Full text: Die Bierbrauerei wissenschaftlich begründet und practisch dargestellt (1. Band, 1. Theil)

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Das Diastas. 
Als durch den Keimproceß veränderter Kleber ist diese Sub 
stanz schon lange vermuthet und wurde bisher in der Bierbrauerei 
und Branntweinbrennerei angewendet, ohne den Stoff im ge 
keimten Getreide — Malze — zu kennen, welcher die so merkwür 
dige Eigenschaft besitzt, das Stärkmehl in Dextrin, Dextringummi 
und Dextrinzucker umzubilden, oder ihn daraus abzuscheiden. 
Kirchhof machte darauf (1812) mehr aufmerksam; in neuerer 
Zeit wurde dieser Stoff von Payen und Persoz aus der ge 
keimten Gerste abgeschieden, untersucht und Diastas benannt. 
Das Diastas findet sich in den gekeimten Getreidesamen 
und in den Würzelchen derselben, insofern Versuche ge 
zeigt haben, daß auch die Wurzelkeime die Fähigkeit besitzen 
Stärkmehl in Gummi und Zucker umzuwandeln, aber nicht in 
den Blattkeimen. Die gekeimte Gerste enthält um so mehr 
Diastas, je gleichartiger die Körner gekeimt und die Wnrzelkeime 
sich zu einer gleichen bis doppelten Länge des Korns ent 
wickelt haben. Um es abzuscheiden, zerquetscht man frisch ge 
keimte Gerste, befeuchtet sie ungefähr mit der Hälfte ihres Ge 
wichtes Wasser und preßt dieses Gemenge stark aus, was man 
allenfalls wiederholt. Die abgepreßte Flüssigkeit enthält Diastas, 
Albumin, Mucin(?), Zucker und Gummi. Sie wird mit so 
viel Weingeist versetzt, als nothwendig ist, ihre schleimige Be 
schaffenheit zu zerstören und den größten Theil des Albumin, 
Gummi und Mucin (?) niederzuschlagen, welche man durch Fil 
tration scheidet. Versetzt man nun das Filtrat mit mehr Wein 
geist, so wird dadurch das noch aufgelöst gewesene Diastas im 
unreinen Zustande gefällt. Man reinigt es durch dreimal wie 
derholte Auflösung dieses Niederschlags im Wasser und bebro- 
chene Fällung mit Weingeist. Zum letzten Male sammelt man 
das Präcipitat auf einem Filter, nimmt es noch feucht davon 
ab und trocknet es durch Ausbreiten auf einer Glasplatte in 
dünnen Schichten in einen: Strome 45—50° C. warmer Luft. 
Man zerreibt es hierauf zu Pulver und verwahrt es in einer 
gut verschlossenen Flasche. In trockener Luft läßt es sich sehr 
lange aufbewahren. 
Zu technischen Zwecken wendet man nicht reines Diastas 
an, da dessen Darstellung zu umständlich und kostspielig wäre. 
Hierzu genügt ein bei 40" R. Temperatur bereitetes wässeriges
	        
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