OSB Weltgebäu-e — Weltgegenden.
Wicklung der früheren Systeme der al
ten Astronomen, ferner der Coper-
nikaner, Kepler's, Kant's, Lam-
bert's, Herschel's, wie ich dieselben
oben vorgetragen habe, an, geht dann
zu den Arbeiten des Bonner Astronomen
Ar gelander, des verewigten B esset,
derentwegen ich auf unsern Artikel Fix
sterne verweisen muß, über, und ge
langt endlich zu denjenigen eigenen
Untersuchungen über die Milchstraße,
als den uns hier besonders beschäftigen
den Gegenstand, auf welche ich die Auf
merksamkeit der Leser habe richten wollen.
„Die Zusammenhäufung dieses Sternen-
gürtels erscheint als ein System von un
bestimmter Ausdehnung und Gestalt; aber
es veroffcnbart sich in demselben augen
scheinlich ein gewisses Verdichtungsgesetz
mit Bezug auf eine Hauptebene"; —
und die Aufsuchung dieses Gesetzes gibt
das eigentliche Ziel der vorliegenden Ar
beit über die bezügliche Anordnung
des „We ltc nba ucs" ab. Findet sich
dasselbe nämlich einst wirklich ganz genau
bekannt, eine Bestimmung, welche von
fortgesetzten Untersuchungen allerdings zu
erwarten steht, so muß sich, wie man
leicht einsieht, die Anzahl der in einem
bestimmten Raume, z. B. einem Qua-
dratgrade, einer jeden Region der Milch
straße teleskopisch sichtbar werdenden Ster
ne, aus dem bloßen Abstande von jener
Hauptcbene vorhersagen lassen. Dainit
wäre denn wenigstens die Art der Ver-
theilung der Welten in der Milchstraße,
als dem wahrscheinlichen eigentlichen Fun
dament unseres Weltgebäudes, oder,
wie ich oben mitMädler sage, unserer
„Weltinsel" entschieden; — und ich be
gnüge mich deßhalb auch mit dieser An
deutung , indem ich wegen des oben im
Titel dieser „Astronomie stellaire“ eben
falls hervorgehobenen andern Theiles der
Arbeit, nämlich wegen der „Untersuchun
gen über die Parallaxe der Fixsterne" von
Peters, Astronomen am Observatorium
zu Pulkowa, als den gegenwärtigen Vor
trag weniger nahe angehend, lieber noch
mals auf Fixsterne (S. 553 flgd.),
wohin derselbe eigentlicher gehört, ver
weise.
Somit darf ich aber zugleich auch diese
Betrachtung des „Weltgebäudes"
überhaupt abbrechen. In einem gewissen!
Sinne ist dieselbe freilich eben so uner
schöpflich , als die Unendlichkeit selbst,
welche sie voraussetzt; beim gleichzeitigen
Mitbezuge auf die citirten verwandten
Artikel unseres Wörterbuches habe ich mir
aber wenigstens gewisse bestimmte Gren
zen vorzeichnen können; und ich verweise
Leser, welche dieselben gleichwohl zu über
schreiten wünschen, schließlich wiederholt
auf die im Vortrage erwähnten Werke,
von denen ich, nächst Lambert's „cos-
mologischeu Briefen über die Einrichtung
des Weltgebäudes", besonders B ode's
„Anleitung zur Kenntniß des gestirnten
Himmels", namentlich wegen der ange
hängten „Betrachtung des Welt
gebäudes" nochmals hervorhebe*.
Weltgegenden, Himmelsgegenden;
Plagae mundi ; Flages. Man theilt ins
gemein den Horizont an jedem Orte
in 32 gleiche Theile, so daß jeder dieser
Theile also einen Bogen von
360°
32
I l'/^Grad saßt; jeder dieser Theile oder
Eintheilungspuncte bekommt alsdann ei
nen besondern Namen, alle zusammen
aber heißen, eben als Theile des scheiu-
barlich den Himmel oder die „Welt" be
grenzenden Horizonts, die „Weltge
genden;" — und wenn sich eine Him-
melsbegebeuheit über einem dieser Puncte
ereignet, wenn z. B. ein Stern daselbst
* Ich sehe, indem ich diese» meinen Ver
trag so mir beschließe, auf den Lippe» ei
niger Leser die Frage nach den Gründen
schweben, aus welchen ich die Untersu
chung über die Dauer deS Weltalls,
wie sie sich gleichwohl bei andern Schrift
stellern abgehandelr findet, ausgeschlossen
habe? Hier ist meine Antwort: Ich neh
me an, daß diese Untersuchung nicht mehr
vor das Forum deS beschrankten mensch
lichen Verstandes gehöre; — und ich glaube
Kant (I. c.) richtig zu interprekiren,
wenn ich ihn dieselbe Frage mit der Er
wiederung abweisen lasse: „Die Dauer
eines WeltbaneS habe durch die Bortreff
lichkeit ihrer Errichtung eine Beständig
keit in sich, welche, unsern Begriffen
gemäß, mit der Unendlichkeit zusammen
falle." — Weiter aber in dieser Materie
zu gehen, würde ich als eine Vermessen
heit bezeichnen.