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die Umgebung doch recht dunkle Linie sehen. Löschen
wir unsere Lichtquelle nun aus, dann sieht man im
Spektroskop das Natriumlicht als Linie an derselben
Stelle wie vorher, aber hell auf dem nunmehr schwarzen
Grunde.
Mit dieser Einsicht war ein Mittel an die Hand ge
geben, aus den Fraunhoferschen Linien, deren wichtigste
nebenstehend (Fig. 1) abgebildet sind, die chemische
Zusammensetzung der Sonnenatmosphäre herauszu
lesen. Man brauchte blofs die Spektra der leuchten
den Dämpfe der irdischen Stoffe aufzuzeichnen und
die Koinzidenzen mit den Fraunhoferschen Linien
festzustellen. Der Durchführung dieser, übrigens grofsen
und mühseligen, Arbeit hatte aber noch eine Fest
stellung darüber vorherzugehen, dafs die Spektren
der elementaren leuchtenden Dämpfe, also ihre Farbe,
in weiten Grenzen von der Temperatur unabhängig
sind. Kirchhoff und Bunsen haben den Nach-
weis dieser Unabhängigkeit für eine Reihe von Stoffen
erbracht, indem sie z. B. Natrium in verschieden
heifsen Flammen 1 ), dann im elektrischen Lichtbogen,
schliefslich im elektrischen Funken verdampften und
feststellten, dafs die gelbe Emissionslinie des Natriums
ihren Platz dabei nicht ändert. Nur treten in. der
höheren Temperatur des Lichtbogens und des Funkens
0 Nämlich des Schwefels, der Schwefelkohlenstoffe, des
wasserhaltigen Alkohols, des Bunsenbrenners, des Kohlenoxydes,
des Wasserstoffes und des Knallgasgebläses.