692 Weltsystem.
ogieich in jene Allheit des Universums;
gleichwie ihn aber doch zunächst eben nur
der eigene Planet anzieht, also mag er
sich sodann ferner auch folgerichtig vor
Anderm wieder nur vorzüglich zu dem
jenigen Systeme wenden, zu welchem
der bestimmte Planet gehört; — und
wir beschränken uns demgemäß, wie ge
sagt, hier auf dieses „Sonnensystem",
als unser Weltsystem, wogegen von
der Unendlichkeit der Weltsy
steme, im bezeichneten höheren Lünne,
erst an einem andern Orte (vergl. be
sonders Fixsterne), im weiteren Um
fange die Rede seyn kann.
Man kennt dergleichen Systeme, wie
beim nunmehrigen Uebergange zu ihrer
Betrachtung, als den angedeuteten Er
klärungsversuchen der Ordnung und Ver
bindung der Weltkörper, zuvörderst be
merkt werden muß, zwar natürlich nicht
aus unmittelbarer Erfahrung, wozu ein
anderer Standort der Ansicht als unser
irdischer erfordert werden würde, sondern
immer nur erst durch Schlüsse, daher ih
nen, unter diesem Gcsichtspuncte, also
auch sämmtlich ein bloß hypothetischer Cha
rakter beiwohnt; allein wir haben als
Berechtigungsgrund der Erhebung einer
Hypothese (vergl. d. A. S. 794)
zum Range des wissenschaftlichen Sy
stems ihre Erklärungszureichcndheit aller
und jeder, auch der kleinsten bezüglichen
Vorgänge, admittirt. In Befriedigung
dieser Forderung zeichnet sich nun aber,
wie ich ebenfalls anticipirend her
vorheben muß, unter den drei oben, als
den bekanntesten, nahmhaft gemachten sol
chen Erklärungsversuchen, das „Welt
system" (also sage ich nämlich hiernach
nun auch bestimmter sogleich) des Co
pe r n i c u s dergestalt entschieden aus,
daß von einer Beschränkung seiner durch
gängigen Gültigkeit* unter dem Vor-
* Ich bitte, mich sogleich wohl zu verste
hen. Mit diesem Ausdrucke „durchgän
gige Gültigkeit" soll, wie ich unten mehr
fach hevorworte, die Möglichkeit späterer
Erweiterungen nicht ausgeschlossen
werden. Kepler hat z. B. das Coper-
nicanische System durch Substitution der
elliptischen für die Kreisbewegung
unzweifelhaft „erweitert"; aber er hat
die „durchgängige Gülti'gkeit" des plane-
wande demselben noch beiwohnender bloß
hypothetischer Annahmen, nicht ferner die
Rede ist, und d i e s e s „W e l t s y st e m"
den Namen Vielmehr per excellentiani
führt. Ich werde demzufolge im gegen
wärtigen Artikel jetzt auch zwar eine Ge
schichte der verschiedenen Weltsy
steme , namentlich der Alten, vortragen,
indem die Darstellung eines vollendeten
Systems eine solche Geschichte der vor
ausgegangenen irrtümlichen Bestrebun
gen darum nicht ausschließen darf, bei
vem Covernicanischen aber, ohne
früheren Verdiensten deßhalb Anerkennung
zu versagen, allein länger stehen bleiben,
und schließlich, nächst Andeutungen über
die Erweiterung, welche dieses Sy
stem später, namentlich durch Kepler,
erfahren hat, eine eben wieder auf das
selbe und aus diese Erweiterungen be
gründete tabellarische Uebersicht der im
Weltsysteme Statt habenden planetarischeu
Bewegungen und übrigen Größen, d. h.
der, wie ich zur Definition des Begriffes
„Weltsystem", Eingangs sage, zwischen
den betreffenden Weltkorpern Statt fin
denden „Ordnung und Verbindung", bei
bringen.
Weltordnuugen der Letten, nament
lich „Ptolemaisches System."
Um meinen Lesern nur erst einen an
schaulichen Begriff von der unendlichen
Schwierigkeit eines solchen „Weltsystcms"-
Erklärungsversuchcs der überaus verwi
ckelt erscheinenden Himmclsbewegungen,
und also vom Werthe zunächst des durch
die Alten für diese Erklärung Geleiste
ten beizubringen, will ich annehmen,
wir selbst wären zusammen mehrjäh
rige frühere Himmelsbeobachter, verfolg
ten, an der Seite anderer früherer Astro
nomen , jene so höchst verwickelt erschei
nende Bewegung unzählicher Gestirne am
blauen Himmelszelte mit eigenen Augen,
müßten uns dabei gestehen, daß sich der
bloße sinnliche Schein doch allzu verwor
ren darstelle, um nicht schlechterdings aus
ein einfacheres Verhältniß der Wirk-
tarischen Laufes um die Sonne, statt des
umgekehrte» Piolemäifchen SaheS, darum
nicht weniger als völlig unantastbar zu
gegeben.