Full text: L-Z (2. Band)

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Zodiakal-Armilla. 
alle diejenigen Strahlen in demselben 
Puncte der Wand vereinigt, die aus ei 
nem Puncte des Gegenstandes divergirend 
oder parallel auf seine Fläche fallen. 
Soll hiebei die gehörige Deutlichkeit statt 
finden , so muß die Wand vom Glase 
genau um die Vereinigungsweite 
abstehen, welche für sehr e n tfer nte Ge 
genstände der Brennweite gleich ist, 
für nähere aber größer wird. 
An einem im „verfinsterten Zimmer" 
aufgefangenen Sonnenbilde beobachtete 
Kepler unter den Neuern zuerst einen 
Sonnenflecken (vergl. d. A. 2.Bd. 
S. 432). Jetzt aber ist ein solcher Ap 
parat zu astronomischen Zwecken 
durchaus nicht mehr im Gebrauche, und 
nian wendet bei allen Beobachtungen der 
Sonne lieber ein Fernrohr mit einem 
vor dem Ocular eingeschraubten dunkeln 
Planglase an. 
Zodiakal - Armilla , s. Ringku- 
g e l, in welchem Artikel eine vollständige 
Beschreibung dieses Instruments gegeben 
wurde, daher wir uns hier aus histo 
rische Notizen und einige andere, den 
Gegenstand erläuternde Bemerkungen, be- 
-schcänken können. 
Die altern Astronomen bedienten sich, 
da sie weder Uhr noch Fernrohr besaßen, 
der Ringkugeln, der „Zodiakal-Armillen," 
um die Längen und Breiten der Ge 
stirne durch unmittelbare Beobachtungen 
zu erhalten. Eratosthenes soll sie 
zuerst in Gebrauch gebracht haben, Hip- 
p a r ch u s und Pt o l e m ä u s (vergl. 
Länge der Gestirne 2 Bd. S. 6) 
machten von denselben vielseitig Anwen 
dung, und die A l e r a n d r i n i sch e n A r- 
willen waren im Alterthume sehr be 
rühmt. Man brachte, um das Instru 
ment zu gebrauchen, die Ekliptik und den 
Aequator in dieselbe Lage, wie solche am 
Himmel dem Augenblicke der Beobachtung 
entsprach, und richtete dann einen um 
die Pole der Ekliptik beweglichen Kreis 
(einen Breitenkreis, wie wir jetzt sa 
gen würden), auf welchem Dioptern, um 
nach einem Gestirne zu vifiren, angebracht 
waren, nach diesem Gestirne zu. Der 
jenige Punct, wo dieser Kreis die Eklip 
tik traf, gab die Länge des Gestirns, 
der Abstandsbogen auf dein beweglichen 
Kreise selbst seine Breite an. Die 
Beobachtung laßt sich am besten anstellen, 
wenn man, etwa um die Stellung des 
Mondes zu finden, den Ort der Sonne 
am Instrumente durch unmittelbares Vi- 
siren nach derselben in die richtige Stel 
lung bringen konnte. Wollte man fer 
ner den Zeitpunct bestimmen, wo die 
Sonne sich eben im Aequinoctium befand, 
so stellte man das Instrument genau auf, 
und beobachtete, wenn der Schatten der 
einen Hälfte des künstlichen Acquators 
auf die andere fiel. In diesem Augen 
blicke war dann die Sonne in der Ebene 
des Acquators. Fand solches aber we 
der am gestrigen noch am heutigen Tage 
genau Statt, sondern war die Sonne 
während der dazwischen liegenden Nacht 
durch die (Frühlings- oder Herbst-) Nacht 
gleiche gegangen, so suchte man zwei Zeit 
puncte zu erhalten, wo obiger Schatten 
das eine Mal nördlich, das andere 
Mal südlich um gleich viel von der 
Richtung der Ebene des Acquators ab 
wich, und konnte dann die in der Mitte 
zwischen jenen Beobachtungen liegende Zeit 
als Zeit der Nachtgleiche ansehen. 
Es hat indessen große Schwierigkeiten, 
das Instrument in der jedem Augenblicke 
entsprechenden, richtigen Stellung zu er 
halten, weil die Lage der Ekliptik (ihr 
Winkel mit dem Horizonte) sich fort 
während ändert, und können mithin 
die auf diese Weise angestellten Beobach 
tungen, obwohl sie für je ne Zeiten von 
großem Werthe waren, auf unser Zu 
trauen wenig Anspruch machen. Tpcho 
de Brahe verfiel zuerst darauf, mittelst 
solcher Ningkugeln, die er deßhalb A e- 
quatoreal-Armillen nannte, die 
gerade Aufsteigung und Abwei 
chung der Gestirne zu beobachten, 
indem er, statt wie seine Vorgänger die 
Ekliptik und den Breitenkreis, vielmehr 
den Aequator nebst einem A b w e i- 
chungskreise benutzte; und die von 
ihm erzielten Resultate find, da der Win 
kel des Ae quat o rs mit dem Horizonte 
(die A e q u a t o rs hö h e des Beobach 
ters) stets derselbe bleibt, also das 
Instrument, einmal in die richtige Stel 
lung gebracht, fortwährend darin erhal 
ten werden kann, viel sicherer. Ans Rec- 
tascension und Deklination wurden dann 
aber Länge und Breite berechnet. — 
Heutzutage werden die Armillen zu kei-
	        
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