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Bei der Gährung in offenen Gefässen kann auch durch Ver
dunstung eines kleinen Antheils der gährenden Flüssigkeit eine
geringe Vergrösserung dieses Gewichtsverlustes stattfinden.
Die Verminderung des Volumens der gährenden Flüssigkeit.
Eine jede gährende Flüssigkeit vermindert während des
Gährungsverlaufes auch ihr Volumen. Diese Volumenvermin
derung nimmt mit dem Vergährungsgrade zu und hat zwei Ur
sachen. Einmal rührt sie her von der Zersetzung des in der
Flüssigkeit gelösten Zuckers und von seinem Zerfallen in Alko
hol und Kohlensäure, wovon erstem* nur etwa halb so viel be
trägt als die zersetzte Zucker menge, und in der gegohrenen
Flüssigkeit verbleibt, letztere aber aus derselben grösstentheils
entweicht. Sie lässt sich, je nach dem Vergährungsstande der
Flüssigkeit, ziemlich genau berechnen und ist nur gering, wie
folgende vergleichende Berechnung zeigt:
100 Raumtheile einer Zuckerlösung, deren specifische Schwere
= 1.0614 und deren absolutes Gewicht = 106.14 Loth, ihr Zu
ckergehalt = 15 pCt., werden so weit vergohren, dass die spe
cifische Schwere der gegohrenen Flüssigkeit = 1.000 wird. In
diesem Falle sind 13 Gewichtstheile (Loth) Zucker durch die
Gährung zersetzt und 6.644 Gewichtstheile (Loth) Alkohol und
6.356 Gewichtstheile (Loth) Kohlensäure daraus gebildet worden.
Die gegohrene Flüssigkeit hat nunmehr nur noch ein abso
lutes Gewicht von 106.14—6.356 = 99.784 Loth, und da ihre
99 784
Dichte = 1.000, so ist auch ihr Volumen ~ ~y qqq ~ 99.784 der
ursprünglichen Raumtheile.
Man sieht, diese Verminderung des Volumens der gähren
den Flüssigkeit nach beendigter Gährung ist sehr gering
und beträgt nicht einmal % pCt. Je weniger die Flüssigkeit
vergohren, desto geringer ist sie.
Die zweite Ursache, welche eine Verminderung des Volumens
der gährenden Flüssigkeit zur Folge hat, ist nur vorhanden bei
solchen zuckerhaltigen Flüssigkeiten, welche neu gebildete Liefe
ausscheiden, und findet erst dann Statt, wenn man die ausge
schiedene Hefe von der Flüssigkeit absondert. In diesem Falle