Full text: L-Z (2. Band)

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Zeichen des Thier 
chen und Araber diese Beobachtungen 
weiter fortgesetzt, und immer mehrere 
Sternbilder* nach verschiedenen vorge 
fallenen Begebenheiten ihres Zeitalters 
am Himmel erdichtet. Obgleich nun diese 
Sternbilder ganz willkührliche Combina 
tionen von einzelnen Gestirnen enthalten, 
und die künstlichen Figuren, in welche 
man sie einzuschließen suchte, gar keine 
Achnlichkeit mit der Anordnung der Sterne 
selbst zu haben scheinen, so muß es als 
ein merkwürdiger Umstand hervorgehoben 
werden, daß demungeachtct diese Figuren 
auch in sehr entfernten Ländern wieder 
angetroffen werden, so daß eine Mitthei 
lung derselben von einem Volk zum an 
dern nicht weiter geläugnet werden kann. 
Die ganz willkührliche Zusammenstellung 
dieser Figuren zeigt, daß sie mehr das 
Werk der Imagination und der mytho 
logischen Ansichten, als das der Conve- 
nienz und einer verständigen Anordnung 
gewesen seyn muß. „Die Sternbilder," 
sagt der jüngere H e r s ch e l, „scheinen 
diese Figuren und Benennungen absicht 
lich erhalten zu haben, um die Verwir 
rung und Unschicklichkeit so groß als mög 
lich zu machen. Zahllose Schlangen win 
den sich in langen, verwickelten Zügen, 
die man kaum mit dem Auge verfolgen 
kann, am Himmel hin; Bären, Löwen, 
Hunde, Vögel und Fische, große und 
kleine, nördliche und südliche, treiben sich 
da herum und verwirren alle Gegenstände. 
Ein besseres System der Constcllationen 
würde eine wesentliche Nachhilfe für un 
ser Gedächtniß seyn." Soweit Herschel. 
Wir können ihm nur aus ganzem Herzen 
beipflichten, und empfehlen unsern Lesern, 
um wenigstens die Namen der „Zeichen 
des Thicrkreiscs" und deren Aufeinander 
folge leichter zu behalten, folgende zwei 
Verse: 
8 unt Aries, Taurus, Gemini, Cancer, 
Leo, Virgo, 
Libraque, Scorpius, Arcilenens, Ca 
per, Amphora, Pisces, 
mit welchen wir diesen Art. beschließen. 
* Daß der sogenannte Thierkreis gerade 
zwölf solcher Sternbilder erhielt, rührt 
wohl von den 12 Monaten des Iah. 
res her. 
kreifts — Zeiger. 
Zeiger; Stylus ; style. Im astro 
nomischen (gnomonischen) Sinne der Stift 
an der Sonnen- (oder Mond-) Uhr, des 
sen Schatten (analog dem Zeiger einer 
Taschenuhr) die einzelnen Zeitabschnitte, 
als Stunden, Minuten u. s. w. auf der 
selben angibt. 
Stellen wir uns die von der Sonne 
beleuchtete, im Raume schwebende Erdku 
gel zur möglichsten Versinnlichung als 
durchsichtig, ihre Are aber als eine 
undurchsichtige (materielle) Linie vor. 
Denken wir uns dann die Ebene des 
Aequators auf der der Sonne entge 
gengesetzten Seite erweitert, so wird of 
fenbar der Schatten, welchen die von der 
Sonne beschienene Erd are hinter sich 
wirft, auf diese Ebene fallen, und auf 
derselben in gleicher Weise fortrücken, 
wie die Sonne selbst bei ihrer vier und 
zwanzigstündigcn (scheinbaren) Tagcsbe- 
weguug um die (hier als ruhend anzu 
nehmende) Erde weiter schreitet. So oft 
dann diese Sonne an den folgenden Ta 
gen von dem Meridiane eines bestimmten 
Beobachters (einem bestimmten Stun- 
deukreise vgl. den Art.) wieder den 
selben Bogen-Abstand, d. h. denselben 
St u n d e n w i n k e l (vgl. auch diesen A.) 
hat, wird auch der Schatten der Erdare 
wieder dieselbe Stelle auf jener Ebene 
einnehmen, und wenn wir endlich noch 
die Bewegung der Sonne während des 
Laufes eines Tages als in einem mit 
dem Aequator parallelen Kreise gleich 
förmig vor sich gehend, voraussetzen, 
so wird der gedachte Schatten in eben 
falls gleichförmiger Bewegung während 
jeder Stunde immer denselben Winkel 
um obige Are zurücklegen, und auf diese 
Weise den Stundenwinkel der wahren 
Sonne, d. h. die wahre S o n n e n z e i t 
(vergl. den Art.) angeben*. 
* Eine durch den jedesmaliqen Ort der 
Sonne (ihren Mittetpunct) und die Erd- 
axe (also auch durch deren Schatte») qe- 
leqte Ebene ist bekanntlich die Ebene des 
entsprechenden StundenkreiseS, und schnei 
det die deS AequatvrS in einer Geraden, 
welche eben durch jenen Schatten darqe- 
stellt wird. Bewegt sich daher die Sonne 
während eines Tages gleichförmig und 
parallel mit den, Aequator, so werde» 
ihre Stundenebencn, mithin auch deren
	        
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