Full text: Chemische Kosmographie

100 
nicht ins Laboratorium zu bannen vermöchte. Dies 
ist nun aber doch gelungen, und es hat sich dabei 
herausgestellt, dafs das Geheimnis kein allzu tiefes 
war. Es besteht nämlich nur in derZeit. Die Natur 
kann sich mehr Zeit nehmen, als der Mensch in 
seinem kurzen Dasein und gelangt so zu Präparaten, 
welche von den gewöhnlichen Laboratoriumspräparaten 
verschieden sind. 
Sehen wir genauer zu, worin die Verschiedenheit 
in unserem Fall besteht, so zeigt sich, dafs unsere 
Fällungen aus wässerigen Lösungen meist amorph 
sind, die entsprechenden Minerale dagegen kristalli 
siert. Es gibt nun einen allgemeinen Satz, welcher 
besagt, dafs amorphe Stoffe unbeständiger sind als 
kristallisierte. Unbeständig will hier sagen, dafs die 
Umwandlung des amorphen Körpers in seine kristalli 
sierte Form freiwillig und zwar eigentlich mit Not 
wendigkeit erfolgt, wenn der Kristall in Berührung 
mit amorpher Substanz gleicher Zusammensetzung 
sich befindet. Die Bedingung dieses Satzes besteht 
darin, dafs die kristallisierte Form in Wasser (über 
haupt in Lösungsmitteln) unlöslicher ist als die amorphe. 
Haben wir also eine an dem amorphen Stoff ge 
sättigte Lösung, so wird dieselbe übersättigt sein 
in Bezug auf die kristallisierte Form. Diese wird 
sich demnach ausscheiden müssen, sobald die Über 
sättigung aufgehoben wird, was im allgemeinen frei 
willig geschieht, wenn die Übersättigung einen ge-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.