Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (1. Band)

329 
während der andere erst zu keimen ahfängt. Eine gleiche Keim 
fähigkeit des Getreides wird aber nie stattfinden bei einem Ge 
menge desselben von verschiedenen Jahrgängen, auf verschiede 
nem Boden oder in verschiedenem Klima erbaut. Deshalb 
müssen gewisse 
V orsich tsmassrege 1 n 
beim Einkauf, bei der Auswahl des Getreides und bei dem Kei 
men getroffen werden, die sich in folgende Puncte zusammen- 
fassen lassen. 
1) Man wähle lieber neue als alte Frucht 
Das neue, frische Samenkorn besitzt noch seine ganze un- 
geschwächte Lebenskraft oder Keimfähigkeit. Es gibt zwar Sa 
men, welche lange Zeit ihre Keimfähigkeit erhalten, ja, um 
üppig und besondern Zwecken gemäss zu wachsen, ein Abliegen 
von mehreren Jahren nicht nur ertragen, sondern vielmehr verlan 
gen — wie z. B. Leinsamen, Eicheln —, besonders solche Samen, 
welche in fettes Oel enthalten. Dagegen verlieren Samen, 
welche kein oder nur sehr wenig fettes Oel enthalten, ihre 
Keimfähigkeit Sehr bald, und zu diesen gehören die Getreide 
arten . 
Um die Keimfähigkeit derselben zu prüfen, ist es am besten, 
einen Versuch im Kleinen zu machen und nach dem sich dabei 
offenbarenden Verhalten des Getreides seine Tauglichkeit zur 
Malzbereitung zu beurtheilen. 
2) Man menge nicht altes und neues Getreide 
unter einander, sondern man verwende das neue zum Mal 
zen und das alte im ungemalzten oder rohen Zustande. Wenn 
man doch beide malzen muss, so malze man jedes besonders 
und menge erst das Malz zusammen. Die neue Frucht würde 
eher keimen als die alte, so dass bei gemengtem Getreide das 
alte Samenkorn in der Zeit seine Wurzelkeime noch nicht ge 
trieben haben wird, wo das neue schon in Graskeime ausgewach 
sen ist und man nun nothwendigerweise ein schlechtes, unglei 
ches Malz erhalten müsste. Aber auch schon beim Einquellen 
im Quellbottich wird sich ein verschiedenes Verhalten zeigen, 
indem das ältere Getreide wegen der erlittenen mehreren Aus 
trocknung eine längere Zeit zum Aufquellen bedarf, als das neue. 
Balling’s Gährungschemie. I. 22
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.