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Es fragt sich nun, welcher spezielle chemische
Prozefs die Quelle der Muskelkraft ist. Aus der Tat
sache, dafs bei intensiver Arbeit die Gärung des
Zuckers unter Kohlensäure- und Milchsäurebildung
die Verbrennung unter Sauerstoffbindung überholt,
möchte man schliefsen, dafs für die Kraftproduktion
nur diese Gärungen in Frage kommen, während die
Oxydation der dabei entstandenen Produkte (aufser
Milchsäure vielleicht Alkohol) ein nachträglicher Pro-
zefs wäre, der nur Wärme entwickelte und mit der
Arbeit des Muskels nichts zu tun hätte. Leider reichen
unsere heutigen Kenntnisse vom Stoffwechsel des
Muskels nicht hin, um diese Frage zu entscheiden.
Man weifs tatsächlich noch nicht, welcher spezielle
chemische Prozefs die Energie zur Muskelarbeit liefert.
Dafs von zwei Menschen, von denen der eine
arbeitete und der andere ruhte und die beide den
selben Stoffumsatz pro Zeiteinheit besäfsen, die Ent
wickelung animalischer Wärme beim arbeitenden
Menschen kleiner sein mufs, und zwar um so viel,
als dem kalorischen Äquivalent der geleisteten Arbeit
entspricht, brauche ich wohl blofs zu erwähnen. Ist
doch die Äquivalenz von Wärme und Arbeit durch
Robert Mayer gerade aus der Wärmebilanz des
Organismus erschlossen worden.
Recht wenig weifs man dagegen davon, welche
Art von Maschine im tierischen Muskel vorliegt. Eine
Maschine ist eine Vorrichtung, in welcher irgend eine