Full text: L-Z (2. Band)

Weltgebäude. G81 
tzungen und meinem Vorgänge, aber 
künftig ganz darin doch wohl nicht mehr 
wird übergangen werden dürfen. 
Weltgebäude, Wcltbau, Weltall, 
Universum; Mundas universus, Syste- 
ma rnuncli 8. cosmicum, Fabrica inun- 
di; Monde, I’Univers. Der (vergl. 
Welt) Inbegriff aller Weltkörpcr, in 
ihrer Ordnung und Verbindung betracht 
tet. Obgleich das in seiner ganzen Aus 
dehnung hierüber Vorzutragende aller 
dings nur auf Analogie beruhet, so be 
sitzen wir doch von demjenigen Theile 
des „Weltbaues", welchen unser Son 
nensystem mit dem dazu gehörigen 
Planeten Erde einnimmt, hinreichend ge 
naue Kenntnisse, um eine solche Analo 
gie darauf begründen zu können". In 
diesem bekannten Theile des „Welt- 
baues" aber nimmt die leuchtende und 
wärmende Sonne den vornehmsten, den 
Mittelplatz, ein, und findet sich in dem 
selben von einer Anzahl, eigenen Lich 
tes und eigener Wärme entbehrender 
Haupt- und Nebenplaneten und Kome 
ten umlaufen, die dieses Licht und diese 
Wärme von ihr empfangen, und dadurch 
zu Wohnplätzen empfindender und genie 
ßender Wesen geschickt werden, wogegen, 
im Austausche, vielleicht ein anderer Stoff 
von den Planeten, welche man hierbei 
ungern als ganz passiv denkt, zur Sonne 
zurückfließt. Verbindet man hiermit die 
jenige Idee unserer früheren Astronomie, 
die in jedem Fixsterne (vergl. d. A. 
S. 541) eine Sonne annahm, so drängt 
sich unwiderstehlich die Vermuthung auf, 
daß auch jede dieser Sonnen wiederum 
ein Gefolge von Planeten habe, eine An 
sicht , welche nur durch die Erhabenheit 
der neuesten Entdeckungen übertroffen wird, 
vom „Welten schvpfungSstoffe" Anwendung 
gemacht i»i Art. Erde, S. 37t, wo ich 
diesen Planeren auö concentrischen Schich 
ten von einer nach dem Centrum hin 
wachsenden <1. c. sieht durch einen 
übersehenen Druckfehler „wechselnden") 
Dichte solchen Stoffes entstehen lasse. 
* In dieser nur allmälige» Bvrschreitung 
bedinge ich mir nämlich aus, den hehren 
Gegenstand vortrage» und erst schließlich 
auf die neuesten Arbeiten über seine ganze 
Unermeßlichkeit kommen zu dürfen. 
II. 
denen zu Folge ein Theil dieser Fix 
sterne (vergl. wieder d. A. S. 560), 
als Doppelsterne, vielmehr sogar 
unter dem Gesichtspuncte von Sonnen 
höherer Ordnung betrachtet werden 
muß, deren Gefolge nicht mehr auf bloße 
Planeten beschränkt ist, sondern vielmehr 
selbst wieder aus Sonnen von nur subal 
ternerer Natur besteht. Schon die bezeich 
nete frühere Annahme aber vervielfälti 
get die Menge der Wohnpläße für em 
pfindende und der Glückseligkeit fähige 
Geschöpfe auf eine alle unsere Vorstel 
lung weit übertreffende Weise; und es 
ist eben diese der unendlichen Größe und 
Güte des Schöpfers so würdige Lehre, 
welche man unter dem Namen der „Lehre 
von der Mehrheit der Welten", 
„Pluralité des mondes", begreift, wie 
namentlich der geistreiche Fontenelle 
sein bekanntes betreffendes, von mir be 
reits im Artikel Welt erwähntes Werk 
(ich komme hinten darauf zurück) benennt. 
Selbst die Weltweisen des Alterthums, 
wiewohl man zu ihrer Zeit von der Ent 
fernung und der Größe der Gestirne nur 
noch sehr unvollkommne Begriffe hatte, 
hingen dieser Lehre an. Man findet viele 
darauf bezügliche Behauptungen nament 
lich beim Plutarch: „ve placitis Phi 
los." L. 1. cap. 5. II. cap. 13. 30. Die 
Ppthagoräer Philolaus, Nicetas 
und Heraklides lehrten, daß jedes 
Gestirn eine Welt sey; die Unzählbar 
keit dieser Welten war (vergl. Lucret. 
„de rerum natura." Lib. II. v. 1086.) 
ein eigener Satz des Epikureischen Lehr 
gebäudes; undMetrodor von Ephe 
sus sagt ausdrücklich, „in den unendli 
chen Raum nur Eine Welt setzen, sey 
eben so ungereimt, als in einem uner 
meßlichen Felde nur Eine Aehre zu su 
chen". Auch Xenophanes, Zeno 
von Elea, Anarimenes und Ana- 
rimander lehrten die Vielheit der Wel 
ten, und nahmen Bewohner der Gestirne 
an. Sehr umständlich sind diese Meinun 
gen der Alten beim Fabricius in der 
Bibliotheca Graeca. T. 1. cap. 20. zu 
sammengestellt. 
Das Copernikanische System, indem 
es den Fixsternen richtigere Entfernun 
gen und Größen anwies, erweiterte und 
berichtigte diese Begriffe noch unendlich 
mehr; und die Aehnlichkeit dieser Ge» 
86
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.