Full text: L-Z (2. Band)

Wcltgegenden. 
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sichtbar wird, oder sich eine Linie (den 
ken wir an die Magnetnadel) dahin rich 
tet, so sagt man, das Phänomen erscheine, 
oder die Linie richte sich nach dieser oder 
jener „Weltgegcud." — Da die Schiffer 
zugleich die Richtung der Winde auf 
gleiche Art angeben, so heißen diese Him 
melsgegenden zuweilen auch die 32W in- 
d e, in welchem Bezüge ich die besondern 
Artikel Windrose und Compaß zu 
vergleichen bitte, auf welche ich hier nur 
hindeuten kann. Bei dieser Eintheilung 
wird die Mittagslinie (s. d. A.) zu 
Grunde gelegt. Sey Tafel XXII, Fig. 8. 
NW SO der Horizont, NS die Mittags 
linie des Ortes 6, so belegt man die 
Puncte N und 8, in welchen diese Mit 
tagslinie den Horizont trifft, nämlich den 
Mitternachts- und Mittagspunct 
(vergl. beide Art.), nach einem durch die 
Schisser eingeführten Sprachgebrauche, 
über welchen ich mich in jenem Artikel 
M i t t a g s p u n c t näher erklärt habe, mit 
den Namen Nord und Sud. Setzt man 
auf N 8 durch C die Linie W 0 senkrecht, 
so bestimmt sie im Horizonte den (wah 
ren) Abendpunct W und Morgen 
punct 0 (s. auch diese beiden Artikel), 
in welchen der Horizont vom Aequator 
durchschnitten wird, und welche, wiederum 
nach Schiffergebrauche, West und Ost 
heißen. Diese vier Puncte N, W, 8, 0 
führen auch den gemeinschaftlichen Namen 
der Cardinalpuncte (ebenfalls be 
sonderer Artikel); sie bestimmen die vier 
Hauptgegcnden (Plagae cardinales ; 
Points cardinaux ), und theilen den gan 
zen Horizont in vier gleiche Quadranten. 
Die übrigen Weltgegenden werden durch 
fortgesetzte Halbirung jener Quadranten 
erhalten. Die erste Halbirung gibt die 
vier ersten Nebe ngegenden (Pla 
gae interniediae ; Points collatéraux)j 
der Name einer jeden wird aus den Na 
men der beiden Hauptgegenden, zwischen 
denen sie liegt, so gebildet, daß man die 
in die Mittagslinie fallende Gegend zu 
erst nennt; und sie heißen demgemäß 
Nord-West, Süd-West, Süd-Ost, 
Nord-Ost (NW, SW, SO, NO der 
Figur). 
Eine fernere Halbirung dieser acht Bö 
gen gibt acht zweite Nebe ngegen 
den. Jeder Name besteht aus dem Na 
men der neben liegenden Hauptgegend 
u, 
und ersten Nebcngegcnd; und ihre Na 
men sind also: Nord-Nord-West, 
West-Nord-West, West-Süd-West, 
Süd-Süd-West, Süd-Süd-Ost, 
Ost-Süd-Ost, Ost-Nord-Ost, 
Nord - Nord - Ost. Auch diese acht 
„zweite Nebengegenden" finden sich noch 
in unserer Figur dargestellt. 
Endlich gibt die abermalige Halbirung 
der nunmehrigen sechzehn Bögen noch 
eben soviel dritte Nebengcgenden, 
deren jede entweder an einer Hauptge- 
gcnd oder an einer ersten Nebengegend 
anliegt, und von dieser anliegenden den 
Anfangsnamen bekömmt, welcher durch 
die Sylbe gen mit derjenigen Hauptge- 
gcnd verbunden wird, nach der die zu 
benennende von jener anliegenden ab 
weicht. Diese Namen find demgemäß: 
Nord gen West; Nord-West gen 
Nord; Nord-West gen West; West 
gen Nord; West gen Süd; Süd- 
West gen West; Süd-West gen 
Süd; Süd gen West; Süd gen 
Ost; Süd-Ost gen Süd; Süd- 
Ost gen Ost; Ost gen Süd; Ost 
gen Nord; Nord-Ost gen Ost; 
Nord-Ost gen Nord; Nord gen 
Ost". 
Man findet diese „Weltgegcnden", wenn 
die Mittagslinie des betreffenden Ortes 
bestimmt ist, vermittelst der sogenannten 
Windrose, auf welche ich schon vorn 
als auf einen verwandten Artikel ver 
wiesen habe. 
Früher hat man, wie ich wenigstens 
* Der Franzvse fslsti ebenso Nord, Ouest, 
Sud, Est; Nord - Ouest u. s. w., wie 
oben; Nord-Nord Ouest ». s. w., wie 
der wie oben; — um aber die dritten 
„Nebengegenden," z. B. die Mitte zwi 
schen Nord und Nvrd-Nvrd-West 
auszudrücken, seht er, statt unseres deut 
schen „Nord gen West," Nord yuart de 
Nord Ouest, weil diese „Himmelsgegend" 
in der That von Nord nach Nord-West 
um Vq des letzteren Bvgenö zu liegt 
u. s. >v. — Lateinische Namen für 
unsere Benennungen der „Himmelsge 
genden" (Winde) hat Baren! uS (der 
uns auS S. 382 bekannte Holländische 
Geograph des 17tcn Jahrhunderts) vor 
geschlagen. Die Römer (und Griechen) 
theilten de» Horizont anders ein. 
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