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Umgekehrte eintreten von dem, was man gewöhnlich
beobachtet. Die beiden Phasen werden dann nicht
ihre Berührungsfläche zu verkleinern, sondern zu ver-
gröfsern trachten; die zweite Phase wird sich nicht
in Kugeln von der ersten absondern, sondern in Form
von Membranen. Wasser und Phenol sind ein typisches
Beispiel für den ersten, Wasser und Gelatine für den
zweiten Fall. Dieser kommt bei den Eiweifsen allge
mein vor.
Die Verwandlung des löslichen Eiweifses in den
unlöslichen Zustand wird beschleunigt durch Hitze.
Erwärmen führt, wie ja bekannt, zur Gerinnung
der Eiweifse. Diese Koagulation durch Hitze, die in
dessen nur bei den sog. »echten« Eiweifsen ein tritt,
wird auch durch Zusatz von Säuren, vielen Metall
salzen, Chloroform oder Äther zur Eiweifslösung be
wirkt, nicht aber durch Alkohol und durch Aussalzen
mit Chlorkalium, Ammonsulfat oder Magnesiumsulfat.
Zwar werden die Eiweifslösungen durch diese Re-
agentien auch gefällt, aber in ihrer wasserlöslichen,
unbeständigen Form.
Einige Eiweifse, wie das Fibrin und Kasein, be
sitzen sogar drei Modifikationen: die lösliche, in der
sie in Blut und Milch Vorkommen, sodann eine wenig
lösliche, in der sie sehr rasch durch Fermente (Fibrin
ferment, Labferment) übergeführt werden, schliefslich
die unlösliche, in welche die vorhergehende Modi
fikation durch Erhitzen, durch Formaldehyd u. s. w.