Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (1. Band)

derselben, durch ihr Verhalten beim Weichen, so wie auch durch 
die herrschende Gewohnheit der Bierbrauer mancherlei Abän 
derungen,. welche alle zu beschreiben hier nicht der Ort sein 
kann, indem es sich vorzüglich darum handelt, die dabei zu be 
folgenden Grundsätze festzustellen, von welchen man sich ohne 
Gefahr des Verderbens nicht zu sehr entfernen darf. 
Nachdem die Gerste zum gehörigen Grade aufgequollen ist, 
befördert man das Keimen durch eine von selbst erfolgende Er 
wärmung derselben, welche eintritt, wenn dieselbe in höhere 
Haufen aufgeworfen wird. Ist daher das Wasser aus dem Quell- 
stock abgeflossen, die Gerste abgetropft, so wird sie aus dem 
Quellstock auf die Malztenne ausgeworfen, in 6 bis 10 Zoll hohe 
Beete ausgebreitet und einige Male in kurzen Zeiträumen umge 
schaufelt. Diese Operation bezweckt vorerst, die gequellte Gerste 
äusserlich abzutrocknen und die weitere vollständige Durchdrin 
gung des Samenkorns vom Wasser zu bewirken; denn die Er 
fahrung lehrt, dass eine so behandelte Gerste viel regelmässiger 
und gleichartiger keimt. Ist dies erreicht, so wird sie mit ei 
ner leichten Wurfschaufel zu einem höhern viereckigen Haufen 
gebracht, in dieser Höhe gleichförmig ausgebreitet, und bleibt 
nun in jener Form so lange liegen, bis sie sich etwas erwärmt 
hat und man an der Oberfläche der Körner einen schwachen 
Schweiss (Feuchte) bemerkt. Die Höhe, auf welche man hier 
bei die Gerstenbeete bringt, richtet sich vornehmlich nach der 
Temperatur der Gerste und des Locals; je höher die Tempera 
tur, desto niedriger — je niedriger die Temperatur, desto höher 
werden diese Haufen, im Herbste und Frühjahre auf 15 — 18 
Zoll, im Sommer 12 — 15 Zoll, im Winter auch bis 24 Zoll hoch 
gemacht, damit die Selbsterwärmung gehörig befördert und eine 
schädliche Abkühlung vermieden werde. Durch 12 bis 20 Stun 
den erscheint die Gerste äusserlich trocken; nach 24 bis 3fi 
Stunden bemerkt man eine Erhöhung der Temperatur in den 
Haufen; sie nimmt gegen jene des Locals um 5 bis 8 Grade 
zu. In diesem Zeitpuncte fängt die gequellte Gerste an zu 
schwitzen; sie wird wieder feucht, und man fühlt die Nässe, 
wenn man die Hand in den Haufen steckt. Ein angenehmer 
Geruch nach Aepfeln verbreitet sich, die Wurzelkeime treiben 
hervor, man bemerkt eine weisse Erhabenheit an den Spitzen 
der Gerstenkörner (die Gerste sticht oder spitzt), die Hülse öff-
	        
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