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wir die chemischen Vorgänge in der Natur
verfolgen. Dies ist es, was ich unter einer chemischen
Kosmographie verstanden wissen möchte.
Meine Herren! Von einem menschlichen Stand
punkte aus betrachtet, liegt der Zweck der Welt wie
auch unseres eigenen Tuns in der Gestaltung. Uns
entzückt die Bewegung der Gestirne, das farbige Antlitz
der Erde, die Symmetrie des Kristalls, die Vollkommen
heit der lebendigen Gebilde und die hohe Kunst des
Menschen. Die Schönheit der Welt liegt in ihrer
Durchgestaltung. Sie ist, wie Alexander von Hum
boldt mit so vornehmem Idealismus es nannte, ein
Kosmos. Den Naturforscher, der ihren einzelnen
Gestalten nachgeht, begleitet bei seinen Studien die
sinnliche Freude, welche mit der Entdeckung und
Kenntnis jener Gestalten verknüpft ist. Hierin bestellt
der ästhetische Reiz und die Vergnüglichkeit der im
engeren Sinne beschreibenden Naturforschung.
Dies entbehren Physiker und Chemiker. Indem
sich ihr ungenügsames wissenschaftliches Interesse den
allgemeinen Beschaffenheiten zuwendet, durch deren
wechselndes Zusammenwirken die Gestalt besteht, ge
langen sie dazu, das Gestaltete in seine Elemente auf
zulösen, und dringen so zum Chaos vor.
Dies ist ein Geschäft der Zerstörung und verlangt
eine eigene Abhärtung und Fühllosigkeit vor der Natur.
Das Treiben des Physikers und Chemikers grenzt daran,
gegen den guten Geschmack zu gehen, und es rief den