Zwölfte Vorlesung.
Haben wir in der vorigen Stunde den Abbau
der organischen Stoffe betrachtet, so wollen wir nun
versuchen, auch zu Vorstellungen vom Aufbau der
selben zu gelangen. Hier führt nun die Reise ins
durchaus Unbetretene. Wir befinden uns etwa in der
Lage eines Paläontologen, der aus einem glücklich
aufgefundenen Rabenbein einen ganzen Vogel kon
struieren soll. Zwar sind ja eine ganze Reihe orga
nischer Stoffe im Laboratorium hergestellt worden:
Zucker sowohl wie Fette, ätherische Öle, Farbstoffe
u. s. f., aber kaum einer davon ist so hergestellt
worden, wie er in der Pflanze entsteht. Der künst
liche Weg ist meistens viel umständlicher und be
nutzt Hilfen und Hilfsmittel, welche im Organismus
niemals gegeben sind. Der Harnstoff z. B. entsteht
im Tierkörper nicht aus cyansaurem Ammonium,
woraus ihn Wohl er herzustellen lehrte, dagegen
z. B. aus Ammoniumkarbonat. Nun aber sind uns
die Bedingungen, welche zu dieser letzteren Synthese
eingehalten werden müssen, zur Zeit noch unbekannt.
Also ist eigentlich die organische Bildung von Harn-