V
einigt durch die Kraft der chemischen Verwandschaft. An der
Bildung derselben hat aber nebstdem noch die Lebenskraft An
theil genommen, welche darauf einen derart modificirenden Ein
fluß nimmt, daß sie die Elemente disponirt, sich je nach der
specisischen Natur des Organismus zu Körpern bestimmter dem
selben eigenthümlicher Art zu vereinigen. So z. B. wird dnrch
die eigenthümliche Richtung der Lebenskraft bedingt, in dem
Zuckerrohr und in der Runkelrübe immer Zucker, in den Ge
treidesamen und in den Kartoffeln immer Stärkmehl erzeugt.
Zucker und Stärkmehl bestehen aber ans denselben einfachen
Stoffen. Die Lebenskraft, während der Vegetationsperiode der
Pflanze wirksam ist es, welche dieselben einfachen Stoffe dis
ponirt, in der einen Pflanze immer sich zu Zucker, in der an
deren sich zu Stärkmehl zu vereinigen.
Die Erfahrung lehrt, daß diese organischen Stoffe um so
beständiger sind, aus je weniger Elementen sie bestehen oder
je einfacher ihre Zusammensetzung ist, und daß sie sich um so
leichter zersetzen, je vielfältiger sie zusammengesetzt sind.
Wenn diese organischen Stoffe, sobald das Leben des Or-
ganism aufgehört hat oder nachdem sie von demselben abge
trennt worden sind unter gewissen Umständen sich selbst über
lassen bleiben, so tritt eine eigenthümliche je nach den einwir
kenden äußeren Einflüssen und nach der Mischung des organi
schen Körpers modificirte Zersetzung derselben ein. Die Le
benskraft hat nun aufgehört, erhaltend die Elemente verbin
dend auf diese Stoffe zu wirken; sie ordnen sich ihren wech
selseitigen Anziehungen nach Qualität und Masse folgend zu
neuen einfacheren Verbindungen von größerer Festigkeit oder
Beständigkeit, und damit ist allmähliges Verschwinden der ur
sprünglichen äußeren und chemischen Verbindungsform des or
ganischen Körpers gegeben.
Die neuen Verbindungen welche dabei entstehen, sind von
sehr verschiedener Art, theils zweifache, theils dreifache und
auch noch mehrfache Zusammensetzungen, wovon die letzteren
aber ebenfalls wieder einer weiter fortschreitenden Selbst-Ent
mischung fähig sind.
Bei der genannten Selbst-Entmischung der Körper orga
nischen Ursprungs treten mithin Zwischenproducte und
Endproducte auf. Beide sind verschieden nach der ursprüng
lichen Mischung des in freiwillige Zersetzung übergegangenen