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Jedenfalls gellt aus diesem, für die Vegetation der
Erde so bedeutsamen Bindungsvermögen der Ton
erdesilikate für Kali bei gewöhnlicher Temperatur
hervor, dafs der Kaolin seine Erstarrung nur über
hitztem Wasser verdanken kann. Die Kaolinisierung
des Granits tritt ein, wenn die von einem erstarrenden
Tiefenmagma auf steigenden überhitzten Gewässer durch
einen, geologisch älteren, Granit hindurchdringen, der
das Dach von jenem bildet. Charakteristisch ist dabei,
dafs die Kaolinisierung nach der Tiefe an Vollkommen
heit zunimmt, und dafs aus dem so veränderten Ge
stein auch gleichzeitig alle Phosphorsäure, welche in
den frischen Tiefengesteinen in Form von Apatit vor
handen war, herausgelöst ist. Bei der Verwitterung
dagegen bleibt der Apatit dem Boden erhalten. 1 ) Es
wäre eine dankenswerte Aufgabe, festzustellen, zwischen
welchen Grenzen der Temperatur die Kaolinisierung
des Feldspats auftritt und wo dieselbe abgelöst wird
von derjenigen Veränderung, welche das Ergebnis der
Verwitterung ist.
Ebenso wie der Feldspat werden auch alle anderen
Silikate der plutonischen Gesteine durch überhitztes
und nicht überhitztes Wasser zersetzt und wie beim
Feldspat lassen sich oft mehrere Arten der Zer
setzung erkennen, die an aufeinanderfolgende Tem
peraturen geknüpft sind. So z. B. entstehen aus
l ) Vgl. W ein schenk, Grundzüge der Gesteinskunde, I,
Freiburg 1902. S. 117.