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Vorrücken der
Nachtgleichen.
länger sichtbar seyn, gleichwie Sterne,
welche wegen zu großer südlicher Abwei
chung eben dort noch gar nicht hätten
erblickt werden können, bei einer solchen
Abnahme dieser Abweichung nun da
selbst zu Gesicht kommen würden. Die-
sergcstalt werden z. B. für den Hori
zont von Berlin (52'/a° nördl. geo-
graph. Breite und also 37'/2° Aequa-
torshöhe) im Laufe von Jahrtausenden
allmälig verschwinden (eine solche
Vergrößerung der südlichen Abwei
chung erleiden, daß sie dort unsichtbar
— stets unter dem Horizonte — bleiben)
die (vergl. d. A.) Sternbilder des
Orion, des Raben, des Eridan,
des südlichen Fisches u. s. w.; und
es werden dagegen, wegen abnehmen
der südlichen Abweichung der
jetzt eben dort noch unsichtbare Cen
taur, das schöne südliche Kreuz
u. s. w. zu Gesicht kommen; — bis nach
endlichem Ablaufe des „großen (Platoni
schen) Jahres" (s. oben), abgesehen von
andern Einflüssen*, der frühere Zustand
wiederkehrt, — welche Andeutung über
diesen Einfluß der Präcession genügen
mag.
Meine Leser werden jedoch, bei Er
wägung der Bedingungen dieses Einflus
ses überhaupt, schon von selbst bemerkt
haben, daß derselbe, wie es gleichwohl
gewöhnlich nur dargestellt zu werden pflegt,
doch unmöglich auf die Fixsterne einge
schränkt seyn kann, sondern, meinen vor
ausgehenden dießsallsigen Verweisungen
hierher gemäß, allerdings bei allen
Gestirnen oder vielmehr bei allen den
jenigen Daten hervortritt, bei welchen
ein Bezug auf die Nachtgleichenpuncte
Statt hat. Am auffälligsten zeigt sich
dieß also zunächst auch noch am Unter
schiede zwischen dem, durch die Rückkehr
zu den „Nachtgleiche n" bestimmten
„tropischen" ** und dem von der Wie-
* Den (s. die betreffende» A.A.) wirklichen
„Eigenbeweguugen" der Sonne und der
Fixsterne, welche von jener nur schein
baren a l l g c >n e i n e n Bewegung
der Gestirne offenbar ganz unabhän
gig sind.
Warum „tropisch." da wir doch hier
von den „N a ch t g l e i ch e n" sprechen ? —
Die Rückkehr der Sonne zu den Svlsti-
II.
dererreichung eines Fixsterns („ sidus“)
abhängigen „siverischen" Jahre, wel
chen Unterschied ich in diesem letzteren
Artikel so sorgfältig hervorgehoben habe.
Da die Rachtgleicheu, namentlich die, als
Anfangszähl - Punct sogleich bevorzugte
Frühlingsnachtgleiche, durch die
bezeichnete rückgängige Bewegung,
den Planeten — sprechen wir besonders
von unserm Planeten Erde — also der
Erde, beim Jahresumlaufe um die Sonne
in der Ekliptik, recht eigentlich entge
gen rückt; so folgt daraus sehr einfach
die geringere Dauer des „tropischen" als
des „siderischen" Jahres, und also die
Nothwendigkeit, wie ich sie hier eben gel
tend machen wollte, das „Vorrücken
der Nachtgleichen" nicht bloß in
Bezug auf die Fixsterne, sondern auch
rücksichtlich der übrigen „Gestirne" über
haupt zu betrachten. Ja, diese Nothwen
digkeit ist selbst darauf noch nicht be
schränkt, sondern das „Vorrücken" afsicirt
ferner, wie ich mich ausgedrückt habe,
auch die übrigen „Daten" des Planeten»
lauses; und es ist nur erst noch im kurz
vorhergehenden Art. Saturn, S. 368.
darauf hingewiesen, daß, wenn z. B. die
jährliche „sidcrische" Bewegung
der Apsidenlinie dieses Planeten, welche
Bewegung ein solches Datum der Be
rechnung des Planetenlaufes abgibt, in
östlicher Richtung, jährlich nur 19"
beträgt, dieselbe sich dagegen „tro
pisch" gleichwohl zu 69
angesetzt findet, indem die Diffe
renz der 50"
eben von dem indeß Statt gefundenen
Rücken der Nacht gleichen nach We
sten herrührt. — Auch habe ich endlich
noch im Art. Stern zeit, S. 547 auf
einen seinen Unterschied zwischen dem
Ster nt ag e und dem „Tage der er
sten Bewegung", als Rückkehr der
einen oder der andern Nachtgleiche in
den Meridian, aufmerksam gemacht, und
tial- („Tropen-) Puncten bedingt togl.
wieder Jahr, S. 798) nicht weniger
die Dauer dieses tropischen JahreS, und
wurde von den älteren Astronomen lie
ber beobachtet, daher hinsichtlich des Z e i l-
v e r f l n s s t 6 der Ausdruck „tropisch"
gleichbedeutend mit Rückkehr zu den
N ach t g le i ch e« steht.
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