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rungsgrad, den man erfahrungsmässig selbst bei reinem Zucker
niemals erreicht.
Diese Erfahrung, dass bei der vollständigen Vergährung
selbst des reinsten Zuckers die Saccharometer-Anzeige der
gekochten Flüssigkeit niemals = 0 wird, sondern dass dieselbe
immer eine gewisse Dichte oder eine Saccharometer-Anzeige
über 0 ergiebt, ist ganz geeignet, ein besonderes Gewicht in die
Wagschale zu legen, in welcher abgewogen wird, welche von den
zwei besprochenen Zersetzungsweisen des Zuckers durch die Gäh-
rung man für die richtigere ansehen solle. Wenn der Zucker
unter Aufnahme von 1 Atom Wasser blos in Alkohol und Koh
lensäure zerfiele und durch die Gährung vollständig zersetzt würde,
so müsste nothwendigerweise die Dichte der gekochten gegohrenen
Flüssigkeit, welche keinen Alkohol mehr enthält, = 1.000 oder
deren Saccharometer-Anzeige = 0 sein. Da dies jedoch nie
mals der Fall ist, so muss etwas in der gegohrenen Flüssigkeit
verbleiben, was ihre Dichte erhöht oder auf deren Saccharome
ter-Anzeige Einfluss nimmt. Nun kann allerdings die gebrauchte
Hefe eine solche Substanz in der gegohrenen Flüssigkeit zurück
lassen; allein die fragliche Saccharometer-Anzeige der gekochten
Flüssigkeit ist von so grossem Belange, circa 1 pCt., dass sie nicht
blos von den auflöslichen Bestandtheilen der Hefe herrühren kann
und nothwendigerweise der Bildung anderer Körper aus dem Zucker
zugeschrieben werden muss, welche in der gekochten Flüssigkeit
Zurückbleiben und deren Dichte über die des Wassers erhöhen.
Dies ist ein zweiter, aus der Beobachtung und Ermittelung
der Attenuationsverhältnisse bei dem Gährprocesse sich ergeben
der Beweggrund, welcher für die Ansicht spricht, dass die ältere
Theorie der Zersetzung des Zuckers durch den Gährprocess nicht
richtig sein könne und dass man der zweiten folgen müsse, wo
nach dabei auch ein gewisses Quantum von Nebenproducten aus
dem Zucker entsteht, weil diese mit den sich darstellenden Atte
nuationsverhältnissen besser übereinstimmt.
Auch die Angabe des wirklichen Vergährungsgrades hat
eine blos relative allgemeine Bedeutung. Sie führt zu einer be
stimmten speciellen Erkenntniss, wenn entweder die ursprüng
liche Saccharometeranzeige der zuckerhaltigen Flüssigkeit = p,
oder jene der gekochten Flüssigkeit = n bekannt ist. Es kön
nen nämlich mehrere solche Flüssigkeiten einen ganz gleichem