Zenith.
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scheu stammenden Namen gibt man in
der Sternkunde demjenigen Puncte, den
die durch das Auge des Beobachters ge
zogene Scheitellinie (f. d. A.) oder
die Richtung der Schwere, aufwärts
verlängert, an der scheinbaren Himmels
kugel treffen würde — dem Puncte des
Himmels, welcher gerade über dem Haupte
des Beobachters steht, und von demsel
ben als der höchste Punct am Himmel
betrachtet wird. Da derselbe Punct von
allen Puncten der Peripherie des H o-
r iz on t s gleich weit, nämlich 90Grade
entfernt ist (indem die Scheitellinie mit
der Horizontalfläche oder der Oberfläche
des stehenden Wassers überall rechte Win
kel bildet), so ist er zugleich der obere
(der sichtbare) Pol dieses Horizonts,
und ein durch das „Zenith" gezogener,
größter Kreis steht aus dem Horizonte
des entsprechenden Ortes senkrecht, und
wird deßhalb Zen ithalkreis oder
häufiger Verticalkreis genannt.
Endlich heißt derjenige Bogen dieses Ver-
ticalkreises , welcher zwischen dem Z e-
n ith und einem Gestirn enthalten ist,
Zenithdiftan z, und der Bogen zwi
schen Gestirn und Horizont, Höhe
dieses Gestirns. Es ergänzen sich dem
nach (weil nach dem Vorhergehenden der
ganze Bogen zwischen Zenith und Ho
rizont — 90") Höhe und Z e n i t h d i-
stanz desselben Sterns immer zu 90
Graden.
Jeder Ort der Erdoberfläche hat sein
eigenes Zenith, welches am Himmel
genau dieselbe Lage gegen den H i m-
mels-, als der Ort .selbst gegen den
E rd-Aequator hat. Die Scheitelpuncte
zweier verschiedenen Orte stehen um den
Bogen eines größten Kreises von einan
der ab, welcher das Maß des Winkels
abgibt, den die Scheitellinien oder die
Richtungen der Schwere an beiden Or
ten im Erdmittelpuncte, wo sie.zu-
sammcntreffen, * mit einander bilden.
Liegen aber die Orte einander so nahe,
daß man die Richtungen schwerer Kör
per an beiden als nahe parallel anneh
men kann, oder daß der Bogen, der ih
ren Abstand mißt, gegen die Größe der
* Wenn nämlich die Erde als eine Kn gel
angesehen wird. Wir kommen hinten
hierauf zurück.
ganzen Peripherie der Erde verschwindet,
so ist auch der Abstand ihrer Scheitel
punkte am Himmel nicht merklich, und
man kann folglich beiden dasselbe „Ze
nith" zuschreiben. So gibt man gewöhn
lich ganzen Städten nur ein einziges
Zenith, wenn nämlich ihr Umfang gegen
den ganzen Umkreis (den Aequator) der
Erde nicht in Betrachtung kommt. Bei
sehr großen Städten hingegen ist man
genöthigt, auf den Unterschied der Schei
telpunkte verschiedener Beobachtung 6-
o rte Rücksicht zu nehmen. Zu Paris
z.B. gab es drei Sternwarten in sol
cher Lage, daß die bei der école mili-
taire ihr Zenith um 7'/2", und die
beim cabinet du roi das ihre um 14"
östlicher, als die königliche Sternwarte
zu liegen hatte. Ueberhaupt entspricht,
streng genommen, jedem Zenith am
Himmel nur ein einziger Pu net auf
der Erde.
Man findet das Zenith eines Ortes
mit Hülse des Bleiloths (s. Loth-
recht) oder einer an ihrem untern Ende
mit einem Gewichte beschwerten und oben
befestigten Schnur, nach welcher eine
Regel mit Dioptern (vergl. auch die
sen Art.) oder die Are eines Fernrohrs
lothrccht gestellt werden kann, so daß das
Auge dadurch gerade in den Scheitel
sieht. Ferner braucht man zu demselben
Zwecke auch die W asser w a ge, " in-
» Da der besondere Artikel Wasser
wage, auf welchen sowohl in Instru
mente, 1. Bd., S. 818, als in N i-
velliren, 2. Bd., S. 233, hingewie
sen worden, an seinem alphabetischen
Orte wahrscheinlich durch ei» Versehen
ausgelassen ist, so tragen wir denselben
zur Ergänzung hier in einer Anmer
kung nach.
Wasserwage, Horizvntalwage: li
bella , Dibra aguaria; Niveau, Ein
zur Bestimmung einer genau horizon
talen Ebene sehr gebräuchliches Instru
ment. ES gibt mehrerer solcher Appa
rate ; wir werden uns indessen hier auf
die Beschreibung der Wasser wage mit
Luftblase (lXiveau à bulle ll'sir),
als der einfachsten und jetzt fast aus
schließlich gebräuchlichen, beschränke».
Dieses Instrument besteht aus einer
gläserne» cylindersormigen Rohre, welche