Theile an im Wasser aufgequellten Samen beobachten. Die Sa
menlappen haben die Bestimmung, der jungen Pflanze, ehe sie
noch Wurzel getrieben und Blätter gebildet hat, bevor sie also
ihre Nahrung aus dem Boden und aus der Luft aufnehmen kann,
zur anfänglichen Ausbildung und Nahrung beim Keimen zu
dienen. Zur Bildung des Keims wird deshalb ein Theil der
Substanz des Samenlappens verwendet, und dadurch verliert das
gekeimte Samenkorn im gleichen Verhältnisse an Ausgiebigkeit.
Das Keimen der Samen ist nun an die Erfüllung gewisser
Bedingungen geknüpft, ohne welche es nicht Statt Anden kann.
Es ist nothwendig, dieselben zu kennen.
Bedingungen zum Keimen der Samen.
I
Die zum Keimen der Samen nothwendigen Erfordernisse
sind folgende:
1) Ein richtiger organischer Bau des Sameils und Gegen
wart von Lebenskraft in demselben. Hat die organische Structur
des Samens eine Veränderung erlitten, sind seine Organe ver
letzt worden, ist derselbe zu alt, so keimt er nicht mehr.
2) Gegenwart von Wasser, oder ein hinreichender Grad
von Feuchtigkeit in demselben. Trockener Same keimt nicht.
Ein Ueberschuss von Feuchte oder Wasser schadet jedoch na
mentlich den Getreidesamen, indem es durch Abhaltung des at
mosphärischen Sauerstoffes das Keimen aufhält und sonst noch
eine schädliche Zersetzung und Extraction des Samens ver
anlasst.
3) Berührung mit Sauerstoff oder mit der atmosphärischen
Luft. Die Samen keimen nicht unter mit Oel bedecktem Was
ser, oder in ausgekochtem und dadurch luftleer gemachtem Was
ser, welches sich in einer mit Quecksilber abgesperrten Glocke
befindet. Wenn sie auch zuvor im Wasser aufgequellt worden,
so keimen sie nicht: im Oel, wenn sie zu tief in der Erde liegen,
im luftleeren Raume, im Wasserstoffgas, Stickgas und im koh
lensauren Gase. Sie zeigen in diesen Mitteln zwar einen Anfang
des Keimens, und zwar meistens ebenso schnell als in der at
mosphärischen Luft oder im Sauerstoffgase, wobei sie eine kleine