748
Zeichen des Thier
chen und Araber diese Beobachtungen
weiter fortgesetzt, und immer mehrere
Sternbilder* nach verschiedenen vorge
fallenen Begebenheiten ihres Zeitalters
am Himmel erdichtet. Obgleich nun diese
Sternbilder ganz willkührliche Combina
tionen von einzelnen Gestirnen enthalten,
und die künstlichen Figuren, in welche
man sie einzuschließen suchte, gar keine
Achnlichkeit mit der Anordnung der Sterne
selbst zu haben scheinen, so muß es als
ein merkwürdiger Umstand hervorgehoben
werden, daß demungeachtct diese Figuren
auch in sehr entfernten Ländern wieder
angetroffen werden, so daß eine Mitthei
lung derselben von einem Volk zum an
dern nicht weiter geläugnet werden kann.
Die ganz willkührliche Zusammenstellung
dieser Figuren zeigt, daß sie mehr das
Werk der Imagination und der mytho
logischen Ansichten, als das der Conve-
nienz und einer verständigen Anordnung
gewesen seyn muß. „Die Sternbilder,"
sagt der jüngere H e r s ch e l, „scheinen
diese Figuren und Benennungen absicht
lich erhalten zu haben, um die Verwir
rung und Unschicklichkeit so groß als mög
lich zu machen. Zahllose Schlangen win
den sich in langen, verwickelten Zügen,
die man kaum mit dem Auge verfolgen
kann, am Himmel hin; Bären, Löwen,
Hunde, Vögel und Fische, große und
kleine, nördliche und südliche, treiben sich
da herum und verwirren alle Gegenstände.
Ein besseres System der Constcllationen
würde eine wesentliche Nachhilfe für un
ser Gedächtniß seyn." Soweit Herschel.
Wir können ihm nur aus ganzem Herzen
beipflichten, und empfehlen unsern Lesern,
um wenigstens die Namen der „Zeichen
des Thicrkreiscs" und deren Aufeinander
folge leichter zu behalten, folgende zwei
Verse:
8 unt Aries, Taurus, Gemini, Cancer,
Leo, Virgo,
Libraque, Scorpius, Arcilenens, Ca
per, Amphora, Pisces,
mit welchen wir diesen Art. beschließen.
* Daß der sogenannte Thierkreis gerade
zwölf solcher Sternbilder erhielt, rührt
wohl von den 12 Monaten des Iah.
res her.
kreifts — Zeiger.
Zeiger; Stylus ; style. Im astro
nomischen (gnomonischen) Sinne der Stift
an der Sonnen- (oder Mond-) Uhr, des
sen Schatten (analog dem Zeiger einer
Taschenuhr) die einzelnen Zeitabschnitte,
als Stunden, Minuten u. s. w. auf der
selben angibt.
Stellen wir uns die von der Sonne
beleuchtete, im Raume schwebende Erdku
gel zur möglichsten Versinnlichung als
durchsichtig, ihre Are aber als eine
undurchsichtige (materielle) Linie vor.
Denken wir uns dann die Ebene des
Aequators auf der der Sonne entge
gengesetzten Seite erweitert, so wird of
fenbar der Schatten, welchen die von der
Sonne beschienene Erd are hinter sich
wirft, auf diese Ebene fallen, und auf
derselben in gleicher Weise fortrücken,
wie die Sonne selbst bei ihrer vier und
zwanzigstündigcn (scheinbaren) Tagcsbe-
weguug um die (hier als ruhend anzu
nehmende) Erde weiter schreitet. So oft
dann diese Sonne an den folgenden Ta
gen von dem Meridiane eines bestimmten
Beobachters (einem bestimmten Stun-
deukreise vgl. den Art.) wieder den
selben Bogen-Abstand, d. h. denselben
St u n d e n w i n k e l (vgl. auch diesen A.)
hat, wird auch der Schatten der Erdare
wieder dieselbe Stelle auf jener Ebene
einnehmen, und wenn wir endlich noch
die Bewegung der Sonne während des
Laufes eines Tages als in einem mit
dem Aequator parallelen Kreise gleich
förmig vor sich gehend, voraussetzen,
so wird der gedachte Schatten in eben
falls gleichförmiger Bewegung während
jeder Stunde immer denselben Winkel
um obige Are zurücklegen, und auf diese
Weise den Stundenwinkel der wahren
Sonne, d. h. die wahre S o n n e n z e i t
(vergl. den Art.) angeben*.
* Eine durch den jedesmaliqen Ort der
Sonne (ihren Mittetpunct) und die Erd-
axe (also auch durch deren Schatte») qe-
leqte Ebene ist bekanntlich die Ebene des
entsprechenden StundenkreiseS, und schnei
det die deS AequatvrS in einer Geraden,
welche eben durch jenen Schatten darqe-
stellt wird. Bewegt sich daher die Sonne
während eines Tages gleichförmig und
parallel mit den, Aequator, so werde»
ihre Stundenebencn, mithin auch deren