Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und praktisch dargestellt (1. Band)

52 
Prof. Siemens und Dr. Gail haben diese Feuerungs-Construc- 
tionen mit Vortheil angewendet. 
Bei dem Keimen der Getreidearten entsteht ebenfalls Wärme. 
An den einzelnen Samenkörnern ist diese Temperaturs-Zunahme 
nicht bemerkbar, weil unsere Instrumente, welche wir zu ihrer 
Beobachtung anwenden, theils zu wenig empfindlich sind, theils 
weil sich diese Temperatur mit jener der umgebenden Atmo 
sphäre durch Ableitung der Wärme zu schnell ausgleicht. 
Aber wenn grössere Massen von Getreidesamen über einan 
der liegend keimen, wird diese Temperaturs-Zunahme sehr 
merklich und kann selbst bis zu einem beträchtlichen Grade 
gesteigert werden. Von dieser frei werdenden Wärme, welche 
eine Folge des beginnenden Vegetationsprocesses in den kei 
menden Samen ist, macht der Zymotechniker keinen Gebrauch. 
Aber er muss auf ihre Entwickelung Rücksicht nehmen, denn 
sie hat einen wichtigen Einfluss auf die Beschaffenheit des er 
zeugten Getreidemalzes und auf jene der daraus bereiteten ge 
goltenen Getränke. Deshalb muss er sie kennen und im Stande 
sein, diese Zunahme der Temperatur nach Erforderniss zu regeln. 
Auch der Gährprocess ist eine Quelle der Wärme; sie 
gibt sich durch eine Zunahme der Temperatur der gährenden 
Flüssigkeit zu erkennen. Bei kleinen Mengen gährender Flüssig 
keiten ist diese Wärme-Zunahme weniger wahrnehmbar, weil die 
Temperatur der Umgebung, der äusseren Atmosphäre, darauf zu 
mächtig ausgleichend wirkt. Desto merklicher ist sie bei der 
Gährung grösserer Massen von Flüssigkeiten, wobei sie, nach 
Umständen, bis 10 und 15° C. über die ursprüngliche Temperatur 
der in die Gährung versetzten Flüssigkeit steigt. Auch von 
dieser frei werdenden Wärme macht der Zymotechniker direct 
keinen Gebrauch; sie trägt aber offenbar zufällig dazu bei, die 
Temperatur der Gährlocalitäten zu erhöhen und diese auf einem 
gewissen mittlern Standpuncte zu erhalten. Auch ist es dem 
Zymotechniker nützlich, wenn er sie beobachtet, weil er dadurch 
über den Verlauf des Gährprocesses Aufschluss erhält. 
Noch eine dem Zymotechniker bemerkbare Quelle der Wärme 
ist jene, welche frei wird bei der Vermischung des Alkohols 
oder Weingeistes mit Wasser. Sie ist eine Folge der Verdichtung, 
welche beide Flüssigkeiten bei ihrer Vermischung erleiden, und 
weder von grosser Bedeutung, noch von Anwendbarkeit; aber sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.