedeutet habe, und in den citirten
A. A. Gleichung der Nachtglei
chen und Wanken der Erdare,
gleichwie auch hinten *, noch weiter aus
führe, periodischen Zu - und Ab
nahmen unterworfen ist, aus denen nur
jener M i t t e l w e r t h hervorgeht, auf den
man sich indeß bei jener Formelbildung
der weiteren Ableitungen beschränkt.
Diese Art der Correction, wie sie so
mit in den „Fixstern-Verzeichnis-
se n" angebracht werden kann, reicht je
doch bei den Himmelskugeln nicht
aus, hinsichtlich derer es nicht genügt,
sich die Sterne für jede 70 Jahre um
1° in Länge fortgerückt zu denken, indem
sich am Himmel (in der Wirklich
keit) die Weltpole, auf die nachgewie
sene Art, mit drehen, welche dagegen
aus dem Globus fest sind. Es haben
deßhalb einige ältere Astronomen auf
solche Vorrichtungen bei den Himmels
kugeln gedacht, wobei man die Stellung
der Weltpole der Zeit gemäß verändern
könnte; und ich finde in meinen Notizen,
daß namentlich der uns bekannte Fran
zösische Astronom Cassini der Ael-
tere (Jean Dominique, Zeitgenoß Lud
wig XIV.) ein Modell dazu ausgedacht
hat. Mir selbst ist jedoch nie etwas Aehn-
liches zu Gesicht gekommen; und da der
Preis der künstlichen Himmelskugeln seit
* Ich weise nämlich dort noch, daß die
„Präcession" theils von der Wirkung
der Sonne, theils des Mondes her
rührt, und daß nur jener erstere Ein
fluß konstant, letzterer aber bald grö
ßer, bald kleiner ist, wodurch eben
der im Texte bezeichnete „M i t t e l werth"
(die „m itrlerePracessio 11 ") bedingt
wird. — Dieß hier vorläufig, um die
Leser gleich auf den eigentlichen Stand-
punct zu stellen.
dem auch hinreichend gesunken ist, um
mit der Zeit leicht ein danach berichtig
tes neues solches Hilfsmittel anschaffen
zu können, so verweile ich nicht beson
ders dabei.
Indem sich aber, um nun weiter zu
gehen, bei dem „Vorrücken der Nacht
gleichen" namentlich die Abweichung
der Fixsterne (der Abstand vom Aequa-
tor) in der angegebenen Art dergestalt
ändert, daß dieser „Abstand" für einige
Sterne a b - und für andere dagegen
zunimmt, wogegen (vergl. Verän
derung, S. 637.) die Erhebung des
Aequators selbst über den Horizont, d.
i. die Aequatorshöhe (als Complement
der geographischen Breite) des
Beobachters (s. d. A.) absolut unver
änderlich ist; so folgt daraus, daß
sich durch das Vorrücken auch der „bloße
freie Himmelsanblick der Sterne", wo
rauf ich hier zurückkommen wollte, ver
ändern muß, indem Sterne, welche bei
gewissen Abständen vom Aeqnator (gewis
sen Abweichungen), noch über ei
nen bestimmten Horizont heraufstiegen und
sichtbar wurden, später bei also v e r-
änderterAbweich ung beständig un
ter diesem Horizonte bleiben, und gar
nicht mehr sichtbar werden, und umge
kehrt. Sey z. B. für einen Ort auf der
nördlichen Halbkugel die Aequators
höhe (der nördliche Abstand des Ae-
qualorö v 0 m Horizonte, die nördliche
Erhebung des Aequators über den Ho
rizont) — 40°, und die südliche Ab
weichung eines Fixsterns (sein südli
cher Abstand vom Aeqnator) auch —
40°; so wird sich dieser Stern eben noch
im Horizonte des Ortes zeigen (so wird
sein Tagkreis den Horizont eben noch
berühren) ; nimmt seine südliche Ab
weichung, in Folge des „Vorrückens der
Nachtgleichen", sodann aber auch nur
etwas zu, so wird er fernerhin offenbar
einen ganz unter diesem Hori
zonte liegenden Tagkreis beschreiben,
und folglich dem betreffenden Beobachter
gar nicht mehr zu Gesicht kommen; ver
minderte sich dagegen, aus dem näm
lichen Grunde des „Vorrückens der Nacht
gleichen", die südliche Abweichung
desselben Sterns, so müßte er im ange
gebenen Verhältnisse höher über dem Ho
rizonte erscheinen, und demnach nunmehr