759
Zenithdistanz — Zerlegung ver Kräfte re.
Abstand des (Himmels-) Aequators von
dem scheinbaren Zenith heißt die
beobachtete Polhöhe oder die Breite,
und vom geocentrischen Zenith die
geocentrische oder verbesserte Polhöhe des
Beobachtnngsortes.
Das Zenith eines jeden Ortes gehört
für denselben in die unbewegliche
Himinelskngel (s. H i m m e l s k u g e l,
1. Bv. S. 760), und bestimmt seinen
Horizont und Mittagskreis (Me
ridian); daher man Städten, deren
Zenith für einen einzigen Punct ange
nommen wird, auch nur einen Hori
zont und einen Mittagskreis beilegen
kann.
Zenithdistanz, s. Abstand vom
Scheitel.
Zenithsector , s. Quadrant, in
welchem Artikel dieser Name einem nur
wenige Grade enthaltenden Kreisaus-
Ich,litte, womit man sehr scharfe Messun
gen von Zen itha b ständen ausführen
kann, beigelegt wird.
Die äußerst genauen Beobachtungen,
welche besonders seit dem Jahre 1725
über die Aberration der Fixsterne und
die Gestalt der Erde angestellt wurden,
machten Instrumente (Kreise) nöthig, auf
denen sich die einzelnen Bogcnsccunben
noch deutlich erkennen ließen, deren Ra
dius also schon eine beträchtliche Größe
(wenigstens 10 bis 12 Fuß) haben
mußte; und weil jene Beobachtungen
mcistentheils in der Nähe des Zenit Hs,
höchstens 3 bis 4 Grade davon entfernt,
Statt fanden, so brauchten diese Instru
mente auch nur einen sehr kleinen Bogen
zu umfassen, weßhalb sie den Namen
Sectoren, Zenithsectoren er
hielten.
Schon Picard (vergl. d. Art. Ab
plattung, 1. Bd. S. 21) bediente sich
zu seinen Messungen im Jahre 1670 ei
nes S e c t o r s von 10 Fuß, und H o o k e
um 1699 eines solchen von sogar 36 Fuß
Halbmesser; allein der erste Sector,
welcher allen Ansprüchen in Betreff der
für so feine Beobachtungen erforderlichen
Größe und Genauigkeit Genüge lei
stete, war derjenige, welchen der berühmte
telbar beobachtet werden kann, die des
Lehrern herleiten.
Englische Mechaniker Graham im Jahre
1725 für Molyneur construirte (vgl.
den Art. Abirrung des Lichte s>,
und dem bald darauf ein zweiter für
Brad ley nachfolgte, mit welchem die
ser große Astronom die Aberration
und die N u ta tion entdeckte, und dessen
Genauigkeit Alles übertraf, was bisher
in der Kunst, kleine Winkel zu messen,
geleistet worden war. Dieser letztere,
also besonders merkwürdige Zenith-
Sector wird im Observatorium zu
Greenwich aufbewahrt.
Wir müssen uns hier auf diese histo
rischen Notizen beschränken, und dieje
nigen Leser, welche eine detaillirte Be
schreibung eines ZcnithsectorS ver
langen, auf Lalande „Astronomie," 2.
Bd. §. 2382 flgd. verweisen, woselbst
auch eine zum Verständnisse unbedingt
nothwendige, kostbare Figur beige
fügt ist.
Zerlegung der Kräfte und Ve-
WegUNgeN ; R.esolutio viriuiu et uio-
tus; Decomposüion des sorces et du
mouvement. Wenn zwei oder mehrere
Kräfte auf einen körperlichen Punct* zu
gleicher Zeit wirken, so läßt sich immer
eine einzige Kraft angeben, deren Wir
kung der Wirkung jener Kräfte gleichkommt,
welche man also, ohne die Bewegung des
Körpers ■ zu ändern, jenen Kräften sub
stituiré n kann (vergl. Zusammense
tzung der Kräfte lind Bewegun-
g c n, welcher Artikel überhaupt mit dem
gegenwärtigen im engsten Zusammenhange
steht, ja die Ergänzung desselben bildet.)
Ebenso kann man nun auch umgekehrt
für eine auf den körperlichen Punct wir
kende Kraft, zwei oder mehrere, zu-
* Körperlichen Punct wollen wir
hier denjenigen Punct des Körpers nen
nen, an welchem die Kräfte unmittelbar
wirkend angenommen werden (an dein
sie gleichsam angebracht sind). Unsere
Wissenschaft hat eS überdieß nur mit
Gestirne» zu thun; wenn man sich
daher, wie dieß gewöhnlich geschieht, die
ganze Masse eines Gestirns in seinem
S ch w e r p u » c t e concenkrirt denkt (das
Gestirn als einen Punct ansieht), so
ist eben dieser Schwerpunel der „körper
liche Punct."