416
höherer Temperatur, Ausschluß der atm. Luft von der unmittel
baren Berührung mit der Jährenden Flüssigkeit (Gährung im
Verschlossenen beim Wein, Aufbewahrung der gegohreuen Flüssig
keiten in verspundeten Fässern oder in verkorkten Flaschen);
3. bei geringem Alkoholgehalte der gegohrenen Flüssigkeiten
möglichste Erhöhung desselben durch Erzeugung solcher von
größerem Alkoholgehalte. (Erzeugung von Bieren aus Würzen
nicht unter 11—12 pCt. Extractgehalt und einem Vergährungs-
grade von wenigstens 0.66; Aufbesserung schwachen Weinmostes
mit reinem Stärkezucker); schnelle Consumtion solcher geistiger
Getränke. Nebst diesem gibt es bei dem Bier noch Mittel,
welche die Essigbildung zu verzögern im Staude sind, wie die
° antiseptisch wirkenden Harze und ätherischen Öle (Hopfenharz
und Hopfenöl.)
Die Neutralisirung der gebildeten vorhandenen Essigsäure
mit Basen bringt nicht nur ein essigsaures Salz in die Flüssig
keit, sondern hemmt auch erfahrungsmäßig den Fortschritt der
Essigbildung, wenn dieser einmal begonnen hat, nicht.
Die Essigsäure ist flüchtig, und läßt sich aus allen gegoh
renen alkoholhaltigen Flüstigkeiten durch Destillation mit dem
Alkohol abscheiden, weßhalb die Destillate von allen Weinen,
Biergattungen von den Branntweinmeischen (z. B. der Lutter)
rc. mehr oder weniger sauer reagiren, und zur Erhaltung einer
reinen wässerig alkoholigen Flüssigkeit mit Zusatz von Kreiden
pulver (oder Basen überhaupt) wodurch die Essigsäure fixirt
wird, rectificirt werden müssen. Die Estigsäure sowohl als
Flüssigkeiten welche dieselbe enthalten besitzen einen sauren Ge
schmack und Geruch, welcher letztere besonders in solchen Loca-
litäten stark hervortritt, wo sich geistige Flüssigkeiten in der
Essiggährung befinden, wie in Essigstuben, und in vernach
lässigten Gährstuben der Branntweinbrenner, worin der in der
Luft befindliche Alkoholdunst im Übergange in Essigsäure be
griffen ist.
Von der reinen Essigsäure, von ihrer Darstellung und
ihren Eigenschaften wird bei Betrachtung der Essigfabrikation
die Rede sein.
Die Bildung der Essigsäure aus Alkohol wird auf nach
stehende Weise erklärt:
Der Alkohol oder das Äthyloxydhydrat nimmt dabei vor-